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Sanierung des historischen Gebäudes am Schönhauser Park beginnt demnächst In alter Orangerie blühen wieder Blumen

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 26.02.2014, 02:16

Die tristen Tage der Orangerie des einstigen Schönhauser Rittergutes am Rande des Parks sind gezählt. Blumen blühen bald in dem zuletzt als Gärtnerei genutzten Gebäude, an dem der Zahn der Zeit nagte und das auch über einen Meter hoch im Flutwasser stand.

Schönhausen l Nachdem sie ihre Unterschrift unter den Kaufvertrag setzte und damit endlich Nägel mit Köpfen machte, hat Anke Zielke so manche schlaflose Nacht hinter sich. Die Inhaberin der "Blumenwiese" wagt sich an ein großes Projekt: die Sanierung des zuletzt von der Gärtnerei der LPG genutzten Gebäudes nahe dem NP-Markt. Im frühen 18. Jahrhundert als Orangerie des Bismarschen Gutes gebaut, gleicht es heute einer abrissreifen Ruine, steht unter Denkmalschutz. Darauf war zu DDR-Zeiten kein Wert gelegt worden: Fenster wurden so eingebaut, wie es den Mietern gerade passte, tragende Deckenbalken wurden einfach rausgesägt und draußen stören Anbauten das harmonische Gesamtbild.

"Es ist viel zu tun. Wir schaffen auch nicht alles gleich auf einmal, aber Schritt für Schritt." Anke Zielke ist zuversichtlich, dass der Brief mit dem großen roten Punkt vom Bauamt bald eintrifft und die Handwerker loslegen können. Auch wenn sie professionelle Hilfe braucht, so wird doch auch viel Eigenleistung reingesteckt. "Meine Familie steht hinter mir und Freunde wollen zupacken", stellt sich die Melkowerin zuversichtlich der Herausforderung. Vor zehn Jahren hatte sie schon mal mit dem Gebäude nur einen Steinwurf neben ihrer "Blumenwiese" im Gebäudekomplex am NP-Markt geliebäugelt. Doch die Zeit war noch nicht reif und es gab keinen triftigen Grund. Denn das Geschäft, das sie am 1. März 2001 eröffnet hatte, lief gut, viel Arbeit hatten sie in die Ausstattung der Verkaufsfläche gesteckt.

Flut hat Inventar komplett zerstört

Doch die hat die Flut zunichte gemacht. Gut anderthalb Meter hoch war das Deichbruchwasser in den Laden geflossen, hat alles zerstört. Nur eine stinkende Masse aus Blumen und Deko hatte Anke Zielke drei Wochen nach dem Deichbruch, als das tief gelegene Gelände endlich wieder betreten werden konnte, vorgefunden. An eine schnelle Wiedereröffnung war nicht zu denken, erst musste der Besitzer alles sanieren. Das wird Monate dauern. Diesen Verdienstausfall konnte sich die Geschäftsinhaberin, die auch noch eine Angestellte beschäftigt, nicht leisten und suchte nach einem Ausweich.

Den fand sie im alten Vivo-Markt in der Fontanestraße mitten im Ort. "Ich habe Ölmanns viel zu verdanken. Sie machten es möglich, dass ich mich hier einrichten konnte und sehr gute Bedingungen vorfinde." Doch eine Dauerlösung ist das nicht. Zurück an den NP-Markt? Es wird wieder Kraft und Geld kosten, aus dem Laden das zu machen, was er mal war. "Dann können wir auch gleich richtig investieren. Der Laden war mir mit seinen 50 Quadratmetern inklusive Lager so und so zu klein."

Anke Zielke wägt das Für und Wider ab, denkt an die nächsten 20 Jahre, die sie noch arbeiten muss. Die Kredite sind derzeit günstig und ein Baufachmann bestätigt, dass die Substanz der Orangerie mit 50 Zentimeter dicken Wänden gar nicht so schlecht ist.

Mit dem Kauf des Geländes beginnt ein Antragsmarathon. Denn das Haus steht unter Denkmalschutz, viele Vorschriften sind zu beachten. "Bei den Ämtern bin ich auf offene Ohren gestoßen und ich kann mich wirklich nicht über mangelnde Unterstützung beklagen."

Platz für Verkauf und eine kleine Sitzecke

Die Pläne sehen die teilweise Wiederherstellung des alten Bildes vor. Sechs bodentiefe Fenster werden Richtung Kirche zeigen, jetzt gibt es hier drei Fenster und einen Eingang. Der kommt auf die Giebelseite - groß und repräsentativ. Das Untergeschoss bietet auf 80 Quadratmetern viel Platz für den Verkaufsraum und auf 20 Quadratmetern für Lager und Toilette. "Der Platz reicht auch für eine kleine Kaffeeecke, in die ich mich mit Kunden zurückziehen kann, um Absprachen für die Ausgestaltung von Feiern zu treffen." An der Hausseite zum Park hin entsteht eine 90 Quadratmeter große Terrasse für Außenkeramik. Das Kellergeschoss ist vorerst nicht für eine Nutzung vorgesehen.

Im Obergeschoss wollen Zielkes zwei kleine Wohnungen ausbauen. "Aber das kommt zum Schluss, erst einmal hat der Laden Vorrang." Ende des Jahres will Anke Zielke die neue "Blumenwiese" eröffnen. Fertig ist dann noch lange nicht alles, auch die Fassade wird wohl noch nicht angeputzt sein. Denn die Wände sind nach der Flut immer noch feucht, das Gemäuer soll Zeit zum Trocknen haben.

Als erstes wird das Dach erneuert - das ist auch der finanziell größte Posten. Denn der Dachstuhl muss zum großen Teil erneuert werden und auch Biberschwänze werden wieder verlegt. Gauben sorgen für zusätzliches Licht in den Wohnungen. In sie gelangt man über eine Außentreppe. Dem stimmte der Denkmalschutz nach anfänglichem Zögern zu, erfolgt der Anbau doch an der Seite, die nicht zum Park und somit zum historischen Ensemble zeigt.

Wenn die Gemeinde dann auch noch ihr Gelände parkähnlich gestaltet und den Zugang zum Park hier anlegt, dann wird sicher alles ganz ansprechend und einladend aussehen. Bleibt dann nur noch die alte, ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Scheune, die der Gemeinde gehört. Pläne gibt es für sie auch, nur fehlt bislang das Geld und der Mut, sich an dieses Projekt zu wagen.