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Erfahrungen aus der Flutkatastrophe standen beim Radiogottesdienst im Mittelpunkt Krug zerbirst in Melkower Kirche

Von Ingo Freihorst 29.10.2014, 02:14

Immerhin 14 Mikrofone waren am Sonntag in der Melkower Kirche aufgebaut gewesen: Der Gottesdienst wurde live im Radio übertragen. Im Mittelpunkt hatte die Aufarbeitung der Flutkatastrophe gestanden.

Melkow l Nach der schlimmen Flut nach vorne schauen und Geschichten von gelungener Versöhnung erzählen - das war das Anliegen des Radiogottesdienstes am Sonntag in der Melkower Kirche. Melkow liegt nur sieben Kilometer von der Bruchstelle entfernt. Zwar hatte der Wust-Fischbecker Ortsteil nicht selbst Schaden genommen, dennoch hatte die Katastrophe die Menschen auch hier sehr belastet und beschäftigt. Das betraf auch die Gemeindearbeit der Christen.

Das Element Wasser prägte denn auch den einstündigen Gottesdienst, der live auf den Radiosendern MDR Figaro sowie im Saarländischen Rundfunk übertragen wurde. Drei Wochen lang hatten die Beteiligten für den großen Auftritt geprobt, berichtete Christian Schäler von der Kirchgemeinde. Zusammen mit Spendenberaterin Judith Liban, dem Kirchenältesten Mathias Albrecht, der Gemeindepädagogin Annett Komorowski sowie Katharina Butscher, Sigrun Rögener-Kage und natürlich dem Pfarrer hatte er zur Vorbereitungsgruppe gehört.

Diese Sechs kamen denn auch beim Gottesdienst zu Wort, sie berichteten in eindrucksvollen Bildern von den Erlebnissen während der Flut - diese hatten sie so zwar nicht immer selbst erlebt, sie hatten sich aber so zugetragen. So lautete das Fazit vom Melkower Feuerwehrmann Mathias Albrecht, dass man erst einmal selbst die Initiative ergreifen müsse - dann wird einem auch von anderen geholfen. Christian Schälers Krug zerschellte gar auf dem Boden - ganz so, wie im Gefolge der schlimmen Flut manches Gewohnte zu Bruch gegangen war.

Ihre Erfahrungen mit dem Wasser kippten sie danach mit Krügen ins Taufbecken, um daraus dann "geweihtes" Wasser in Form von Mut, Zuversicht und Hoffnung zu schöpfen. Mit diesem Wasser wurde im Anschluss draußen auf dem Spielplatz neben der Kirche ein frisch gepflanzter Apfelbaum angegossen. Den jungen "Gravensteiner" hatte Judith Liban mitgebracht.

Von den 1000 gespendeten Apfel- und Kirschbäumen für die Flutopfer im Elbe-Havel-Land waren bei den Aktionstagen in Schönhausen immerhin 720 Bäume abgeholt worden, berichtete die Spendenberaterin der Kirche. Der Rest wird nun an gemeinnützige Vereine und Einrichtungen vergeben. Zu den Geldgebern der Aktion hatte auch der Rotary-Club "Otto von Guericke" aus Magdeburg gehört, immerhin 5000 Euro hatte er zugegeben. Schatzmeister Udo Harten durfte denn neben Pfarrer Christof Enders aus Jerichow mit zum Spaten greifen.

Vor der Kirche hatten die Konfirmanden einen Stand aufgebaut, hier konnte man Brot gegen eine Mindestspende von fünf Euro erwerben. Insgesamt 18 Laibe hatten die Konfirmanden beim Bäcker in Jerichow gebacken. Der Erlös fließt in die Aktion "Brot für die Welt", berichtete Tom-Gordon Seiptius aus Sydow. Ihm zur Seite standen die Zwillinge Emma und Luise Berger aus Melkow.

Wieder dunkle Flecken

Erstmals in der Melkower Kirche saß auch eine Fischbeckerin. Ihr Haus in der Kabelitzer Straße war 2013 mit geflutet, nach der Sanierung weisen die neuen Tapeten schon wieder an etlichen Stellen dunkle Flecken auf. - So echte Zuversicht wollte sich bei ihr trotz des Gottesdienstes nicht einstellen.