1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Mehr Biomasse aus dem Drömling ernten

Projekt zum Nutzen von Landwirtschaft und Natur beginnt mit der Praxisphase Mehr Biomasse aus dem Drömling ernten

Von Harald Schulz 09.01.2014, 02:19

Die Bioenergieregion Altmark und die Naturparkverwaltung Drömling möchten künftig Biomasse aus den Randbereichen des Naturparks optimaler nutzen. Dafür wurde ein einmaliges Projekt gestartet, das aktuell umgesetzt wird. Die Ausschreibungen dazu haben begonnen.

Klötze/Salzwedel l Dieser Versuchsballon eines Wertschöpfungsprojekts, den der Regionalverein Bioenergieregion Altmark in Salzwedel und die Naturparkverwaltung Drömling in Oebisfelde am 1. Januar für die Dauer von sechs Monaten für 16000 Euro auf den Weg gebracht haben, ist einmalig. Es sei eine Chance, aus sonst für die Landwirtschaft schwer zugänglicher Biomasse ein ertragreich und wirtschaftlich zu betreibendes Standbein für Flächenbesitzer im Naturpark Drömling aufzubauen. Noch dazu würde die Nutzung im Einklang mit dem Naturschutz und den damit verbundenen hohen Schutzmaßnahmen stehen.

Nutznießer: Landwirte und Betreiber von Biogasanlagen

Nutznießer könnten auch die landwirtschaftlichen Betriebe und Betreiber von Biogasanlagen am südlichen Rand der Einheitsgemeinde Stadt Klötze werden, deren Nutzflächen in den Naturpark hineinragen oder sogar Teile davon sind. Ergebnisse könnten dabei eine verbesserte Energieverwertung und ein biologischer Festbrennstoff sein. Dieser mit Hochdruck gepresste Brennstoff wäre zudem kohlendioxidneutral.

Die Volksstimme hat über das Vorhaben aus Sicht der Naturparkverwaltung bereits berichtet und sprach jetzt unmittelbar vor der Ausschreibung mit den Planern: Henning Kipp, Koordinator der Energieagentur und Projektmanager, sowie Erhard Prehm, Betriebsleiter der Innovations- und Gründerzentrums (IGZ) in Salzwedel.

Der Regionalverein Bioenergieregion Altmark ist in Angelegenheiten der bioenergetischen Wertschöpfung von verschiedenen Einrichtungen, darunter das Land Sachsen-Anhalt, als innovativ und kompetent anerkannt. Die beiden Akteure beabsichtigen das vorhandene Biomassepotenzial aus dem Drömling effektiver als bisher zu nutzen. Das soll durch Verwertung von Buschwerk, Grasmahd aus der Grabenpflege und auch der Verwertung von holzartigem Schnittgut geschehen. Kipp: "Wir wollen durch ein zu schaffendes Netzwerk weg von der Biomassevermeidung hin zur Optimierung dieser Ressourcen."

Erste Resultate aus anderen Regionen lägen bereits vor. So würden Holzhackschnitzel und Biogas zur Energiegewinnung von einem Verbund genutzt. Es gebe bereits einen geeigneten Holzacker und auch für die Aufzucht von Pappelstecklingen existiere ein Betrieb.

"Was aber im Drömling umsetzbar ist, das könne nur in der Praxis herausgefunden werden", so Kipp. "Deshalb suchen wir die Gespräche mit landwirtschaftlichen Betrieben. Die müssen über Erfahrung verfügen, klar bekunden, das Projekt nach den Vorgaben zu unterstützen und dementsprechend wirtschaften. Wir schreiben gezielt aus, sperren uns aber auch nicht, wenn wir von Interessenten angesprochen werden", erklärt der Projektleiter.

Im Verlauf der Untersuchung sollen spezielle Erntemaschinen, die Verwertbarkeit von Gras und Sträuchern aus dem Drömling, Möglichkeiten der Heuverbrennung als Zusatz und auch Anwendungspotenziale der neuen Technologie "ProGas" geprüft werden.

Projekt wird von einigen aber auch kritisch gesehen

Dieses Studienprojekt zur besseren Verwertung von Biomasse ist zwar nur auf ein halbes Jahr fixiert, doch in Salzwedel hofft man auf eine Verlängerung. Die Gesamtkosten werden ab Jahresbeginn zu 80 Prozent vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert. "Es ist eine Chance, an der die Landwirtschaft im gesamten Bereich des Drömlings nicht vorbeigehen kann", sind Kipp und Prehm einer Meinung.

Dieses Projekt wird jedoch in Kreisen der Landwirte von einigen aber auch skeptisch gesehen. Als ein wesentlicher Kritikpunkt werden die für die Ernte benötigten Landmaschinen angeführt, die für den nassen Drömling spezielle Anforderungen erfüllen müssten. Nicht allein das Ernten, sondern auch das Anfahren der Flächen und von dort wieder beladen zurück auf befestigte Wege zu gelangen, erfordere spezielle Technik. Und solch ein Fuhrpark koste eben auch eine Menge Geld, heißt es. Es wird infrage gestellt, ob Einsatz und Nutzen in gesunder Relation stehen.

Das Beweiden wäre vielleicht weiterhin die optimale Nutzung, auch im Sinne des Naturschutzes, sagte ein Nutzer aus dem Bereich der Stadt Klötze, der landwirtschaftliche Flächen im nördlichen Randbereich des Naturparks Drömling bewirtschaftet, namentlich aber nicht genannt werden möchte.