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Im Dombereich kamen Reste einer alten Außenmauer und Pflasterungen zum Vorschein Archäologen buddeln sich ins Mittelalter

Von Dieter Haase 21.08.2012, 05:19

Auf Relikte Havelberger Vergangenheit sind Archäologen beim Abriss einer alten Mauer am Dom gestoßen. Sie stammen vermutlich aus dem Mittelalter.

Havelberg l Für Diplom-Prähistoriker Michael Loosch aus Magdeburg und seinen Praktikanten Jonas Sack ist eine spannende Zeit angebrochen. Denn nach dem Abriss der alten Grenzmauer zwischen Domanlage und Polizei-Revierkommissariat - sie soll als eine Baumaßnahme zur Buga 2015 Havelregion durch eine neue Mauer ersetzt werden - kamen sie bei dem, was der Bagger dabei so alles frei legte, immer mehr ins Staunen. Denn unterhalb der Erdoberfläche kamen Reste einer anderen, von ihrem baulichen Zustand her noch ziemlich gut erhaltenen Außenmauer zum Vorschein, die sich in das Grundstück der Polizei und auch in Richtung Domhof hineinzieht.

Außerdem tauchten verschiedene Pflasterungen in unterschiedlichen Höhen auf, von denen zumindest der Verlauf einer darauf hindeutet, dass sie mit der Außenmauer in Verbindung gestanden haben muss. Denn von diesem Außenpflaster aus geht eine Rinne durch einen Durchbruch in der Mauerwand. "Höchstwahrscheinlich war das mal eine Abflussrinne", mutmaßt Michael Loosch. Das alles dürfte aus dem Mittelalter herrühren, ist er sich sicher, während weitere in Schichten darüber entdeckte Funde aus jüngerer Vergangenheit stammen. Dazu gehört unter anderem ein gemauerter Sockel, auf dem vermutlich mal ein Schornstein stand. "Der zum Mauern benutzte Mörtel ist aber mit Sicherheit noch nicht so alt, dass er in das Mittelalter eingestuft werden könnte", sagt der Fachmann. Um für diesen die Zeit etwas genauer zu bestimmen, wolle er unter anderem vorhandenes Bildmaterial aus dem 18.Jahrhundert zu Rate ziehen, das in dem Bereich eine Bebauung mit Häusern zeigt.

Wozu allerdings die Außenmauer aus dem Mittelalter gehört haben könnte, vermag der Archäologe (noch) nicht zu sagen. "Das ist so spannend, dass wir hier am liebsten nach allen Seiten weiterbuddeln möchten, um zu sehen, was uns da noch erwartet. Aber da es sich hier um eine sogenannte Rettungsgrabung handelt, die so bezeichnet wird, wenn hier aufgrund von Funden Baumaßnahmen unterbrochen werden müssen, stehen wir doch etwas unter zeitlichem Druck." Konkret heißt das, dass die Hauptaufgabe der beiden Archäologen darin besteht, zu sichern, was zu sichern geht, und alles andere bestmöglich zu dokumentieren, um bei einer späteren Auswertung dann eventuell noch zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. "Archäologenarbeit ist wie die Arbeit von Kriminalisten: Es sind viele, viele kleine Puzzleteile zusammenzusetzen", erklärt der Diplom-Prähistoriker.