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Buga-Baustellenführung beginnt am "Haus der Flüsse" und an der "Petroleuminsel" Renaturierung in der Praxis zu sehen

Von Andrea Schröder 30.08.2014, 03:16

Buga-Fans haben Durchhaltevermögen. Das haben Teilnehmer der Baustellenführung am Donnerstagabend bewiesen, als sich ein harter Kern erst nach drei Stunden verabschiedete. Von der Elbstraße ging es über Stadtkirche, Domfriedhof, Gartenanlagen und Prälatenweg bis zum Camps.

Havelberg l Start war dieses Mal in der Elbstraße auf der Baustelle für das "Haus der Flüsse". Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski begrüßte gemeinsam mit Kämmerin Petra Jonschkowski, Vertretern des Buga-Zweckverbandes, der Biosphärenreservatsverwaltung sowie des Nabu gut 100 Besucher. Aufgrund der vielen Interessenten gab es wieder zwei Gruppen. Die eine informierte sich zunächst über den wieder geschaffenen Havelarm und die Petroleuminsel. Die andere Gruppe erfuhr Wissenswertes zum Informationszentrum "Haus der Flüsse". Beides wird zwar zur Bundesgartenschau im nächsten Jahr eröffnet, ist aber als langfristige Einrichtung in der Hansestadt geplant.

Nicht jeder hat die Möglichkeit, die Havel vom Boot aus zu erleben und damit zu sehen, wie die Havelrenaturierung in der Praxis aussieht. Dafür dienen der Havelarm und die Insel, begründete Rocco Buchta die Schaffung der "Petroleuminsel". Er ist vom Naturschutzbund Nabu mit der Projektleitung beauftragt und kennt die verschiedenen Einwände, die es gegen das millionenschwere Vorhaben zwischen Pritzerbe und Havelberg insgesamt und die Petroleuminsel im Kleinen gab und gibt.

Weitere Sehenswürdigkeit für die Stadt

700000 Euro wurden für das direkt in der Stadt geschaffene Einzelprojekt verwendet. Dafür könnten zwar im Strom zwei Altarme angeschlossen werden. Doch sieht Rocco Buchta das Geld deshalb gut angelegt, weil viele Besucher die Gelegenheit bekommen, die Havelrenaturierung in der Praxis zu erleben. Es sei nicht nur ein Projekt für die Umweltbildung, sondern, in Kombination mit dem Infozentrum "Haus der Flüsse", eine weitere Sehenswürdigkeit für Havelberg. Auch viele Mitglieder des Nabu werden als Besucher des Vorzeigeprojektes erwartet. Geplant ist, von dort aus Bootstouren zu starten und in der Stadt zu übernachten.

Der Projektleiter ging auf den belasteten Boden ein, der beim Ausbaggern zutage getreten war. 40 Bodenproben in zehn Metern Tiefe waren im Vorfeld genommen worden. Bis auf eine kleine Spur Öl in einer einzigen Probe wurden keine Belastungen festgestellt. Während der Arbeiten wurde dann auch belasteter Boden ausgebaggert, der als Sondermüll zu entsorgen war.

Der Aushub wurde auf der künftigen Parkplatzfläche zwischengelagert. Bis gestern Abend sollte der letzte beladene Lkw Havelberg verlassen haben, kündigte Petra Jonschkowski an. Nach dem Pferdemarkt beginnt dann der Parkplatzbau. Rocco Buchta berichtete von der Unterstützung durch das Land, das die Altlastenentsorgung finanziert hat.

Die Beseitigung von Deckwerk an den Havelufern werde nicht zur Verlandung des Flusses führen und die Fahrrinne für die Schifffahrt erhalten bleiben, antwortete er auf eine entsprechende Frage. Nach der Renaturierung finden zehn Jahre lang Vermessungsarbeiten statt. Zudem: Die Bereiche, die nicht mit Deckwerk versehen sind, sind über Jahre stabil, hätten Prüfungen ergeben.

Havel wird nicht ins 18. Jahrhundert versetzt

Die Havel werde auch nicht ins 18. Jahrhundert zurückversetzt, sondern in den Zustand, den sie vor Einführung der Transitschifffahrt von Berlin nach Hamburg in den 1970er Jahren hatte. An 161 laufenden Kilometern Deckwerkslinie an der Havel werden auf 29 Kilometern an 71 Stellen die Uferbefestigungen zurückgebaut. Erwartet wird mit dem Projekt auch, dass sich heimische Fische und Muscheln wieder ansiedeln. Früher gab es zum Beispiel Lachse und Störe in der Havel. Wo Deckwerk von einem dichten Schilfgürtel verdeckt ist, werde dieses nicht angefasst.

Über das "Haus der Flüsse" informierten Projektleiter Armin Wernicke vom Biosphärenreservat Mittelelbe und der Projektingenieur. Auf der vor kurzem gegossenen Betonplatte steht bereits der Turm für den Aufzugsschacht. Das Haus selbst wird vorgefertigt und besteht aus Holzelementen. Auf zwei Etagen wird es viele interessante Ausstellungsbereiche geben. Der Besucher kann dank multimedialer Technik selbst entscheiden, wie viele Informationen er haben möchte. Diese geben zum Teil auch Anreize, sich in der freien Natur weiteres anzuschauen, wie zum Beispiel den Vogelzug oder einen Auenwald.

Multimediaraum und Projektraum bieten zum Beispiel Schulklassen die Möglichkeit zum Forschen. Im Außenbereich ist unter anderem ein Grünes Klassenzimmer geplant. Auch an einen Wasserspielplatz für Kinder ist gedacht. Von der Terrasse des Hauses aus geht es über den Steg direkt zur Petroleuminsel, deren Tier- und Pflanzenwelt von einem Podest aus beobachtet werden kann. Alles wird rollstuhlgerecht gebaut.

Eine Umzäunung ist zunächst nicht vorgesehen. Einwohner und Gäste sollen auch außerhalb der Öffnungszeiten des Infozentrums die Möglichkeit haben, durch die Freiflächen zu wandeln und auf den Steg zu gehen. "Wir hoffen, dass das gut geht und alle am offenen Haus mitwirken", sagte Armin Wernicke.

Weitere Fotos von der Baustellenführung finden Sie auf Seite 21.