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Mitglieder des Hauptentwässerungsverbandes auf Mehrtagesfahrt / Bürgermeister mit Bürokratie unzufrieden Gäste aus dem alten Land besichtigen Fischbeck

Von Ingo Freihorst 13.08.2014, 03:12

Fischbeck l Den etwas sperrigen Namen "Hauptentwässerungsverband der Dritten Meile Alten Landes" trägt eine öffentliche Körperschaft aus Niedersachsen, ähnlich dem Unterhaltungsverband in Havelberg ist sie für die Gräben hoch oben an Elbe und Nordsee zuständig. Und davon gibt es dort recht viele, denn das bis zu einem Meter unter dem Meeresspiegel liegende Land ist als Anbaugebiet für Obst und Gemüse bekannt - die Pflanzen brauchen viel Wasser.

Die Hauptaufgabe der acht Verbände dort besteht allerdings darin, im Frühjahr die Obstbäume vor Frostnächten mit Wasser zu beregnen. Das alte Land ist von Stade bis Hamburg in drei Meilen aufgeteilt, daher der Namenszusatz. Einmal im Jahr geht der Verband, dem der Hamburger Karl Tamke vorsteht, auf eine mehrtägige Exkursion.

"Wir besichtigten erst das Oderbruch, danach den Spreewald und nun das Elbe-Havel-Land", berichtete der Hamburger. Besichtigt werden natürlich immer jene Gegenden, die mit Wasser zu tun haben, also entweder einst dem Wasser abgerungene Flächen oder jene an Deichen. Ein Jahr nach dem Fischbecker Deichbruch wollte man sehen, wie es hier vorangeht.

Leider nicht, wie erst erhofft, mussten die Gäste von Bürgermeister Bodo Ladwig im Haus der Vereine an der Kaffeetafel erfahren. In der Verbandsgemeinde hatte die Katastrophe immerhin Schäden von um die 80 Millionen Euro angerichtet. In Wust-Fischbeck sind es allein 12 Millionen Euro, die privaten Schäden sind noch nicht überschaubar, es werden wohl über 14 Millionen Euro sein.

Insgesamt 195 Häuser wurden in Wust-Fischbeck geflutet, darunter in 95 die Wohnbereiche. Nicht einfach war es, die Höhe der Spenden für die Flutopfer zu berechnen. Die Gemeinde hatte um die 450000 Euro bekommen, die Spendenkommission beschloss, 70 Prozent davon an jene zu zahlen, deren Erdgeschoss geflutet gewesen war, den Rest an jene mit Kellerschäden.

Bodo Ladwig berichtete den Norddeutschen von den "unbürokratischen Anträgen" mit sechs Seiten, welche Flutopfer ausfüllen mussten, um an die staatlichen Hilfen zu gelangen. "Ich habe bis heute nicht begriffen, was unbürokratisch sein soll", erklärte er.

Bewilligung dauert lange

Insgesamt 71 Anträge auf Schadensausgleich wurden von der Kommune an die Investitionsbank gestellt, bislang wurden erst 17 bewilligt. Die Verbandsgemeinde hatte 400 Anträge erstellt, bis Anfang Juni waren davon lediglich 27 bewilligt worden. Im Haus der Vereine summierte sich der Schaden auf 350000 Euro, allein die Kegelbahn kostet um die 40000 Euro.

"Die Bruchstelle war vorher nicht auffällig gewesen", erklärte der Bürgermeister zu Beginn eines Lichtbildervortrages über die Katastrophe. Inzwischen wurden in der Kommune 15 Häuser abgerissen, teils auch schon wieder neu gebaut - wovon sich die Gäste bei einer Fahrt durch die Kabelitzer Straße einen kleinen Eindruck verschaffen konnten.