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Kreisverband Altmark West schlägt Alarm/Sinkende Erlöse bei anhaltend steigenden Kosten Milchpreis treibt Bauern in den Ruin

Von Siegmar Riedel 08.01.2015, 02:10

Der Milchpreis befindet sich seit Mitte 2014 im freien Fall. Inzwischen sind die ersten Milchbauern in der Westaltmark am Existenzminimum angelangt. Das verdeutlicht Raimund Punke, Vorsitzender des Kreis-Bauernverbandes. Dessen Vorstand warnte am Mittwoch vor den Folgen.

Klötze l Bis Januar 2015 sank der Literpreis für Milch innerhalb eines Jahres von 40 auf 28 Cent. Zwar ist damit der Negativrekord von 2009, als der Preis bei 20 Cent lag, noch nicht erreicht. Dennoch zeichnen sich wegen der zeitgleich drastisch gestiegenen Kosten für die Milchproduktion schon jetzt gravierende Folgen für die Milchbauern ab. Und das, obwohl die westliche Altmark auf Grund ihrer landwirtschaftlichen Flächen prädestiniert ist für die Milchviehhaltung.

"Wir verfügen im Altmarkkreis über 31000 Hektar Grünland als Grundlage", begründet Raimund Punke. "Hier werden rund 24000 Milchkühe gehalten. Die Durchschnittsleistung beträgt 9000 Kilogramm Milch pro Kuh und Jahr." Um ein solches Ergebnis zu erreichen, müsse teures Kraftfutter eingesetzt werden, sagt auch sein Stellvertreter Christian Schmidt. Doch der Milchpreis falle weiter ungebremst und befinde sich derzeit auf dem Niveau von 2012. "Der Milchmarkt ist gesättigt und weist Verwerfungen auf", nennt Schmidt Gründe dafür.

Ungleichgewicht wird brutal ausgenutzt

Zur Erklärung holt er weiter aus: "Der Milchkonsum ist weltweit auf 103 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Zeitgleich stieg die Milchproduktion in der Welt aber auf 105 Prozent." Dieses Ungleichgewicht werde "brutal ausgenutzt". Es werde von Überproduktion gesprochen und die Preise würden gesenkt. Ebenso wirkt sich der Exportstopp Rußlands für Milch bis in die Altmark aus. "Bei den Molkereien hat bereits ein Strukturwandel stattgefunden", berichtet Schmidt im Saal der Milcherzeugergenossenschaft Klötze und kritisiert in dem Zusammenhang den Einzelhandel: "Es ist verwerflich, wenn nur noch Schleuderpreise für Milch in den großen Märkten verlangt werden." Die markigen Werbesprüche, die Produkte aus heimischen Landen hervorheben sollen, würden dagegen wie Hohn klingen.

"Für viele Milchbauern ist inzwischen das Existenzminimum erreicht", betont Raimund Punke. "Und ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht abzusehen." Prognosen würden einen weiteren Preisverfall auf dem Milchmarkt bis mindestens Mitte 2015 vorhersagen.

Raimund Punke verhehlt nicht, dass die Durchschnittspreise für Milch im vergangenen Jahr als gut einzuschätzen sind. "Die Probleme aus dem Preisverfall drohen uns aber 2015", stellt er klar.

Beispielsweise durch die Übererfüllung der Milchquote. Der Grund: Hat ein Landwirt die festgelegte Quote erreicht, wird die zusätzliche Milch sehr viel schlechter bezahlt. Doch seinen Kühen könne er dann nicht sagen, sie mögen jetzt keine Milch mehr geben, wenn das Limit erreicht ist, betont Christian Schmidt.

Die Geschäftsführerin des Bauernverbandes im Altmarkkreis, Annegret Jacobs, sagt es deutlich: "Die Milchbauern rechnen mit spitzem Bleistift. Doch wer erst einmal aufhört mit der Milchproduktion, der fängt auch nicht wieder an."

Bereitschaft zu Investitionen sinkt

Christian Schmidt hat bei den meisten Milch produzierenden Landwirten eine sinkende Investitionsbereitschaft festgestellt. Die wachsende existenzielle Unsicherheit, auch wegen zu erwartender EU-Richtlinien, lasse viele Bauern zögern.

Einen möglichen Lösungsansatz sieht Raimund Punke neben wieder steigenden Milchpreisen in steuerfreien Rücklagen, die sich Bauern in "fetten Jahren" für schlechte Zeiten bilden können. Doch selbst das sei nicht möglich, ohne an den Staat Steuern zu bezahlen, bemängelt der Vorstandsvorsitzende. Die Milchbauern hoffen, die Talsohle beim sinkenden Milchpreis wird bald erreicht. Denn für sie ist klar, was Christian Mahlow aus Berge ausspricht: "Die schwarz-weiße Kuh gehört in der Altmark dazu."