1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Aus Liebe in eine fremde Kultur

Thailänderin gab Existenz auf und lernte Deutsch, um in Steimke das Familienglück zu finden Aus Liebe in eine fremde Kultur

Von Harald Schulz 13.06.2014, 03:16

Hochzeitspaare über die europäischen Grenzen hinaus, die sind in der Einheitsgemeinde Klötze die Ausnahme. Trauen sich dann ein Steimker und eine junge Frau aus Bangkok, das Ja-Wort zu geben, dann ist das eine Rarität, wissen die Standesbeamtinnen der Stadt Klötze.

Steimke l Die Volksstimme war bei solch einem Paar zu Gast. Ohne das Internet hätte diese Liebesbeziehung Steimke - Bangkok, die vor wenigen Wochen im Klötzer Standesamt in den Hafen der Ehe mündete, nicht entstehen können. Darüber sind sich Frank Kraskowski und seine thailändische Frau Varee einig. Der 44-jährige Steimker und die 35-jährige Thailänderin befinden das Internet sozusagen als ein lohnendes Eheanbahnungsareal, wenn beiderseitig gewisse unablässige Bedingungen erfüllt sind. Das Vertrauen steht dabei natürlich an der Spitze.

Familienbande wird vom Senior unterstützt

Bei Varee Ponpragob und Frank Kraskowski funkte es aber noch aus weiteren Gründen, damit dieses Miteinander in guten wie in schlechten Zeiten dauerhaft gedeihen kann. Diese Beziehung über Tausende von Kilometer basiert nämlich auch auf der Akzeptanz der jeweiligen Kulturen, Treue und dem Willen, die jeweiligen Lebensformen des Partners zu achten. Das alles hat die seit dem Jahre 2012 bestehende Bande letztendlich zum Ja-Wort geführt.

Zur Familie gehört ebenso Tidarat Dream, die Tochter von Varee. Ein Wirbelwind, der sich auch im ihr exotisch anmutenden Deutschland immer besser zurechtfindet. Einer, der das von ganzem Herzen fördert, ist übrigens Franks Vater Viktor.

"Es wäre wohl für einen Deutschen schwer, eine dauerhaft feste Beziehung mit einer thailändischen Frau einzugehen, wenn der nicht die Wurzeln dieses Volkes versteht und akzeptiert", erläutert der bereits vor dem Kennenlernen von Varee vom Christen zum Buddhismus konvertierte Gläubige. "Es ist viel einfacher dem Buddhismus beizutreten, als die Erfordernisse der katholischen oder evangelischen Kirche zu erfüllen", erklärt Frank Kraskowski. "Bei meinen Besuchen in Thailand habe ich dafür die notwendigen Besuche in Tempeln erfüllt und erhielt dafür als Ausländer einen weißen Meditationsumhang statt einen in orange", gibt der Buddhist einen kleinen Einblick.

In der Wohnung stehen zwei buddhistische Altare

"Es war die Zwanglosigkeit, der Charme und das gemeinsame Beten, das den Ausschlag zum Konvertieren für mich gab", berichtet Frank Kraskowski. So stehen seit Jahren zwei buddhistische Altare in seiner Wohnung in Steimke. Den ersten importierte er direkt aus Thailand. Den zweiten ließ er eigens in Hannover weihen, dann erst bekam das Heiligtum in der Wohnung den würdigen Platz, betont der altmärkische Buddhist den Stellenwert dieser Glaubenszeichen.

Der in Wolfsburg bei VW arbeitende Teamsprecher traf seine heutige Frau das erste Mal persönlich in Bangkok. Bis dahin gab es Varee nur per Bild- und Datenübertragung. Sie arbeitete bei einem Mineralölunternehmen als Bürokraft. "Was mich bestärkte, dass Varee für mich die richtige Partnerin ist, lag auch daran, dass sie die sechs Stunden Zeitunterschied auf sich nahm, um sich mit mir per Telekommunikation zu unterhalten. Die Liebe zueinander bekam dadurch immer mehr Flügel. Frank Kraskowski nutzte jede sich bietende und zu bezahlende Möglichkeit, um von Steimke nach Frankfurt am Main zu fahren, und von dort nonstop in elf Stunden nach Bangkok zu jetten. Die vorausgegangenen Zeiten der Trennung erlebte das Paar dann, als hätte es sie nie gegeben.

Varee besitzt in Thailand ein eigenes Haus, das jetzt von ihrem Bruder bewohnt wird. "Vieles im Leben eines Thailänders besitzt westlichen Standard", weiß der Steimker. Die medizinische Versorgung ist gut. Menschen, die den Arztbesuch aus privater Tasche bezahlen, werden wie in Deutschland bevorzugt behandelt. In Thailand kosten Medikamente allerdings nur einen Bruchteil von dem, was in deutschen Apotheken zu zahlen ist. Nur die politischen Strukturen sind viel komplizierter als in Deutschland. Der König regiert uneingeschränkt, die Machtverhältnisse sind trotzdem von vielen Einflüssen abhängig. "Für einen Europäer nicht immer nachvollziehbar, aber es ist so wie es ist. Das gilt auch für die derzeitigen unruhigen Zeiten im Land", bekräftigt Varee die Worte ihres Mannes und lehnt sich wieder liebevoll an ihn. "Der König hält Thailand zusammen, dafür lieben und respektieren ihn alle Thais", heißt es von Varee.

Gold ist in Thailand ein obligates Zahlungsmittel

"Was für mich ein entscheidender Vorteil gegenüber der westlichen Marktwirtschaft ist, ist die Tatsache, dass Gold in Thailand ein gängiges Zahlungsmittel ist", erzählt der Altmärker. "Es gibt nur die Reinheitskategorie von 999. Das gibt der Haushaltskasse die Stabilität, schützt vor Inflation und Gold-Plagiaten."

Was für die heute fast fünfjährige Tidarat sich einmal zum großen Vorteil entwickeln könnte, nämlich dreisprachig aufzuwachsen, das wollen die Kraskowskis besonders fördern. Noch ist Deutsch für Tidarat eine Fremdsprache mit vielen Fragezeichen. Doch das wird sich bald ändern, ist Mutti Varee sicher. "Ich habe auch bei Null angefangen. Und heute reicht es bereits für die Unterhaltung und die Behördengänge." Allerdings hat Varee bereits in Bangkok die Goethe-Schule besucht, um in Deutschland den Papierkrieg für die Aufenthaltsgenehmigung zu bestehen.

Ein geglücktes Unterfangen, so lautet die Einschätzung von Frank Kraskowski, der in diesem Zusammenhang lobende Worte findet. "Beim Erledigen von Formalitäten in der Verwaltung des Altmarkkreises in Salzwedel und im Klötzer Rathaus wurde uns überall freundlich geholfen. Nun müssen wir noch nach Berlin ins thailändische Konsulat. Dann sind wir als Familie endgültig in Steimke angekommen."