1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Klärwerk Klietz soll saniert werden

EIL

Leitungsbau nach Hohengöhren ist doppelt so teuer und mit Risiken verbunden / Bundeswehr beim Bau beteiligen Klärwerk Klietz soll saniert werden

Von Ingo Freihorst 28.06.2014, 03:22

Klietz bleibt weiterhin ein Brennpunkt im Wasserverband Havelberg: Die geplante Abwasserleitung nach Hohengöhren wird nicht gebaut, stattdessen wird das Klietzer Klärwerk ertüchtigt.

Sandau/Klietz l Stadtwerke-Mitarbeiter Arwid Hermann erklärte Grundschülern aus Hohenberg-Krusemark - sie sind zu Gast im Schullandheim - gestern ausführlich, wie das Klärwerk am Ortsrand von Klietz funktioniert: Mikroorganismen helfen dem Menschen dabei, dass aus stinkenden Fäkalien wieder klares Wasser wird. Das gereinigte Wasser fließt vom Nachklärbecken in den Trübengraben.

Doch ist die Materie weitaus komplexer, denn 2016 läuft die amtliche Betriebserlaubnis für die Anlage aus. Die Stendaler Wasserbehörde vertritt nun die Ansicht, dass das gereinigte Wasser durchaus auch in den Trübengraben fließen darf - das war nicht immer so.

Derzeit fließt das geklärte Wasser in einen fast trockenen Graben, der in den Trübengraben mündet. Die amtliche Auflage ist nun, das Wasser über eine Leitung direkt in den Trübengraben einzuleiten - darin verdünnt es sich besser als bei der jetzigen Lösung. Deshalb besitze der Wasserverband TAHV nun auch wieder die Option, die Klietzer Anlage zu sanieren, erklärte Stadtwerke-Chef Günter Hasstedt auf der Verbandsversammlung am Donnerstag in Sandau.

Bislang war geplant, für über zwei Millionen Euro eine Abwasserleitung nach Hohengöhren zu verlegen, die Klietzer Fäkalien sollten von dort weiter nach Schönhausen gepumpt werden. Die Schönhauser Anlage müsste dazu für 50000 Euro ertüchtigt werden - das Vorhaben war im Wirtschaftsplan des TAHV mit einem Sperrvermerk versehen worden.

Der Verband hatte angesichts des Einwohnerschwunds von 1800 auf 1200 Klietzer sowie der geänderten Kosten einen Untersuchungsbericht in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse nun vorliegen. Zwei Vorschläge wurden daraus unterbreitet - mit unterschiedlich hohen Kosten.

Auch Bundeswehr mit an Sanierung beteiligen

"Die Entscheidungsgrundlagen sind nicht eindeutig, wir müssen also Prioritäten setzen", erklärte Günter Hasstedt. Die alte Lösung, der Leitungsbau nach Hohengöhren, sei recht problematisch. Zum einen werden die Klietzer immer weniger, wodurch immer weniger Abwasser anfällt. Das führt zu Problemen beim Transport durch kilometerlange Rohre. Zudem setzt Säure im ungereinigten Abwasser den Pumpen und Leitungen arg zu und an dem Pumpwerken kommt es wegen des Schwefelwasserstoffs zu Geruchsbelästigungen. Allein in Sandau mussten im Vorjahr 15000 Euro zur Geruchsbekämpfung ausgegeben werden. - Auch die Pumpe in Hohengöhren steht im Wohngebiet.

Unklar ist ferner der Trassenverlauf, stimmt ein Grundstücksbesitzer nicht zu, muss umgeplant werden. Überhaupt benötige solch Leitungsbau viele Genehmigungen von den Ämtern, gab Günter Hasstedt zu bedenken. Nicht außer Acht lassen dürfe man auch den Stromverbrauch der Pumpen: Bei solch langen Leitungen ist ein hoher Druck für den Transport nötig - welcher entsprechend Energie benötigt.

Das große Problem bei einer möglichen Sanierung der Klietzer Anlage: Niemand weiß, ob die Bundeswehr auch noch in 10 oder 20 Jahren in der Seegemeinde präsent ist. - Immerhin ein Drittel der Kapazität wird allein für die Soldaten vorgehalten. Deren Fäkalien werden aber nur zeitweise in Massen eingeleitet, nämlich bei Übungsbetrieb. "Alternativ könnte sich auch die Bundeswehr an der Sanierung beteiligen", schlug Günter Hasstedt vor. Ansonsten müssten die Einwohner diese über eine Million Euro teure Investition alleine bezahlen. Ein Pro-Schönhausen-Fakt wäre außerdem, dass das dortige Klärwerk über ausreichende Kapazitäten auch für Klietz verfügt.

TAHV-Verbandsgeschäftsführer Gerd Müller tendiert zur Klärwerkssanierung, diese Variante sei für ihn vorteilhafter. In den Jahren zuvor waren beide Varianten gleich teuer gewesen und die Probleme bei Leitungsbau und -betrieb noch unbekannt.

Auch der Klietzer Bürgermeister Jürgen Masch pflichtete Gerd Müller bei. Er sieht zudem bei einer Beteiligung der Bundeswehr keine Probleme, schließlich habe diese auch schon Straßenbaumaßnahmen im Ort finanziert.

Sein Amtskollege Alfons Dobkowicz aus Schönhausen findet hingegen eine unterschiedlich ausgelastete Anlage in Klietz problematisch. Um dem zu begegnen, sollen bei der Sanierung Pufferspeicher errichtet werden, welche auch die täglichen Spitzen abfangen.

Die Versammlung votierte einstimmig für die Sanierung, zudem soll mit der Bundeswehr gesprochen werden.