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Politisch-satirisches Kabarett im Havelberger Hafenhotel Frank Hengstmann erinnert an deutsch-deutsche Geschichte

Von Ingo Freihorst 12.04.2011, 06:30

Havelberg. "Ein Dummer, zwei Gedanken" - so lautete der Titel des politisch-satirischen Programms, mit dem der Magdeburger Kabarettist Frank Hengstmann am Sonntag im Havelberger Hafenhotel gastierte.

Der Musiker Friedhelm Splettstößel sollte eine Ode auf die deutsche Wende schreiben, so sein Auftrag. Als Grundlage dessen gehen ihm zwei Zitate aus jener bewegten Zeit durch den Kopf: Der ostalgisch verklärte Satz "es war nicht alles schlecht" in der DDR sowie das Kohlsche Kanzlerzitat "keinem wird es schlechter gehen". Doch wie soll es keinem schlechter gehen, wo doch gar nicht alles schlecht war? - Wer darauf eine Antwort zu finden sucht, ist eben am Ende der Dumme.

Der Wahlkampf, der kürzlich wegen der Landtagswahl stattgefunden hatte, habe die Städte bunter gemacht, lobte der Kabarettist. An den Wahlständen der Parteien wurde reichlich Alkohol ausgeschenkt: Bei der SPD aufgrund der Umfragewerte Kümmerling, bei der FDP warmer Jägermeister, die Linke kredenzte Wodka Gorbatschow und die CDU den "Kleinen Feigling". Bei den Nazis gab es - natürlich - Braunen. Am Ende kämpften die Spirituosen in seinem Bauch um die Vorherrschaft...

Frank Hengstmann erinnerte an DDR-Produkte wie die Taschentücher namens Kripa - wohl wie beim Toilettenpapier die Abkürzung für "Kristallpapier", vermutete er. Hämorrhoiden hatten deshalb nur all jene DDR-Bürger, die sich Klopapier aus dem Intershop leisten konnten.

Jetzt, wo der Exportweltmeister-Titel an China verlustig ging, sei Deutschland noch immer Reiseweltmeister - "Tui, Tui, Tui!" Nach der Wende reisten die Wessis erst mal nach China, um sich dort die Mauer zu betrachten - was Hengstmann mit dem Lied "So schön war die Zeit" untermalte.

Hengstmann-Senior blickte zurück auf seine Jugendweihe, als alle Jungen im gleichen Anzug ("Präsent 20") auf der Bühne standen. Und der Ernst des Lebens begann - er war das erste Mal besoffen.

Natürlich durfte einer nicht fehlen im Programm: Manni Fest, der Arbeitslose mit dem "Blechbrötchen" in der Hand. Als echter "Machdeborjer" sagte er immer "mich", auch wenns stimmt. Der Sozialstaat sei tot, stellte er fest. Und ging zur Beerdigung, um auf dem Kontrabass zu spielen.