Karneval Wo der Spaß aufhört

Wenn die fünfte Jahreszeit beginnt, stehen die Programme der heimischen
Karnevalsvereine schon lange fest. Nicht immer herrscht sofort Einigkeit
darüber, was dem Publikum gefallen wird und was als schlechter Witz aus
dem Programm gekegelt wird. Die Volksstimme fragte nach.

Von Harald Schulz 17.02.2015, 02:30

Klötze l Es ist als Glücksfall einzustufen, dass sich Urgesteine aus den Karnevalsvereinen Immekath, Klötze und Neuferchau zu Details aus den internen Vereinsabläufen äußern. Denn eigentlich dringt kaum ein Sterbenswörtchen über das Vereinsleben außerhalb von Programmabenden heraus. So ist es beim Immekather Carnevals-Club (ICC) nicht möglich, die Namen der Prinzenpaare bis zur sogenannten Weihung in Erfahrung zu bringen. Wer sich das wagt, der leistet sich einen unverzeihlichen Vertrauensbruch, weiß ICC-Präsident André Elsner. "Aber sonst ist bei uns alles erlaubt. Es gibt keine Tabus für Programmbeiträge", erklärt Elsner, der es in seiner Moderation auch selbst schon gern einmal auf die Spitze treibt.

Für die Immekather Karnevalisten und für alle anderen Vereine bedeutet die fünfte Jahreszeit bereits ab den Sommermonaten jede Menge Arbeit, die manchmal erst durch einen Witz wieder etwas Motivation locker macht. Davon kann auch die Vorsitzende des Neuferchauer Carneval-Clubs, Martina Beckmann, ein Lied singen. Sie steht erst kurze Zeit dem Verein vor. Davor hatte Heidelore Hanner diese Verantwortung 30 Jahre lang inne. "Es ist eine große Anstrengung, an diese besondere Leistung anzuknüpfen", heißt es von Beckmann. "Als vordringlichste Aufgabe sehe ich es an, die Gemeinschaft zusammenzuhalten." Martina Beckmann gefragt, wo der karnevalistische Spaß bei ihr aufhört, meint sie: "Bei uns gibt es keinen politischen Witz, und auch das Thema Kirche ist beim NCC ein Tabu-Bereich."

Keinen Platz in der karnevalistischen Landschaft des Klötzer Karnevalsvereins (KKV) haben Darbietungen und überzogene Wortspiele in Sachen Sex. Das jedenfalls ist Tenor im Verein, meint Uschi Ritter. "Trotz aller Mühen und vielen Stunden Vorbereitung für den Auftritt, wenn der Vorstand die Präsentation ablehnt, ist sie schlussendlich gekippt", so die neue Koordinatorin für den Straßenkarneval. Gerade dort kommt es zu den stärksten Reibereien, weiß Ritter. "Wer wo im Umzug aufmarschiert, ist stets ein heißes Eisen, wobei es durchaus auch zum offenen Krach kommen kann. Wichtig ist es uns im KKV, dass die Musikformationen für das Publikum zur Geltung kommen. Andere Unstimmigkeiten für die eigene KKV-Vorstellungen können schon bei den Übungsabenden besänftigt werden. Das ist wohl überall so."