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Böckwitzer Jagdgenossen: Eigentumsfragen an früherer Grenze unbeantwortet / 400 Euro für Pavillon an Europawiese Friedhelm Lenz: "Der Staat hat ein Chaos hinterlassen"

Von Markus Schulze 17.03.2014, 02:19

Böckwitz l Die Böckwitzer Jagdgenossen haben bei ihrer Versammlung am Freitag im Backhaus des Museums vereinbart, die Pachteinnahmen für drei Zwecke zu verwenden.

Zum einen wurde dem Antrag des Vorsitzenden Hartmut Jakobs zugestimmt, für das im November stattfindende 25-jährige Jubiläum der Grenz-öffnung zwischen Böckwitz und Zicherie 400 Euro beizusteuern. Damit soll an der Europawiese ein Holz-Pavillon aufgebaut werden, an dem die Geschichte des Doppeldorfes mit Schautafeln dargestellt werden soll.

Suche nach Standort für Streuobstwiese dauert an

Zum anderen soll sich weiter für die Gestaltung der Landschaft eingesetzt und eine Streuobstwiese angelegt werden. Hierfür waren bereits vergangenes Jahr 800 Euro zur Verfügung gestellt worden. Allein: Es fehlt nach wie vor ein Standort. Eine Anfrage bei der Stadt Klötze blieb ohne Ergebnis, und auch die Agrargenossenschaft wolle nach Angaben von Hartmut Jakobs keine Fläche zur Verfügung stellen. "Es ist schwierig. Eventuell ist auf Privatbesitz was möglich", sagte der Vorsitzende. "Möglicherweise gibt es im Bereich des Grenzlehrpfades eine Lösung." Spruchreif sei das aber noch nicht.

Wege schlecht, Grenzen unklar, Flurbereinigung erwünscht

Zum dritten unterstützten die Jagdgenossen einen Antrag von Friedhelm Lenz. Er schlug vor, den löchrigen Weg zwischen Kaiserwinkel und Jahrstedt - "ich verstehe sowieso nicht, warum sich um diese Strecke kein Mensch kümmert" - auf einer Länge von rund 100 Metern ab Ortsausgang Kaiserwinkel mit zwei Lkw-Ladungen Schotter auszubessern. Hierfür wurden 600 Euro gewährt.

Überhaupt waren die Wege in der Böckwitzer Gemarkung, die sich laut Alwin Bock vielfach in einem "katastrophalen Zustand" befinden, ein großes Thema an diesem Abend. "Hier gibt es viel zu tun", meinte Friedhelm Lenz. Am sinnvollsten wäre aus seiner Sicht ein Flurbereinigungsverfahren. Im Rahmen dessen könnten nicht nur Wege erneuert, sondern auch die weiter bestehenden Besitz-Streitigkeiten im früheren Grenzbereich beigelegt werden. In der Gemarkung, so informierte dazu Hartmut Jakobs, gebe es sage und schreibe 87 Eigentümer von nicht befriedeten Liegenschaften. "Der Staat hat hier ein Chaos hinterlassen. Mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung ist das immer noch nicht geregelt. Das muss endlich mal zum Abschluss gebracht werden", forderte Friehelm Lenz.

Hartmut Jakobs wurde beauftragt, die Themen Wege, Flurbereinigungsverfahren und Besitz-Streitigkeiten aufzunehmen und einen Brief an Klötzes Bürgermeister Matthias Mann zu schreiben. Außerdem solle der Jahrstedter Ortschaftsrat darüber unterrichtet werden. "Es muss Druck gemacht werden", betonte Alwin Bock.

Rotwild bildet vermehrt Rudel, Wolf könnte Grund dafür sein

Bevor die Versammlung zum gemütlichen Teil überging, berichtete Jagdpächter Friedhelm Lenz noch über das Jagdjahr 2013/2014. "Es war durchwachsen", bilanzierte er. Der Rehwildbestand sei gut. Die Strecke umfasse 24 Stück, davon seien sieben dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen.

Zudem fiel ein Stück Rotwild, erlegt von Michael Neumann. Auffällig sei laut Friedhelm Lenz, "dass die Brunft im Naturpark Drömling sehr schwach ausgefallen ist". Zudem sei zu beobachten, dass das Rotwild vermehrt zur Rudelbildung neige. "Das ist ein neues Verhalten."

Der Schwarzwildbestand, so schilderte der Jagdpächter, sei weiter rückläufig, auch in benachbarten Revieren. "Die Experten rätseln warum."

Ein Grund für diese zwei Tendenzen könnte der Wolf sein. Waidmann Reiner Schüller hat bereits mit eigenen Augen ein Exemplar gesehen, wie er erzählte. Und im nahen Kaiserwinkel, in den gräflich-schulenburgschen Wäldern Richtung Giebel, seien nach Auskunft von Friedhelm Lenz gar zwei Welpen gesichtet worden. Er machte deutlich: "Der Wolf ist da. Daran müssen wir uns gewöhnen und lernen zu teilen." Eigentlich, so vermutete der Jagdpächter, müsste dem Wolf der hohe Wasserstand im Drömling nicht behagen. Dennoch sei abzuwarten, ob der Wolf dauerhaft in der Region bleibe oder nur hindurchziehe.