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Letzte reguläre Einberufung im Panzerpionierbataillon 803 in Havelberg / Die Volksstimme sprach mit sieben Rekruten "Die Kameradschaft zu spüren, ist bestimmt sehr schön"

Von Nelly Simon und Dieter Haase 05.01.2011, 04:22

Havelberg/Klietz. Zum letzten Mal sind am Montag junge Männer zum Pflicht-Wehrdienst einberufen worden. In der Klietzer Kaserne "Im Walde" begrüßte das in Havelberg stationierte Panzerpionierbataillon 803 insgesamt 79 Rekruten zum Beginn der Allgemeinen Grundausbildung. Die Volksstimme unterhielt sich mit einigen von ihnen.

Christopher Bresch, 18 Jahre, aus Stendal: Ich habe mich gleich für zwei Jahre verpflichten lassen. Vorher war ich einen Monat lang arbeitslos. Ich wollte wieder Sicherheit in meinem Leben haben, einen festen Platz. Wirklich Gedanken darüber, was mich bei der Bundeswehr erwartet, habe ich mir nicht gemacht. Lieber lasse ich es auf mich zukommen. Die erste Zeit wird mit Sicherheit anstrengend und besonders an das frühe Aufstehen werde ich mich erst gewöhnen müssen. Aber zum Glück wohne ich nicht sehr weit weg und kann jedes Wochenende nach Hause fahren. Wenn es mir gefällt, kann ich es mir gut vorstellen, mich für 13 Jahre verpflichten zu lassen.

Felix Schwabe, 19 Jahre, aus Magdeburg: Ein bisschen ärgert es mich schon, dass ich zu den Letzten gehöre, die ihre Wehrpflicht absolvieren müssen. Im Oktober fange ich mit meinem Studium in Dresden an und wäre vorher lieber noch eine Weile nach Australien oder Neuseeland gegangen. Aber ich versuche es, optimistisch zu sehen. Bestimmt kann ich bei der Bundeswehr viel dazu lernen. Sich in ein Team anzupassen zum Beispiel, oder auch disziplinierter zu werden. Meine Mutter ist da noch skeptisch. Die fürchtet, dass der Umgangston sehr hart werden könnte.

Stephan Röser, 19 Jahre, aus Niederndodeleben: Meine beste Freundin hat beim Abschied geweint. Immerhin trennen uns die nächsten sechs Monate knapp 100 Kilometer. Ich spiele auch mit dem Gedanken, mich danach als Zeitsoldat verpflichten zu lassen. Es kommt darauf an, wie meine Zeit im Wehrdienst ablaufen wird. Ob es mir überhaupt liegt und wie das Klima und die Vorgesetzten sind. Vorher habe ich eine Ausbildung zum Bäcker gemacht. In den Betrieb könnte ich auch wieder zurückkehren, falls das mit der Bundeswehr nichts für mich ist. Meine größte Angst ist, dass ich mit den anderen nicht mithalten kann und mich blamiere. Ich will auf gar keinen Fall das Schlusslicht sein und werde mich deshalb sehr bemühen.

Maik Presuhn, 18 Jahre, aus Wulkau ist einer von drei jungen Männern aus der Region, die ihre Grundausbildung in der Klietzer Kaserne "Im Walde" begonnen haben. Neben ihm sind das noch Michel Scharnbeck aus Havelberg und David Wiek aus Sydow. Maik freut sich auf die Zeit bei der Bundeswehr und möchte nach der Grundausbildung über eine noch längere Dienstzeit – bisher sind es sechs Monate – nachdenken (Volksstimme von gestern). "Falls ich mich doch nur für den Grundwehrdienst entscheide, will ich in diesem Jahr auf jeden Fall noch eine Lehre zum Altenpfleger beginnen", sagt Maik. Das ist ein Beruf, in dem auch seine Mutter arbeitet und in den er in mehreren Praktika schon hineingerochen hat. "Die Altenbetreuung ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber ich könnte mir vorstellen, in diesem Beruf alt zu werden", schmunzelt der junge Wulkauer.

<6>Alex Kelle, 21 Jahre, aus Eickendorf bei Magdeburg: Ich lasse mich überraschen, was in den sechs Monaten Wehrdienst alles auf mich zukommen wird. Freiwillig hätte ich das aber garantiert nicht gemacht. Trotzdem hoffe ich, dass es eine schöne Zeit wird und ich Freunde fürs Leben finde. Das Gefühl, den Zusammenhalt unter den Kameraden zu spüren, ist bestimmt sehr schön. Darauf freue ich mich am meisten. Worauf ich nicht wirklich Lust habe, sind Zeltausflüge. Draußen bei der Kälte zu schlafen, stelle ich mir nicht so gemütlich vor. Aber das haben genug andere vor uns geschafft, also werde ich es mit Sicherheit ebenso meistern. Außerdem geht es ja bei der Bundeswehr darum, sich auch mal zusammenzureißen. Danach werde ich wieder in meinem Ausbildungsbetrieb als Lebensmitteltechniker arbeiten.

<7>Daniel Meisinger, 22 Jahre, aus Mellen bei Lenzen: Die Bundeswehr hat mich schon immer interessiert. Mein großer Bruder hat nur Gutes von seinem Wehrdienst erzählt und aus diesem Grund wollte ich selbst schauen, wie es da zugeht. Ich habe mich für zwei Jahre verpflichten lassen und freue mich darauf, jetzt meine eigenen Erfahrungen machen zu können. Angst davor, was mich hier erwartet, habe ich nicht. Ich denke, ich bin sehr gut vorbereitet. Bis zu meinem Wehrdienst habe ich als Fleischer gearbeitet und musste jeden Morgen um fünf anfangen. Das frühe Aufstehen bin ich also gewöhnt. Auch sportlich bin ich ganz fit. Nach der Bundeswehr habe ich vor, wieder in meinem alten Betrieb zu arbeiten.

Tim Pahlke, 21 Jahre, aus Magdeburg: Die Bundeswehrzeit ist bestimmt nicht verkehrt fürs Leben. Trotzdem wäre ich lieber in meinem Tischlerberuf geblieben, als ihn für ein halbes Jahr unterbrechen zu müssen. Ansonsten aber bin ich fit für den Bund, zumindest was die sportliche Seite betrifft. So laufe ich sehr viel und habe auch mal aktiv American Football gespielt.