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Experten treffen sich in der Schönhauser Kirche Einst prunkvolles Epitaph soll bis 2015 seinen alten Glanz zurückbekommen

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 03.02.2011, 05:26

Das letzte Bildnis am Epitaph Augusts I. von Bismarck (1611 – 1670) in der Schönhauser Kirche, das dessen Frau Fredike Sophia von Möllendorff (1644 – 1698) zeigt, ist vor ein paar Tagen auf die Erde hinabgestürzt – ein letzter Beweis dafür, wie dringend nötig die Restaurierung des historisch wertvollen Stücks ist.

Schönhausen. Vertreter von kirchlichen und denkmalpflegenden Institutionen sind sich am Dienstagnachmittag nach der Besichtigung des Epitaphs einig, dass alles unternommen werden sollte, um das etwa 300 Jahre alte Stück wieder ansehnlich zu machen. Pfarrer Ralf Euker und Thomas Roloff, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, hatten zahlreiche Fachleute, aber auch Vertreter verschiedener Stiftungen willkommen geheißen, die sich in den kommenden Wochen, Monaten und wohl auch Jahren mit der Restaurierung beschäftigen werden. Ralf Euker erinnerte sich, wie er vor einem Jahr nach Schönhausen kam und der Altar bereits eingerüstet war, "damals begann die Restaurierung gerade erst, jetzt sieht man durch das Gerüst schon hier und dort Gold blinken. Das Epitaph auf der Südseite des Kirchenschiffes ist mir wie eine Wunde vorgekommen. Und die wird noch deutlicher, wenn unser Altar im kommenden Jahr fertiggestellt ist. Deshalb wollen wir handeln."

Der Wunsch des Gemeindekirchenrates ist es, dass das hölzerne Kunstwerk bis zu Bismarcks 200. Geburtstag im Jahr 2015 wieder in altem Glanz erstrahlt.

August II. von Bismarck hatte, als er die Kirche nach der völligen Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg 1642 um 1700 wieder einrichten ließ, das Epitaph zu Ehren seines Vaters und seiner Mutter anfertigen lassen. Es stand dem gleichaltrigen Altar in seiner qualitätsvollen Ausführung in nichts nach. Neben den Bildnissen von August I. von Bismarck und Fredike von Möllendorff zeigte das Epitaph, das mit vergoldeten Schnitzereien und Engeln reich verziert war, einst auch die vier Kinder des Ehepaares.

Die Zeit hat deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Feuchtigkeit, Holzwürmer und dann auch die Begasung mit Phosphor-Wasserstoff Mitte der 90er Jahre setzten den Kunstwerken stark zu, die Farbe ist teilweise abgeplatzt und verblasst. "Da das Bindemittel stark zerstört ist, wird es ähnlich wie beim Altar sehr schwierig, die Farbe wieder haftbar zu machen", erklärte Restauratorin Hiltrud Fritsche. Die Berlinerin und der Schönhauser Tischlermeister Hagen Siedler haben die Anfang der 90er Jahre abgenommenen Schnitzereien und Figuren, die im Laufe der Jahre durch Umlagerungen durcheinander gekommen sind, nun wieder sortiert und fein säuberlich aufgereiht, so dass sich die Experten ein gutes Bild machen konnten. "Inzwischen sind die Bedingungen in der Kirche so, dass sich die Restaurierung auch lohnt", erklärt Dr. Bettina Seyderhelm, Konservatorin am Landeskirchenamt in Magdeburg. Zuletzt hatte sie sich in Schönhausen mit der Restaurierung des Taufengels beschäftigt. "Die in den 90er Jahren aufwändig verlegte Bauteiltemperierung zeigt nun, wo auch die Fenster dicht sind, ihre Wirkung und die Kirche ist längst nicht mehr so feucht wie einst."

Ganz grob geschätzt bis zu 120 000 Euro wird die Restaurierung sicher kosten, erklärt Ralf Euker. Thomas Roloff fügt an, dass die Stiftung "Preußisches Kulturerbe" bereits 50 000 Euro in Aussicht gestellt hat. Auch die Bismarck-Familie ist an der Restaurierung interessiert, zum Treffen am Dienstag musste Gregor Graf von Bismarck aus beruflichen Gründen seine Teilnahme allerdings absagen.

"Dieses Treffen heute bildet den Auftakt des Genehmigungsverfahrens. Bis alle Zustimmungen vorliegen, bemühen wir uns zeitgleich um weitere finanzielle Unterstützung", ist Ralf Euker zuversichtlich, dass die Kirchengemeinde nach dem Altar auch diese Herausforderung meistern wird. Wie die anschließende umfangreiche Beratung in der Schönhauser Winterkirche ergab, sollen in einem ersten Restaurierungsabschnitt die Erfassung, die Kartierung und die Konservierung der noch vorhandenen Teile des Epitaphs im Vordergrund stehen. Außerdem müssen die Wand, an der der Korpus des Epitaphs hängt, und der Korpus selbst statisch auf Stabilität untersucht werden.