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Havelberger halfen mit, einen Stammzellenspender für leukämiekranken Jungen zu finden Moritz feiert zweimal Geburtstag

Von Andrea Schröder 24.12.2014, 02:21

"Moritz braucht dringend einen Stammzellenspender" lautete der Aufruf zu einer Typisierungsaktion in Havelberg, mit der im Mai 2013 für den an Leukämie erkrankten Jungen um Hilfe gebeten wurde. Anderthalb Jahre nach der erfolgreichen Stammzellentransplantation können Moritz und seine Familie in eine gute Zukunft blicken.

Havelberg l "Nachdem viele uneigennützige Menschen im Frühjahr des vorigen Jahres dem Aufruf zur Stammzellenspende für Moritz gefolgt sind, konnte schnell ein passender Stammzellenspender für ihn gefunden werden", berichtet seine Oma Veronika Kahle. "Die Transplantation war erfolgreich. Sein Körper nahm die fremden Zellen an und für Moritz begann im Juni 2013 sein zweites Leben."

Im März 2013 hatte sich das Leben von Familie Kahle aus Markranstädt bei Leipzig schlagartig geändert. Sohn Moritz hat Blutkrebs in der schwersten Form, lautete die erschütternde Diagnose der Ärzte. Veronika Kahle, die in Wittstock zu Hause ist und bis zu ihrem Ruhestand Anfang dieses Jahres Pflegedienstdirektorin der KMG Kliniken war, setzte alles in Bewegung, um einen Stammzellenspender zu finden. Denn in der internationalen Spenderkartei gab es keinen passenden Spender, auch bei den Typisierungen in Wittstock und Pritzwalk wurde keiner gefunden. Deshalb wurde mit dem KMG Klinikum und dem Blutspendedienst auch in Havelberg eine Typisierung anberaumt. Dabei konnte sie auf die Hilfe von Pflegedienstleiterin Christine Timpe und ihrem Team zählen. Anfang Mai kamen 150 Freiwillige zum Blutspendetermin, um sich mit der Abgabe weniger Tropfen Blut typisieren zu lassen. Mit dem Kennwort "Spende für Moritz" ließen sich Freiwillige bundesweit typisieren.

Die Suche nach dem richtigen Stammzellenspender hat sich gelohnt: Moritz kann nun zweimal Geburtstag feiern. Im August dieses Jahres hat er regulär seinen elften Geburtstag gefeiert, zwei Monate zuvor seinen neuen ersten. "Zum Feiern kamen viele alte und neue Freunde, die Moritz und seinen Eltern in der schweren Zeit seiner Erkrankung zur Seite standen und ihm halfen, gesund zu werden. Es war ein Fest voller Freude, Spiel und Spaß", erzählt Veronika Kahle. Moritz geht es gut. Es sind nur noch kleine Einschränkungen, die seinen Tagesablauf begleiten. Alle sechs Wochen muss er zur Kontrolluntersuchung in die Onkologische Klinik der Universität Leipzig. "Von dort gibt es zum Glück nur gute Nachrichten, alle Untersuchungsergebnisse sind im grünen Bereich." Seine Genesung macht stetig Fortschritte, das Fußballspielen mit seinen Kumpels geht schon fast wie vorher. Auch die Eingliederung in seine Schulklasse hat gut geklappt. Während seiner Krankheit wurde er durch einen Hauslehrer und unterstützt durch die Klassenlehrerin mit dem Unterrichtsstoff auf dem Laufenden gehalten. Mit seinen Klassenkameraden konnte er in die 5. Klasse versetzt werden. Eine gute Voraussetzung, dass er sich seinen Berufswunsch Bauingenieur erfüllen kann.

Moritz redet nur noch selten von der bisher schwersten Zeit seines jungen Lebens. Seine Familie hofft, dass diese endgültig hinter ihm liegt und bedankt sich auf diesem Wege bei all den freiwilligen Helfern und Unterstützern.

Und nicht nur Moritz wurde das Leben gerettet. "Mittlerweile wurden durch die Spendenaktionen des vergangenen Jahres Menschen aus unserer Region gefunden, die ihrem genetischen Zwilling durch ihre Stammzellen ein neues Leben schenken konnten. Das ist Gänsehaut pur", freut sich Veronika Kahle. Auch Moritz Mutti Doris konnte in diesem Jahr helfen. Für sie war es gar keine Frage, der Stammzellenspende zuzustimmen. "Nun konnte sie ein klein wenig zurückgeben, was ein anderer ihrem Sohn gegeben hatte. Die Spende verlief problemlos und sie hat hoffentlich dem Empfänger ebenso das Leben gerettet, wie vorher ein Fremder das Weiterleben von Moritz ermöglicht hat", sagt Veronika Kahle.

Ihre Familie möchte nach Ablauf der gesetzlich geregelten zweijährigen Frist zur Anonymität gern Moritz` Spender kennenlernen, so dieser einwilligt. "Wir würden uns gern mit ihm treffen, um Danke zu sagen. Denn nichts ist so wertvoll wie das Leben."