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Touristik-Forum in Kuhlhausen: Frau-Harke-Pfade auch im Havelwinkel geplant "Inseldenken" bei den Bettenanbietern schreckt die Touristen ab

Von Ingo Freihorst 15.03.2011, 05:29

Kuhlhausen. Über den geplanten Frau-Harke-Pfad informierte Günter Klam vom Kamernschen KulTour-Verein zu Beginn des Touristikforums in Kuhlhausen. Dazu hatten sich alle Interessenten vor kurzem in der Gaststätte am Karpfenteich eingefunden.

Krönung des Projekts soll ein Aussichtsturm auf dem Frau-Harke-Berg werden. In diesen Sagenpfad sollten auch alte Wege im Havelwinkel einbezogen werden, so Günter Klam. Am 31. März wird er das Vorhaben dem Geschäftsführer der Buga 2015 vorstellen.

Daraufhin angesprochen, meinte auch Ortsbürgermeister Dietrich Leu aus Warnau, dass er den Vorschlag begrüße, den Harke-Weg auch durch diese Ortschaft zu führen. Sicher würden auch die Warnauer der Ansicht sein, ist der Weg doch eine touristische Bereicherung.

Über die Bedeutung der Sagengestalt Frau Harke informierte Wolfgang Schroeder aus Kamern. Seine Familie war von hier 1953 "unabgemeldet verzogen", wie es amtlicherseits hieß. Neue Heimat wurde Westfalen, wo er Kamern stets verbunden blieb. Im dortigen Heimatmuseum erfuhr er, dass es an vielen Orten Deutschlands Gestalten wie Frau Harke gab - so genannte Erdenmütter lebten zumeist in Gebirgen. Woanders heißen sie Freya oder Frigga, sogar in Holland gibt es den Frau-Harke-Berg. Der Name "Frau Harke" bedeute so viel wie "Frau auf der Höhe". Vielleicht stamme der Name auch von den sich hier ab 1150 ansiedelnden Holländern, denn viele Ortsnamen der Region sind in Holland so oder ähnlich wiederzufinden.

Helmuth Ueberschaer aus Ferchels sieht in dem Vorschlag vom ortsübergreifenden Sagenpfad jedenfalls eine tolle Idee, Wanderwege zu vernetzen. Bernd Janecko aus Kuhlhausen findet den Weg in seiner Ortschaft unpassend, schließlich habe Kuhlhausen mit der Sagengestalt wenig gemein. Doch sei die Frau Harke auch über die Havel gegangen, so Günter Klam, zudem seien der Fantasie keine Grenzen gesetzt und für die Wanderwege keine großen Investitionen nötig. So könnten auch der Birnbaum bei Warnau und die Havellandbrücke ins Wegenetz eingefügt werden. Dreh- und Angelpunkt sei jedoch der Aussichtsturm, sonst nützte der ganze Sagenpfad nichts.

Man könne planen was man will, wichtig sei, dass am Ende das nötige Geld fließt, sagte Kuhlhausens Ortsbürgermeister Torsten Winkelmann. Er verwies auf die für die Ortschaft geplante Infotafel, die auch über Werbung finanziert werden soll: "Alles muss bezahlbar sein."

Sebastian Heinicke aus Schollene hatte sich zu Hause hingesetzt und eine Grobstruktur für die touristische Internet-Plattform entworfen. Informiert werden soll darauf über die Region, die Orte und die Historie, über Sehenswürdigkeiten, Freizeitangebote und Veranstaltungen. Viele, die einen Urlaub planen, sehen erst ins Internet, so seine Begründung. Bis zum Treffen mit den Buga-Planern soll die Präsentation in den Anfängen fertig sein, ergänzte Günter Klam. Die regionale Marke heißt "Elbe-Havel-Winkel".

"Man kann planen, was man will - wichtig ist, dass Geld dafür bereitsteht."

Wolfgang Schroeder bemängelte, dass im Altmark-Heft kein Hinweise auf die Seen bei Kamern und Klietze zu finden seien. Und das, obwohl die Gemeinde Kamern Beiträge für den Tourismusverband zahle. Hingegen sei der Tanger bis zum Ende eingezeichnet. Deshalb sei es wichtig, dass sich die Dienstleister auch untereinander austauschen, so Helmuth Ueberschaer. Dem stimmte auch Michael Ilg aus Strodehne zu. Er vermittelt Bildung über den Genuss in der Natur und beklagte ebenfalls das Fehlen von Kommunikation: Auch auf der anderen Havelseite könnte er seine Angebote unterbreiten.

Das in der Region leider weit verbreitete "Inseldenken" vieler Anbieter schrecke die Touristen ab, sagte Norbert Kühnel aus Havelberg. Der ehemalige Berliner habe als Neubürger in Havelberg auch schlechte Erfahrungen gesammelt, war von einem Bettenanbieter mit "hier ist alles voll" schroff abgewiesen worden. Andere boten ihm zum Glück Alternativen bei der Konkurrenz an. Vor allem Eintagesgäste müsse man freundlich behandeln, beim nächsten Mal bleiben sie dann länger.

Dass vor allem Kinder mit den regionalen Sagen bekannt gemacht werden sollten, meinte Dieter Stewin aus Havelberg. Auch könnten Omas in den Kindergärten Märchen vorlesen. Das werde in Schollene bereits umgesetzt, nur fanden sich für die Märchenstunde bislang kaum Interessenten, sagte Helmuth Ueberschaer dazu.

Zum Sagenpfad wird der Ortschaftsrat Kuhlhausen noch beraten, auch Garz und Jederitz sollen noch mit einbezogen werden, so Günter Klam. Das nächste Touristik-Forum wird erstmals im Brandenburgischen stattfinden: Und zwar am 30. März um 19 Uhr in der Gaststätte "Stadt Berlin" in Strodehne.