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Preisträger erklärt, weshalb Soldatenkönig und russischer Zar Automaten in sich haben sollen Mit Postkarten ist Kunstförderung möglich

Von Andrea Schröder 08.03.2014, 02:15

Das legendäre Bernsteinzimmer wurde 1716 in Havelberg übergeben. Knapp 300 Jahre später haben Studierende der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Preise überreicht bekommen: Für ihre Arbeiten zum historischen Treffen zwischen dem preußischen König und dem russischen Zaren.

Havelberg l Voll war es am Donnerstagabend im Sitzungssaal des Rathauses. An der Preisverleihung für den Kunstwettbewerb "Die Übergabe des Bernsteinzimmers in Havelberg" eine halbe Stunde vor Beginn der Stadtratssitzung nahmen auch etliche Bürger teil. Im Vorfeld schaute mancher hoch ins Obergeschoss, wo die sechs Entwürfe ausgestellt waren. Es entbrannten Diskussionen etwa zum vorgeschlagenen Standort auf dem Domplatz vor den Stadtwerken - besser ist in mancher Augen der Propsteiplatz -, zu den Schlitzen für die Kartenautomaten in den Figuren und zur Größe.

Bürgermeister Bernd Poloski würdigte zur Prämierung die Arbeit der sieben Studierenden der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, die sich, begleitet von Dekan Prof. Bruno Raetsch, intensiv mit dem historischen Thema des Treffens zwischen dem preußischen König und dem russischen Zaren in Havelberg und der ausgetauschten Gastgeschenke beschäftigt haben. Er dankte auch den Mitgliedern der Jury, die sich einen Tag im Dezember die Entwürfe vorstellen und erklären ließen und dann aus der jeweiligen fachlichen Beurteilung heraus die Entscheidungen trafen. Der Künstler, der das Siegerobjekt entworfen hat, erhielt am Donnerstag die Gelegenheit, seine Arbeit kurz vorzustellen. Wie berichtet, stellt Anton Schumann die beiden Monarchen aus dem 18. Jahrhundert recht lebensnah dar. Wie genau sie zueinander stehen, will er erst bei Stellproben auf dem Domplatz festlegen. Das Klassische dieses Denkmals hebt er auf durch alte Automaten, aus denen Besucher Kunstkarten gegen einen Obolus ziehen können. Dadurch treten die Besucher mit den Figuren in Kontakt. "Turban" heißt die Automatentechnik aus den 1930er Jahren, die dann in der DDR bis in die 1980er Verwendung fand. Für die rein mechanisch funktionierenden und robusten Automaten hat er schon einen Produzenten gefunden.

Hochwertige Arbeiten der Studierenden

Waren es im Vorfeld vor allem die Automaten in den Figuren, die manch einer bedenklich findet, gelang es Anton Schumann mit seiner überzeugenden Vorstellung, Abneigungen abzubauen. Mit den Kunstkarten zum Thema Bernsteinzimmer und "Lange Kerls" (diese Geschenke tauschten Friedrich Wilhelm I. und Zar Peter I. beim Treffen in Havelberg) würde die Stadt nachhaltig zur Kunstförderung beitragen können, warb der junge Mann für seine Idee. Denn die Einnahmen sollten in eine Kunststiftung fließen. Der Havelberger Norbert Kühnel, der die Figuren gern entweder größer oder auf ein Podest stehend gesehen hätte, sagte im Anschluss: "Nach dieser Erklärung kann ich mich eher mit dem Gedanken an die Automaten anfreunden." Museologin Sabine Ball würde allerdings den Bauchbereich der Figuren nicht so passend finden. Ihre Idee: eine Jackentasche.

Details, die alle demnächst abgesprochen und geklärt werden, versicherte Anton Schumann. Gespannt auf die technische Ausführung ist zum Beispiel Klaus-Dieter Steuer vom Sanierungsträger BIG Städtebau, der die Grundidee für die Skulptur sehr gut findet.

Bruno Raetsch hob die Idee der Automaten und der möglichen Kunstförderung hervor, die letztendlich ausschlaggebend für die Vergabe des ersten Preises an Anton Schumann war. Die Studierenden sind sehr unterschiedlich an das Thema herangegangen, haben sehr hochwertige Arbeiten vorgelegt. Er sagte auch, dass er das Thema und die vorgegebene Figuration zunächst sehr schwierig fand. Doch durch das beharrliche Dranbleiben von Initiatorin Petra Jonschkowski entschied er sich für die Arbeit mit den Studierenden, von denen einige mittlerweile Absolventen sind.