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Trockenheit bremst guten Pflanzenbestand aus/Viel Niederschlag kann die Situation noch retten Bauern zwischen ärgern und hoffen

Von Siegmar Riedel 09.05.2014, 03:15

Die kommenden Wochen entscheiden über Wohl oder Übel für die Landwirtschaft: Fällt endlich mehr Regen, kann es sich für einige Kulturen noch zum Positiven wenden. Insgesamt ist die Lage für die Bauern der Region um Klötze allerdings besorgniserregend.

Klötze l "Die Situation der Landwirtschaft sieht sehr übel aus", fasst Raimund Punke zusammen. Der Vorsitzende des Bauernverbandes Altmarkkreis Salzwedel und Landwirt aus Klötze will aber keine Panik machen, denn es besteht noch Hoffnung. Doch die Sorgenfalten auf seiner Stirn sind nicht zu übersehen.

"Der gute Pflanzenbestand, den wir nach dem Winter vorfanden, wird durch die Trockenheit ausgebremst", erklärt Raimund Punke das Problem. Auch der wenige Regen der vergangenen Tage war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Im März hatten wir 7 Millimeter Niederschlag, im April waren es 28 Millimeter. Das ist viel zu wenig", sagt der Geschäftsführer der Milcherzeugergenossenschaft.

Zum Beispiel die Roggenbestände: "Die Blätter der Pflanzen sind wegen der Trockenheit zusammengedreht, um die Verdunstung zu minimieren", erläutert der Landwirt. Normalerweise würden aus einer Pflanze drei bis vier Stängel wachsen. Bleibt der Regen aus, werde erst der schwächste, dann ein Halm nach dem anderen abgestoßen.

"Erträge wie 2013 sind nicht mehr zu erwarten."

Raimund Punke und Ronald Haase, Leiter Pflanzenproduktion bei der Milcherzeugergenossenschaft, zeigen es auf einem Roggenschlag an der Lockstedter Chaussee. Die meisten Pflanzen bestehen nur noch aus einem Halm. "Auch wenn es jetzt viel regnen würde, hätten diese Pflanzen keine Chance mehr. Erträge wie 2013 sind längst nicht mehr zu erwarten", resümiert Raimund Punke. Jedoch könnten andere Kulturen noch davon profitieren, wenn endlich mehr Niederschlag fallen würde.

Stark in Mitleidenschaft gezogen sind auch Weizen und Gerste. "Das Sommergetreide darf nicht lange trocken bleiben", erläutert der Chef des Bauernverbandes. Beispiel Sommergerste: "Das ist die faulste Kultur, die es gibt auf der Welt", beschreibt Punke. "Sie bildet kaum Wurzeln aus und zieht nur nach oben." Bleibt dann der Regen aus, fehlen die Wurzeln, die Wasser aus dem Boden ziehen könnten.

Zuckerrüben und Mais hätten dagegen laut Raimund Punke noch etwas Zeit zum Wachsen. Für diese Kulturen könnte Regen noch die Wende bringen.

Fast wäre es bei der Genossenschaft zu einer absoluten Neuheit in diesem Jahr gekommen. Raimund Punke erklärt: Das Getreide hatte in den ersten Monaten des Jahres sogar einen Wachstumsvorlauf von drei bis vier Wochen. Wäre es bei diesem Vorsprung geblieben, hätte bereits Mitte bis Ende Juni geerntet werden können. "Das wäre ein Novum gewesen für uns." Doch dazu wird es nun aufgrund der Trockenperiode doch nicht mehr kommen.

Als hervorragend für die Tiere der Milcherzeugergenossenschaft schätzt der Landwirt jedoch den ersten Grasschnitt dieses Jahres ein. "Mal abwarten, was der zweite Schnitt demnächst bringt", schränkt er aber gleich ein.

"Mäuse sind gut durch den Winter gekommen."

Nicht ganz so dramatisch sieht es mit der Bedrohung durch Schädlinge für die landwirtschaftlichen Kulturen aus. Zwar sind Mäuse gut durch den milden Winter gekommen. "Im Raum Klötze ist das aber nicht so tragisch, weil wir hier viele Greifvögel haben", begründet Raimund Punke. Schlechter sehe es dagegen bei den typischen Getreideschädlingen wie Thripse aus. "Die etablieren sich", hat Raimund Punke festgestellt. "Schlimm ist es auch mit den Rapsglanzkäfern. Es gibt kaum Mittel, die gegen sie helfen. Viele Käfer sind auch schon resistent", weiß Raimund Punke. Doch was Schädlinge und Wetter betrifft, gibt er die Hoffnung nicht auf und blickt in Richtung Wolken.