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Wildtiere Drei Wölfe werden bei Klötze sesshaft

Von Markus Schulze 17.01.2015, 02:03

Klötze l Es ist Gewissheit. Der Wolf ist zurück. Nahezu bundesweit. Auch im Bereich der Stadt Klötze. Im Frühling vergangenen Jahres wurden Eckhard Wegwarth aus Klötze und Joachim Klabis aus Trippigleben von der Jägerschaft Klötze zu Wolfsbeauftragten ernannt. Dazu absolvierten sie extra eine zweitätige Schulung. Ihre Aufgabe ist es, alle entsprechenden Nachrichten zu protokollieren und an den Landesjagdverband in Magdeburg weiterzuleiten.

Auch der Biologin Antje Weber aus Jeggau wird Bescheid gegeben. Regelmäßig gehen bei Eckhard Wegwarth Meldungen ein. Bisher liegen ihm zwölf Wolfssichtungen vor. "Mit dieser Häufung habe ich anfangs gar nicht gerechnet", berichtet der passionierte Waidmann am Mittwochmorgen im Gespräch mit der Volksstimme. Wenige Minuten zuvor hatte erneut sein Telefon geklingelt. Hier die Fälle im Einzelnen:

27. Oktober 2014: Im Landeswald bei Klötze, Revier Döllnitz, wird ein Damwild-Kadaver gefunden. Unweit davon erspäht ein Forstmitarbeiter um 8 Uhr morgens einen Wolf.

4. November 2014: Im Bereich zwischen Quarnebeck und Jeggau werden gegen 7.30 Uhr zwei Wölfe gesichtet, die in einem Maisschlag Rehwild vor sich hertreiben. Doch die Hatz bleibt erfolglos. Die Wölfe ziehen weiter in Richtung Landeswald.

11. November 2014: Ein Spaziergänger, der seinen Hund ausführt, sieht an der Schwiesauer Chaussee um 9.40 Uhr einen Wolf in Richtung Bohrturm ziehen. Später wird auf der L19 ein Stück Damwild überfahren. Eckhard Wegwarth will einen Zusammenhang nicht ausschließen. "Der Wolf hält das Wild in Bewegung. Dadurch ist vielleicht die Häufung der Wildunfälle zu erklären. Es gab ja auch einige Fälle mit Schwarzwild. Tagsüber. Das ist absolut ungewöhnlich."

26. November 2014: Eine Frau befährt gegen 10.05 Uhr die L19 zwischen Schwiesau und Klötze. In Höhe des Mühlenweges kommt ihr ein Wolf entgegen.

Die Frau hupt, der Wolf bleibt zunächst stehen. Dann zieht das Tier weiter. Knapp 45 Minuten später sehen Forstarbeiter im nahen Revier Wildbahn flüchtende Rehe, dahinter einen Wolf. "Es könnte sich um dasselbe Tier gehandelt haben", sagt Wegwarth.

"Möglicherweise kommen im Frühjahr Junge zur Welt." - Wolfsbeauftragter Eckhard Wegwarth

27. November 2014: Eine Frau aus Jahrstedt befährt gegen 8 Uhr ebenfalls die Schwiesauer Chaussee. Mitten auf der Straße kommt ihr ein Wolf entgegen. "Die Frau hat sich ganz schön verjagt", erzählt Eckhard Wegwarth.

11. Dezember 2014: Im Revier Döllnitz findet eine Drückjagd statt. Klötzer Waidmänner gehen ebenfalls auf die Pirsch. Um 10.14 Uhr beobachten sie einen Wolf, der sich etwa einen Kilometer vor Klötze in ein Waldstück verdrückt. Kurz zuvor, gegen 10 Uhr, hatten Breitenfelder Waidmänner zwei Wölfe in Richtung Schwiesau ziehen sehen.

28. Dezember 2014: Bei einer Jagd werden zwischen Quarnebeck, Wenze und Kusey von mehreren Waidmännern gegen 10 Uhr zwei Wölfe gesichtet.

5. Januar: Ein Mann aus Kusey beobachtet gegen 11.30 Uhr im Bereich zwischen Köckte und Trippigleben, wie sich zwei Wölfe in Richtung des Jeggauer Moores bewegen.

8. Januar: Gegen 16.45 Uhr gibt es zunächst eine Sichtung zwischen Trippigleben und Köckte, einige Stunden danach, gegen 21.30 Uhr, gibt es eine weitere Sichtung zwischen Trippigleben und Jeggau.

14. Januar: An der Kante zwischen der Quarnebecker und der Klötzer Gemarkung wird um 8.15 Uhr ein Wolf gesehen.

Für Eckhard Wegwarth, der von einer "rasanten Entwicklung" spricht, steht fest, dass gleich drei Wölfe versuchen, in der Region sesshaft zu werden. Sonderlich verwundert ist er darüber nicht, denn: "Die Bedingungen sind top. Das Revier ist noch unbesetzt. Es gibt viel Wald, aber auch Freiflächen, um Rehe zu jagen."

Überhaupt sei das Nahrungsangebot, also der Wildbestand, vorhanden. Bei den drei Wölfen handelt es sich wahrscheinlich um ein Einzeltier und ein Paar. "Möglicherweise kommen im Frühjahr Junge zur Welt", schätzt Eckhard Wegwarth ein. Dass sich weitere Wölfe in der Umgebung ansiedeln, glaubt er nicht. "Dafür ist kein Platz."

Keinesfalls will Eckhard Wegwarth Panik verbreiten. "Ich will nicht dramatisieren, sondern informieren." So empfiehlt er, dass Hunde stets an der Leine gehalten werden. Und auch Pilzsammler sollten sich nicht wundern, wenn sie einem Wolf begegnen. "Dann heißt es: Ruhe bewahren und warten, bis sich der Wolf entfernt." Eine Gefahr bestehe üblicherweise nicht. Es sei denn, der Wolf ist krank, verteidigt seine Beute oder schützt seinen Nachwuchs.