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Nach dem Hochwasser 2013 "Es ist noch viel zu tun"

Als die Hochwasserschutz-Initiative unlängst zur Info-Veranstaltung nach Klietz eingeladen hatte, waren auch Erfahrungsberichte zu hören über die anderthalb Jahre seit der Flut.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 08.12.2014, 02:27

Elbe-Havel-Land l "Die Schadensregulierung für den Fall der Polderflutung muss in einem Bundesgesetz klar geregelt werden", richtete der Geschäftsführer der Scharlibber Agrargenossenschaft, Ottmar Kapl, sich an Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens. "Im Fall einer Überflutung werden landwirtschaftliche Flächen geschädigt, damit Schaden von anderen Menschen abgewendet wird - dafür muss es eine Entschädigung geben."

Dann blickte er noch einmal zurück auf den Juni 2013, als die Wassermassen die Schweineställe umspülten und es nur mit übermenschlichem Einsatz der Mitarbeiter möglich war, die Tiere zu retten, "sie haben physische und psychische Höchstleistungen vollbracht". Auch deshalb war es das Anliegen, trotz der enormen Schäden und der ungewissen Zukunft für die Agrargenossenschaft mit 95 Prozent vernichteter Ernte niemanden zu entlassen. Auch Dank der konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt in Stendal und auch mit dem Ministerium sei man auf einem guten Weg. Einiges bei der Schadensregulierung hätte schneller gehen können, der Aufwand bei der Antragstellung war sehr groß. Die Schäden in der Tierproduktion, besonders in der Milchproduktion wurden nur ungenügend berücksichtigt, "hier muss es für die Zukunft Lösungen geben".

Enormer Aufwand bei der Ackerbearbeitung

Wichtig war auch ein Ausgleich für die entstandenen Schäden an der Bodenstruktur. Hier wurde eine gute Lösung gefunden. Die Verdichtung der Äcker führte dazu, dass für die Bodenbearbeitung im September/Oktober statt der sonst durchschnittlichen 40.000 Euro Dieselkosten rund 110.000 Euro aufgewendet werden mussten. Während der Schaden auf den Feldern bereits reguliert wurde, stehe man bei der Schadensbeseitigung an den Gebäuden noch am Anfang. "Eine Abarbeitung bis Ende 2015 ist nicht zu schaffen. Die Fristen müssen verlängert werden, wir brauchen mehr Zeit", so seine eindringliche Bitte an den Minister. Abschließend dankte Ottmar Kapl für die staatliche Hilfe und "dass wir die Chance bekommen haben, weiterzumachen".

Auch wenn die Agrargenossenschaft im Juni 2013 selbst nicht wusste, wo zuerst aufgeräumt werden sollte, half sie anderen. Die im Publikum sitzende Frau Schülke dankte noch einmal für die Hilfe beim Aufrichten des Gastanks auf ihrem Grundstück. Sehr emotional schilderte die Seniorin, mit welchen Problemen sie und ihr Mann zu kämpfen haben. Denn ihr Haus nahe dem Trübengraben ist inzwischen zwar saniert, aber die Feuchtigkeit ist wieder da, dazu Risse durch die Veränderung der Bodenstruktur unter und am Haus. "Wir wollen nicht aufgeben, aber es fällt sehr schwer."

Dank den Hilfsorganisationen

Auch Marina Hebekerl aus Fischbeck schilderte ihre persönliche Situation nach der Flut. Zunächst bedankte sie sich bei den Hilfsorganisationen, die nicht nur gleich nach der Flut vor Ort waren, sondern auch heute immer noch mit vielfältigen Angeboten helfen. Sie beschäftigt die Frage, warum der Deich in Fischbeck gebrochen ist. "Es gibt zu viele Nachlässigkeiten und Ungereimtheiten", nennt sie das Verbauen von falschen Sandsäcken und das Weglassen von Folie als Beispiele. "Wir fordern eine ehrliche Aufklärung!"

Zwar gebe es viele Familien, die mit Geld von der Versicherung oder der Investitionsbank alle Schäden beseitigen konnten. "Aber so manches sanierte Haus muss inzwischen erneut saniert werden, weil sich der Baugrund stark verändert hat und damit die Statik beeinflusste." Auch an ihrem Haus sei das ein großes Problem und man könne erst sanieren, wenn der Untergrund wieder sicher ist. Die Versicherung lehnt die Kosten für die Wiederherstellung dieser Standsicherheit ab, deshalb konnten Hebekerls auch noch nicht sanieren und müssen immer noch provisorisch auf engstem Raum leben. Die Hoffnung, dass die Investitionsbank die Kosten trägt, die die Versicherung nicht leisten will, erfüllte sich nicht. Die Familie hofft auf eine baldige kostendeckende Lösung. Marina Hebekerl führte als Beispiel Bayern an, wo das Land die Verhandlungen mit den Versicherungen übernommen hat.

Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens bat Marina Hebekerl um ihren sehr ausführlichen Bericht zur Situation und will sich des Falls annehmen.