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Christian Oppermann (34) absolviert Ausbildung über Initiative der Arbeitsagentur Spätstarter zum Berufsabschluss

Von Uta Elste 26.04.2014, 03:18

WeGebAU ist nicht nur ein Projekt, sondern für Christian Oppermann die Unterstützung auf dem Weg zum Berufsabschluss. Im November will der 34-jährige Salzwedeler die Abschlussprüfung als Feinwerkmechaniker absolvieren.

Salzwedel l Nach dem Schulabschluss hatte Christian Oppermann ursprünglich eine Lehre als Maurer begonnen. Doch der gebürtige Ilmenauer, der in Diesdorf aufwuchs, fühlte sich in diesem Beruf nicht wohl. "Das war irgendwie nicht mein Ding", erinnert er sich. Schließlich brach er die Lehre ab - kurz vor dem Abschluss. "Blöderweise", kommentiert der heute in Salzwedel lebende Christian Oppermann seine damalige Entscheidung.

Danach kamen verschiedene Wohnorte und Arbeitsstellen in der Region und darüber hinaus. Christian Oppermann stellte unter anderem Filzteppiche in Soltau her, dann trieb ihn das Heimweh zurück in die Altmark. Er übernahm Zeitarbeitsjobs, unter anderem in der Kerzenfabrik. "Es waren im wesentlichen Anlerntätigkeiten, die eigentlich keinen Spaß gemacht haben", blickt er zurück. Und immer wieder kam ihm der Gedanke, dass vielleicht doch noch mehr möglich sei. "Aber ich hatte keine konkreten Vorstellungen."

Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit trat er eine Stelle in der Salzwedeler Firma Altmärkischer Werkzeug Bau (AWB) an. Jens und Sabine Ehrlich hatten ihr Unternehmen im Jahr 2000 gegründet. Sie spezialisierten sich auf die Konstruktion und die Herstellung von Schnitt-, Stanz-, Umform und Folgeverbundwerkzeugen.

Ihre Kunden sind Automobilzulieferer, kommen aus den Bereichen Maschinen- und Flugzeugbau, das Unternehmen ist jedoch auch für Forschungs- und Entwicklungsprojekte tätig. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 15 Mitarbeiter und bietet auch die Möglichkeit der Ausbildung an.

Im August 2010 suchten Jens und Sabine Ehrlich eine Hilfskraft, die beim Zuschnitt und beim Entgraten der Werkzeuge mit anpacken und die Warenannahme und -ausgabe ebenso unterstützen sollte wie die Verpackung übernehmen. "Wir haben es probiert, es lief gut, also haben wir ihn eingestellt", erzählt Jens Ehrlich.

Es lief nicht nur gut, sondern immer besser. Christian Oppermann machte sich Schritt für Schritt mit den CNC-Fräsmaschinen vertraut und lernte auch die Programmierung kennen. "So entstand schließlich die Idee, den Abschluss nachzuholen", sagt Jens Ehrlich. Eigentlich bestehe nach sieben bis achtjähriger Tätigkeit auch die Möglichkeit der Anerkennung. Aber dem Firmenchef war wichtig, das Christian Oppermann die Grundlagen der Metalltechnik kennenlernt, die im ersten Ausbildungsjahr vermittelt werden.

Für Männer und Frauen wie Christian Oppermann startete die Agentur für Arbeit die Initiative "AusBildung wird was - Spätstarter gesucht", zu der auch das Projekt Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen, kurz WeGebAU gehört.

Der Arbeitnehmer bekommt weiter sein Gehalt. Die Agentur für Arbeit übernimmt die mit der Ausbildung verbundenen Kosten und zahlt dem Arbeitgeber für die Tage, an denen sein Mitarbeiter wieder die Schulbank drückt, einen Ausgleich, erläuterte Yvonne Papke, Sprecherin der Agentur.

Die Spätstarter-Initiative erfasste 2013 etwa 60 Personen, die Ausbildungen wurden sowohl im sozialen als auch im kaufmännischen und gewerblichen Bereich absolviert.

"Wir wollen die Unternehmen ermutigen, in den Reihen der Mitarbeiter Ausschau zu halten, wenn sie keine Lehrlinge finden", sagt Markus Nitsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stendal. Das bedeute auch für die Agentur, in Sachen Ausbildung über die bisherige Grenze von 25 Jahren hinauszublicken. Immerhin haben etwa ein Drittel der Arbeitslosen bis 35 Jahre keine abgeschlossene Ausbildung, ergänzt Yvonne Papke.

Christian Oppermann besucht derzeit einmal in der Woche die Berufsschule in Lüchow, um das theoretische Rüstzeug für den Abschluss als Feinwerkmechaniker zu erwerben. "Der erste Schultag, das war schon komisch." Mitunter werde er auch von anderen Schülern gegrüßt, die ihn für einen Lehrer halten, erzählt er schmunzelnd.

An den Tagen, an denen Christian Oppermann in Lüchow lernt, mache sich sein Fehlen im Unternehmen schon bemerkbar, sagt sein Chef. Beide blicken voraus auf November, wenn Christian Oppermann seine Abschlussprüfung bei der Handwerkskammer in Lüneburg absolviert.