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Osterburger Modell scheitert im Kreistag

20.02.2015, 09:19

Schüler, Lehrer und Eltern der Osterburger Sekundarschule saßen empört auf der Tribüne: Der Kreistag stimmte gegen ihre Pläne für eine Gemeinschaftsschule. Die Debatte war in einigen Teilen stark ideologisch geprägt. Das Konzept der Schule kam kaum zur Sprache.

Stendal/Osterburg l Überraschend war das Ergebnis am Ende nicht: Nur 13 Kreistagsmitglieder stimmten für die Umwandlung der Sekundarschule "Karl Marx" in eine Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2015/16. Neben der Fraktion Linke/Grüne, die geschlossen hinter dem Antrag der Schule stand, unterstützten nur Lars Schirmer und Tilman Tögel aus der SPD-Fraktion den Antrag. Sylvia Gohsrich (Grüne) enthielt sich. 31 Mitglieder aus den Reihen von CDU, SPD und FDP/Landwirte stimmten der Umwandlung in namentlicher Abstimmung nicht zu.

Der Erste Beigeordnete Denis Gruber (SPD) hatte als erster Redner die Pläne abgelehnt und dies damit begründet, dass eine Gemeinschaftsschule in Osterburg die im Schulentwicklungsplan mühsam festgezurrte Schulstruktur im ländlichen Raum - insbesondere den Sekundarschul-standort Goldbeck - gefährde. Als Fachdezernent monierte er zudem, dass das Land keine ausreichende finanzielle und personelle Unterstützung gewährleiste.

Horst Janas (Linke) warb für das "Top-Konzept"

Horst Janas (Linke) ging in seiner Rede darauf ein, dass die Aufgabe des Kreistages darin liege, das Konzept zu bewerten. Die von Lehrern, Eltern und Schülern erarbeiteten Bausteine für eine Gemeinschaftsschulform in ihrer Schule seien ein "Top-Konzept" und vom Kultusminister als eines der besten bezeichnet worden, warb er für das Anliegen. Janas verwies auf die fraktionsübergreifende Unterstützung im Osterburger Stadtrat. Dass andere Schulen in der Region Einbußen haben könnten, nannte er vorgeschoben: "Es ist doch vielmehr so, dass sich einige nicht damit abfinden können, dass das Land die Gemeinschaftsschule eingeführt hat."

Dies rief Edith Braun (SPD-Fraktion) auf den Plan. Sie sei für diese Schulform, auch das Osterburger Konzept sei "unstrittig super". "Wir haben aber alle eine Verantwortung für den gesamten Landkreis", unterstützte sie Grubers Einwände.

Osterburgs Bürgermeister Nico Schulz präsentierte sich für die CDU-Fraktion als klarer Gegner des Gemeinschaftsschulkonzeptes. Er bedauerte die ideologische Überlagerung vieler Schuldebatten, lieferte selbst jedoch ein flammendes Bekenntnis zur klassischen Aufteilung in Sekundarschule und Gymnasium ab.

Es war der polarisierendste Beitrag der recht kurzen Debatte. Während in den Reihen der CDU-Fraktion Begeisterung über Schulz herrschte, nahm der Unmut auf der Tribüne zu.

SPD-Fraktionschef Lars Schirmer brachte als letzter Redner den in der vorigen Woche erarbeiteten Kompromissvorschlag seiner Fraktion ein: Verschiebung der Einführung um ein Schuljahr und Sicherung der aktuellen Schuleinzugsbezirke.

"Spiel mir das Lied vom Tod" kam von der Tribüne

Kreistagsvorsitzender Lothar Riedinger (CDU) ließ jedoch erst über den Beschlussvorschlag der Verwaltung abstimmen. Nachdem dieser gescheitert war, sah er den Kompromiss als erledigt an. Das rief jedoch die Fraktionschefs auf den Plan. Doch auch nach Beratungen in einer Auszeit blieb es dabei, dass über den Änderungsantrag nicht mehr abgestimmt wurde.

Die Gäste aus Osterburg räumten enttäuscht ihre Plätze und verließen den Sitzungssaal mit einer musikalischen Note vom Band - dem Ennio-Morricone-Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod".

Doch auf dem Flur schmiedete die Schulgemeinschaft schon neue Pläne. Sie erwägt, den Antrag für das nächste Jahr erneut zu stellen.

Ohnehin hat dieser Beschluss noch ein juristisches Nachspiel: Kreistagsvorsitzender Riedinger kündigte an, dass rechtlich noch einmal geprüft werden soll, ob die Abstimmungsdramaturgie so rechtens und der Beschluss damit wirksam ist. Lars Schirmer: "Ich habe die Geschäftsordnung durchgelesen. Ich bin fest davon überzeugt, dass mein Änderungsantrag hätte vorher behandelt werden müssen."