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Therapie für die Kinder, die von der Deichbruch-Katastrophe betroffen waren / Weitere Projekte im Angebot Angstfresser hilft, Erlebnisse der Flut zu verarbeiten

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 16.04.2014, 03:23

Die Aufarbeitung der Erlebnisse während der Flut ist wichtig für die Menschen, die unmittelbar von der Katastrophe betroffen waren oder auch angstvolle Stunden in Evakuierung verbrachten. Derzeit findet ein Workshop für Grundschüler im Schönhauser offenen Atelier statt.

Elbe-Havel-Land l Sind es sonst Erwachsene, die sich hier mittwochs zur Kunsttherapie mit Julia Wübbenhorst von der Caritas treffen, so sitzen seit Montag zwei Mädchen an den Tischen, malen, filzen, erzählen. Der dreitägige Workshop ist ein Angebot, den Anna Liban den Schülern der Wuster Schule unterbreitet hat. Die 21-Jährige aus Neukamern hat das Projekt "Spuren im Land" zusammen mit Benjamin Gehne aus Arneburg entwickelt und in der Dresdener Hilfsorganisation "arche noVa" einen Finanzierer gefunden. Träger des halbjährigen Projektes ist der Kamernsche Verein "Neugierig". Anna Liban, die im Dezember ihren einjährigen europäischen Freiwilligendienst im Nachkriegsgebiet in Kroatien beendet hat und sich ab Herbst Europäischen Studien an der Uni im Magdeburg widmen will, erzählt von der breiten Unterstützung durch "Neugierig". Zu den Angeboten gehören ein Theater- und Fotoworkshop Anfang Juni im Grünen Haus in Kamern, ein Lehmbauprojekt für Havelberger Sechstklässler, ein Hochwasserschutz-Projekt für Sechstklässler aus Tangermünde oder ein mehrwöchiges Angebot für Klietzer Schüler zum Thema "(Jahr)Hundertwasser". Und auch der Workshop für die Wuster Schüler ist Bestandteil von "Spuren im Land". Den führt sie zusammen mit Julia Wübbenhorst durch. Im Offenen Atelier unterm Dach des Bürgerzentrums haben die beiden jungen Frauen am Montag mit den teilnehmenden Fischbecker Mädchen Eva Rektorik und Vivien Worm zunächst über die Flut erzählt. Die Schülerinnen malten den Deichbruch, Hubschrauber und schwitzende Menschen beim Sandsackverlegen auf dem Deich. Immer wieder erzählten sie von ihrer Angst um die Tiere, die im Wasser ertrinken könnten. Vivien erzählte, wie wichtig ihr war, dass ihr Plüschhase mit in die eilig gepackte Tasche musste. Für Eva war das Wohl des Familienhundes wichtig. Gestern malten sie u.a. eine Körperlandkarte mit den Stellen, an denen Angst, Sorgen, Wut und Liebe zu finden sind. "Die Kinder sollen lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen, um bei künftigen Situationen stark zu sein." Gemeinsam mit der Kunsttherapeutin filzten die Mädchen Angstfresser. Diesen kann man alles erzählen oder auf einen Zettel geschrieben in den großen Mund stecken. Und die Kinder entwickelten einen "inneren Helfer", der ihnen bei schwierigen Situationen zur Seite steht. Und sie schafften sich im Kopf "einen sicheren Ort", an den nur sie sich zurückziehen können.

Eva und Vivien hat die Kunsttherapie Freude bereitet. Dass sie ein großes Stück der schlimmen Erinnerungen verarbeitet haben, merkten sie gar nicht. Die Bilder, den Angstfresser, den inneren Helfer nehmen sie mit nach Hause - das kann ihnen niemand mehr nehmen.

Wer Interesse an den Angeboten von Anna Liban hat, kann sie anrufen unter Tel. 0174/2066134. Das Offene Atelier im Schönhauser Bürgerzentrum steht mittwochs ab 14 Uhr allen Erwachsenen offen.