1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Der Vater des Magdeburger Modells ist tot

Der Vater des Magdeburger Modells ist tot

Seine Krankheit war lange bekannt - nun hat er den Kampf verloren:
Sachsen-Anhalts früherer Ministerpräsident Reinhard Höppner starb in der
Nacht zu Pfingstmontag. 1994 hatte er Politik-Geschichte geschrieben:
Als er sich von ganz links ins Amt verhelfen ließ.

09.06.2014, 19:44

Magdeburg (dpa/vs) l Der 65-Jährige litt seit Jahren an Krebs. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei erwachsene Kinder. Höppner ließ sich als erster Ministerpräsident mit Hilfe der damaligen PDS - der heutigen Linkspartei - ins Amt wählen.

Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) würdigte Höppner als "Persönlichkeit, die als Vizepräsident der Volkskammer, in zwei Legislaturperioden als Ministerpräsident und bis in die Gegenwart als Repräsentant der EKD unser Land Sachsen-Anhalt maßgeblich geprägt hat."

SPD-Landeschefin Katrin Budde sagte, die Sozialdemokratie und Sachsen-Anhalt verlören "einen großen Politiker der ersten Stunde". Höppner sei ein leidenschaftlicher Vorkämpfer für die Interessen Ostdeutschlands gewesen und habe viel für die innere Einheit Deutschlands erreicht. SPD-Bundesvorsitzender Sigmar Gabriel würdigte den Mut des Verstorbenen. "Er war ein aufrechter Sozialdemokrat mit großem Herzen", erklärte Gabriel in Berlin.

Die evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann erinnerte an Höppners Wirken in der Kirchenleitung und als Politiker. Er habe mit großer Leidenschaft seinen christlichen Glauben gelebt. "Seine Analysen und sein kluger Verstand, aber auch seine Menschenkenntnis wie auch sein diplomatisches Geschick waren stets hoch geschätzt."

Linken-Landeschef Wulf Gallert sprach vom "unwahrscheinlichen Mut", mit dem der Sozialdemokrat die Hürde für eine Zusammenarbeit mit der damaligen PDS genommen habe. Einen Seitenhieb schickte er hinterher: Höppners Rückgrat fehle vielen heutigen Politikern, "die von sich meinen, vor Kraft manchmal nicht laufen zu können".

Höppners Amts-Nachfolger Wolfgang Böhmer (CDU) hingegen bekräftigte seine Ablehnung des Minderheitenmodells. Allerdings habe sich sein Vorgänger Verdienste erworben bei den Verhandlungen zum zweiten Solidarpakt im Jahr 2001, "von dessen Finanzhilfen wir heute noch als Land Sachsen-Anhalt leben".

Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) sagte, der demokratische Umbruch in der DDR bleibe ebenso mit dem Namen des Sozialdemokraten verbunden wie die Konsolidierung der neuen Bundesländer im vereinten Deutschland.