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Erste Ergebnisse des fünfjährigen Forschungsprojekts "Algohub" werden bereits umgesetzt In Klötze wachsen jetzt schon sieben verschiedene Algen für Kunden in aller Welt

Von Siegmar Riedel 27.06.2013, 03:16

Der Algenhersteller Roquette Klötze ist weiter auf Erfolgskurs. Dazu beigetragen hat wesentlich ein im fünften Jahr laufendes Forschungsprojekt, das vor dem Abschluss steht. Eine Verlängerung ist beantragt.

Klötze l Mikroalgen aus Klötze haben sich in der Branche längst einen Namen gemacht. Doch um auf dem Markt bestehen zu können, müssen ständig verbesserte oder neue Produkte angeboten, muss geforscht werden. Bei dem Klötzer Algenproduzenten Roquette ist deshalb ein auf fünf Jahre angelegtes Forschungsprogramm gestartet worden, das wertvolle Ergebnisse zutage förderte und in diesem Jahr ausläuft.

Das Programm wird von den beteiligten Firmen und der Organisation OSEO mit 30 Millionen Euro finanziert. Ziel ist es, Mikroalgen und deren Verwendung zu erforschen. "Algohub war das größte Forschungsprojekt zu diesem Thema in Europa", berichtete Jörg Ullmann, Betriebsleiter in Klötze. "Dabei ist viel Interessantes aufgetaucht." Viele Ergebnisse würden derzeit schon umgesetzt, mehrere Patente konnten angemeldet werden. "Ein Teilerfolg ist, dass wir uns nicht mehr nur mit der Chlorella befassen, sondern inzwischen sieben Algen produzieren, für die es auch schon Kunden gibt." Welche Algen das sind, wollte Jörg Ullmann wegen eventueller Nachahmer nicht sagen.

Verwendet werden die Algen nach wie vor in der Kosmetikindustrie und als Nahrungsergänzung.

Seit den Anfängen der Algenherstellung in Klötze hat sich laut Jörg Ullmann der Markt wesentlich verändert. "Der einstige Wettlauf der Technologien wandelt sich zu der Frage nach Anwendungen für die Algen", erläuterte der Betriebsleiter. Welche Algen für welches Produkt mit welcher Herstellungsmethode, sei jetzt die Frage.

Seit vier, fünf Jahren melden auch große Firmen verstärkt Patente an. Das Interesse an Mikroalgen wächst ständig, hat Jörg Ullmann beobachtet. Erst kürzlich ist von der Hochschule Anhalt eine Pilotanlage in Köthen eröffnet worden.

Die Spezialität der Klötzer ist nach wie vor ein ganzes Set Algen, die nur im Fotobioreaktor, also in durchsichtigen Glasröhren hergestellt werden können. Hinzugekommen sind mit Hilfe der Forschungsergebnisse zwei weitere Technologien: Ein Fermenter (dabei wachsen die Algen im Edelstahlbehälter auf einer Zuckerart), der in Kombination zum Fotoreaktor oder als Alternative eingesetzt wird. "Mit den drei Technologien können wir die ganze Palette an Algen anbieten, die unsere Kunden wünschen. Der Standort Klötze ist somit wettbewerbsfähiger und flexibler", freute sich Jörg Ullmann.

Im Ergebnis entstehen neue Produkte, beispielsweise aus der Kombination der Chlorella mit einer löslichen Faser, einem klassischen Produkt des Mutterunternehmens. Heraus kam ein patentiertes Konzentrat, das die Darmgesundheit positiv beeinflussen kann.

Forschungsergebnisse aus Klötze kommen auch der Menschheit insgesamt zugute, erläuterte Jörg Ullmann. So konnte in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen ein Projekt in Indien ins Leben gerufen werden. "42 Prozent der Kinder dort weisen Mangelerscheinungen auf", erklärte er. Abhilfe soll eine Anlage schaffen, in der mit einfachsten Mitteln die Blaualge Spirolina hergestellt wird. Die so gewonnene Biomasse ist sehr nährstoffreich und wird als Nahrungsergänzung eingesetzt. "Dabei geht es nicht um Profit", betonte Jörg Ullmann, der bei 2013 von einem besonderen Firmenjahr spricht: Erstmals hat eine Auszubildende im Klötzer Unternehmen die Lehre zur Biologielaborantin erfolgreich abgeschlossen. Das Unternehmen befindet sich seit dem Neustart im 10. Produktionsjahr in Folge. Und 2014 besteht die Algenfarm seit 15 Jahren. "Es gibt an allen Fronten Neues", freute sich Jörg Ullmann. "Wir sehen uns aber weiterhin als Pionier auf dem Gebiet der Forschung mit Mikroalgen."