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Buga in Havelberg "Mensch, ist das alles schön geworden"

"Mensch, ist das hier alles schön geworden." Dieser Satz fiel am Sonnabend wohl hundertfach. Schon am frühen Morgen hatten sich zahlreiche Havelberger zur "Buga-over-Türe" getroffen. Noch bevor sich die Tore der Buga um 9 Uhr offiziell zum ersten Mal öffneten, weihten sie die neu geschaffenen Attraktionen ein.

Von Andrea Schröder 20.04.2015, 03:29

Havelberg l Pünktlich um 7.45 Uhr ist am Sonnabend Start für die "Buga-over-Türe". Kämmerin und Bauamtsleiterin Petra Jonschkowski heißt mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung die schon zahlreichen Frühaufsteher am neuen Slawendorf-Spielplatz an der Landzunge willkommen. Sie übermittelt die Grüße von Bürgermeister Bernd Poloski. Er ist an diesem Vormittag in Brandenburg zum offiziellen Buga-Start mit Bundespräsident Joachim Gauck und den Ministerpräsidenten Brandenburgs und Sachsen-Anhalts. Gemeinsam mit den Oberhäuptern der weiteren vier Buga-Standorte wird er am Sonntag den Eröffnungsmarathon von Havelberg bis Premnitz begleiten.

"Etliche Gespräche für die Sonntagsöffnung."

Bei herrlichstem Sonnenschein, strahlend blauem Himmel und Temperaturen knapp über null Grad nahen weitere Teilnehmer des Buga-Spaziergangs heran. Paul (5) ist das erste Frühaufsteher-Kind, das den Spielplatz mit einweihen will. Kurz danach gesellt sich der fünfjährige Bruce hinzu. Paul darf die Tür aufschließen und flitzt zur Nestschaukel. Dort findet er ein plüschiges Buga-Maskottchen. Die sind für die Kinder versteckt. Die Erwachsenen schwärmen von den tollen Spielmöglichkeiten, die hier entstanden sind. Kurz probiert eine Frau ein Trampolin aus. Doch dann geht es schon weiter auf dem Spaziergang. Es gibt schließlich noch mehr Neues in Havelberg zu sehen. "Schlendergang ist heute nicht angesagt", scherzt Bauamtsmitarbeiterin Ines Birkholz und verweist auf den Zeitplan.

Es geht zum neuen Regionalmarkt am Rathaus, wo Meinhard Jüstel die Besucher begrüßt. Die Händler bereiten sich auf den ersten Tag vor. An 177 Tagen wollen sie Buga-Besucher mit regionalen Produkten beköstigen. Dass auch sonntags geöffnet werden kann, ist dem Bürgermeister zu verdanken, berichtet Petra Jonschkowski. "Dafür waren etliche Gespräche mit dem Landesverwaltungsamt erforderlich." Elf Stände, an denen es neben Essen und Trinken auch regionale Produkte gibt, sind es derzeit. In den nächsten Tagen soll ein Fischhändler hinzukommen. Ab Mai gibt`s Erdbeeren.

Der Havelberger Metallgestalter Klaus Kubat und die Amerikanerin Karola Dance, die aus der Region stammt und zeitweise in Havelberg wohnt, haben die großen Fischskulpturen angefertigt, die frisch-fröhlich in knallbunten Farben an der Uferpromenade des Hafens grüßen. Hecht, Aal und Zander stehen in der Uferstraße auf Säulen, gegenüber auf der Spülinsel sind es Karpfen, Wels und Barsch. "Wir hoffen, dass sie den Havelbergern und ihren Gästen viel Freude machen", sagt Karola Dance. Der große Beifall dürfte als Zustimmung verstanden werden.

Ein kurzes Stück weiter macht Petra Jonschkowski auf die Stele für den Winterhafen aufmerksam. Neun sind insgesamt an historischen Orten aufgestellt worden. Texte und alte Fotos informieren über die Geschichte. Demnächst gibt`s noch einen QR-Code dazu, womit dann auch englische und französische Übersetzungen im Internet zu finden sind.

Vorbei an der Sankt-Annen-Kapelle, wo Handwerker gerade noch die letzten Holzarbeiten am Kassenhäuschen für den barrierefreien Zugang erledigen, geht der Spaziergang über die neue Treppe hoch zum Camps. Linkerhand sind die Bauarbeiten für die Wege- und Platzgestaltung noch nicht abgeschlossen. Das soll bis Ende Mai soweit sein.

Vorbei geht es am Buga-Gelände mit den Terrassen und dem neuen Springbrunnen. Auf dem Platz des Friedens, wo Häuser saniert worden sind, bleibt so mancher der inzwischen auf bald hundert angewachsenen Gruppe erstmal in der ein wenig wärmenden Sonne stehen. Der Zeitplan war zu gut gestrickt. Es ist noch eine halbe Stunde Zeit bis zur Öffnung der Buga-Tore um 9 Uhr.

Gleich hinter dem Zaun sind unter blauen Tüchern die Bronzefiguren von Zar und König zu sehen, die an die Übergabe des Bernsteinzimmers in Havelberg im Jahre 1716 erinnern. Zar Peter hatte das Treffen zur antischwedischen Koalition in seinem Tagebuch beschrieben und in einem Brief an seine Katharina festgehalten. Der Künstler Anton Schumann hat die Figuren geschaffen und zugleich für Kunstförderung gesorgt. In den Bäuchen stecken Automaten, die für zwei Euro eine von sechs Kunstkarten zu diesem Thema ausgeben. Nicht nur die Figuren begeistern - "sie sind sensationell", sagt Christel Knopf -, auch die Technik ist einmalig, findet Michael Jurjanz.

Die Einweihung am Domplatz wird vorgezogen. Dann gehen alle raus. Schließlich öffnen die Tore erst um neun. In leuchtend blauen Jacken warten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes aus der Uckermark darauf, zur Tat schreiten zu können. Doch der Scanner funktioniert nicht gleich. Geduldig harrt die Gruppe aus. Es gab ja schon viel zu sehen.

"Das ist hier wirklich spektakulär."

Als die Technik funktioniert, schreitet die Havelbergerin Ute Kerfien als Erste mit ihrer Dauerkarte durch das Tor. Sigrid Wiedenhöft, Marina Heinrich und Evelin Bullwan aus der Stadtverwaltung begrüßen die ersten Frauen mit weißen Rosen.

Burkard Hauck ist der Künstler, der das bronzene Stadtmodell entstehen lassen hat. Es gibt keine Stadt mit einer besseren Platzierung, findet er. Im neuen Café am Ostflügel der Klosteranlage am Dom sorgt das vierte der Kunstobjekte, die die Stadt dank der 300000 Euro starken Förderung vom Land beauftragen konnte, für große Bewunderung. Der Prignitzer Künstler Bernd Streiter hat sie geschaffen. Er ist nicht da. Doch weiß auch die Kämmerin einiges zu berichten. Ursprünglich sollten die Reliefs, die das Leben der Prämonstratenser Chorherren darstellen, in Terrakotta entstehen. Doch sind sie im Ofen gebrochen. Dass sie deshalb nun ebenso wie die Figuren von Bischof Anselm und Albrecht der Bär in Bronze entstanden sind, ist kein Nachteil.

<6>Die Teilnehmer der Führung sind begeistert und schwärmen in höchsten Tönen von all dem neu Geschaffenen. Klar, dass so mancher gleich in den Dechaneigarten schaut, wo die Kräuter einen herrlichen Duft verbreiten, und weiter zur Kleingartenanlage "Am Nußberg" und über die neue Brücke auf den alten Domfriedhof gehen. Die Pflanzungen auf den 70 Mustergräbern gefallen ebenso wie die Grabmale. Nicht nur Kunsterzieherin Annedore Schmidt ist begeistert von der Ausstellung auf dem 1788 angelegten und lange Zeit vergessenen Friedhof. "Das ist hier wirklich spektakulär."