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Neuermark-Lübars/ Klietz Immobilien bleiben dem Ortsteil erhalten

Das hatte der Klietzer Rat sicher noch nicht erlebt: Vorm Rathaus wurden die Volksvertreter von protestierenden Einwohnern aus dem Ortsteil Neuermark-Lübars empfangen.

Von Ingo Freihorst 22.04.2015, 03:21

Klietz l "Stoppt den Ausverkauf" oder "große Sprüng, leerer Sack - Ballast abwerfen, N-L zu verkaufen" stand auf den Schildern, mit denen sich die knapp 20 Protestierenden vor der Rathaustreppe postiert hatten. Als das örtliche Ratsmitglied Helmut Lemme erschien, drückte ihm Jürgen Bordel eine Unterschriftenliste in die Hand.

In dem Ortsteil gärt es, seit bekannt wurde, dass zwei kommunale Immobilien von Klietz verkauft werden sollen: Zum einen die Gemeindescheune, wo unter anderem Material für den Hochwasserschutz lagert, zum anderen das Wohnhaus in der Dorfstraße 97. Man argwöhnt, dass mit dem Erlös das neue Klietzer Heizwerk finanziert werden soll.

Gleich zu Sitzungsbeginn informierte Bürgermeister Jürgen Masch, dass dieser im nichtöffentlichen Teil zu fassende Beschluss von der Tagesordnung gestrichen werden soll. - "Das war nicht optimal gelaufen, man hätte miteinander reden müssen" sah er seinen Fehler ein.

Peter Handrick, der mit den beiden Ratsmitgliedern aus Neuermark-Lübars eine Fraktion bildet, reichte zudem eine Tischvorlage mit dem selben Ziel ein. Der Verkaufspreis für das Wohnhaus in Höhe von 20000 Euro sei nicht nachzuvollziehen, vielmehr müsste der beste Preis für die Kommune erzielt werden. Für den Etat sei ein Gesamtkonzept nötig, erklärte er. Zudem wolle er ein Disziplinarverfahren gegen Jürgen Masch einleiten lassen.

Scheune ist für den Hochwasserschutz nötig

Die Scheune dürfe auf keinen Fall veräußert werden, da sie als Lager auch für den Hochwasserschutz genutzt werde, informierte Gerhard Menz, einst selbst Ratsmitglied. Heidrun Schulz und Helmut Lemme wollten wissen, ob der Verkauf des Wohnhauses überhaupt nötig sei. Früher habe die Gemeinde 320 Euro Mieteinnahmen pro Monat erzielt, das Haus dürfe nicht unter Wert verkauft werden, mahnte Helmut Lemme.

Er habe gedacht, wenn das Haus an ein junges Paar verkauft werde, sei dies ein Zugewinn für Neuermark-Lübars, antwortete Eberhard Wienmeister, der stellvertretende Bürgermeister. Doch sei dies von den Einheimischen wohl nicht gewollt. Ein von Helmut Lemme gefordertes neues Wertgutachten könne allerdings auch niedriger ausfallen - das Haus steht im Überschwemmungsgebiet.

Die Kommune befinde sich in der Haushaltskonsolidierung - um nötige Einnahmen zu erzielen, seien auch Verkäufe von Grund und Boden nötig, ergänzte Peter Handrick.

Jürgen Masch erklärte, dass auch er froh gewesen sei, dass sich endlich ein Käufer für das schon lange leerstehende Haus gefunden hatte. Die Wertermittlung sei 2012 durch einen Fachmann erfolgt, das Obergeschoss ist noch nicht ausgebaut. In dem Ortsteil stehen bereits drei Mietwohnungen leer, auch darum wollte er das Haus lieber verkaufen.

In seinen 25 Dienstjahren sei er im Übrigen noch nie so erniedrigt worden, meinte der enttäuschte Bürgermeister - letztendlich sei er nun doch froh, dass er das Amt abgibt.