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Beetzendorfer Rat beschloss vorhabenbezogenen Bebauungsplan für die geplante Biogasanlage Bedenken ausgeräumt: Weder Gestank noch Maismonokultur

Von Walter Mogk 04.03.2011, 05:25

Noch in diesem Jahr will die Agrargenossenschaft Beetzendorf im Gewerbegebiet an der Tangelner Straße eine Biogasanlage errichten. Der Beetzendorfer Gemeinderat machte dafür mit der Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes den Weg frei. Noch unklar ist, welche öffentlichen Gebäude eventuell mit der in der Anlage anfallenden Wärme versorgt werden.

Beetzendorf. Zwar hatten die Beetzendorfer Gemeinderäte bereits im Dezember die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes für die geplante Biogasanlage an der Tangelner Straße beschlossen, doch ein Einwand des Tiefbauamtes des Altmarkkreises (Baulastträger der angrenzenden Kreisstraße) setzte zunächst ein Stoppzeichen. "In der Stellungnahme hieß es, dass außerhalb des Ortes lediglich der Bau einer Zufahrt für den Gewerbebereich geneh- migt wird", erläuterte Bauamtsleiter Eberhard Küster während der jüngsten Ratssitzung. Da sich hinter der von der Beetzendorfer Agrargenossenschaft für die Biogasanlage vorgesehenen Fläche noch ein weiteres Teilareal des Gewerbegebiets befindet, wird die geplante Anbindung an die Kreisstraße zu einer zentralen Zufahrt. "Wir müssen dazu einen Teil des Feldwegs, zirka 40 Meter, in den Bebauungsplan mit hineinnehmen", erklärte Küster.

Mit einer einfachen Abänderung war es jedoch nicht getan. Die Gemeinderäte mussten zunächst den alten Beschluss aufheben, anschließend die Aufstellung des geänderten Bebauungsplanes beschließen und dann auch noch die Hand für den Entwurf und seine öffentliche Auslegung heben. Alle Entscheidungen fielen einstimmig.

Die Diskussion nutzten die Gemeinderäte, um sich bei Planer Frank Philipp und Bodo Meyer, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft, über den aktuellen Stand des Projekts zu informieren und letzte Unklarheiten auszuräumen. So hatte Bürgermeister Heinrich Schmauch drei Fragen, die er unbedingt im Interesse der Gemeinde beantwortet haben wollte. Eine betraf die zu gründende Tochtergesellschaft der Agrargenossenschaft, die Bioenergie Beetzendorf GmbH, die die Biogasanlage betreiben soll. "Wird das eine 100-prozentige Tochter sein, so dass deren Wertschöpfung in der Region bleibt?", wollte der Ortschef wissen. Dies konnte Bodo Meyer bejahen.

Auch die Sorge des Beetzendorfer Bürgermeisters, der Maisanbau rund um Beetzendorf könnte ungeahnte Ausmaße annehmen, um die Anlage zu beschicken, räumte der Geschäftsführer aus. Die erwünschte Fruchtfolge sei gegeben, so Meyer. Zudem würden von den zur Verfügung stehenden 1580 Hektar Fläche lediglich 240 Hektar für den Anbau zugunsten der Biogasanlage benötigt.

"Konzept für Wärmenutzung wird derzeit erstellt"

Noch nicht abschließend geklärt ist, wie die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme genutzt werden soll. Die ursprünglichen Pläne gingen von einer Beheizung öffentlicher Einrichtungen wie der Sporthalle, der Grund- und Sekundarschule oder der Kindertagesstätte, aber auch des Caritas-Heimes und einzelner Wohnblöcke in der Umgebung aus. "Das Konzept wird derzeit entwickelt, einzelne Vorabsprachen mit möglichen Verbrauchern sind bereits erfolgt", informierte Bodo Meyer. Konkrete Angaben machte er jedoch nicht.

Jeebens Interessenvertreter Thorsten Massel wollte wissen, ob die Zusage der Agrargenossenschaft aufrechterhalten werde, auch das nahegelegene Stölpenbad kostenlos mit Heizenergie zu versorgen. Hier wollte sich der Geschäftsführer nicht festlegen. "Das könnte sein, darüber muss man aber noch einmal konkret miteinander sprechen", meinte Bodo Meyer.

Bis zu 60 Prozent der Fläche auf dem zur Verfügung stehenden Areal dürfen versiegelt werden. Hinter der Anlage wird es einen Grünteil geben, der der Gemeinde für Ersatz- und Ausgleichspflanzungen zur Verfügung steht. Zudem soll die gesamte Anlage mit einem Wall umgeben werden, auf dem eine Hecke gepflanzt wird. "Das ist eine Art Rückstaubarriere für den Havariefall", hieß es. Zusätzlich werden 27 Bäume als Ausgleichsmaßnahme in der Gemeinde Rohrberg gepflanzt.

Eine wichtige Frage, die die Gemeinderäte bewegte, war die nach der Geruchs- und Geräuschbelästigung für die Anwohner. "Wir haben meist Südwestwind, bekommen da die Leute in der Friedrich-Engels-Straße und der Karl-Marx-Straße nicht was ab?", gab Ratsmitglied Jürgen Benecke zu bedenken. Die Antwort der Anlagenbetreiber war eindeutig: Gerüche und Geräusche werde es zwar geben, die zu erwartenden Beeinträchtigungen würden jedoch unterhalb der zugelassenen Grenzwerte liegen. Dies habe ein bei einem zugelassenen Büro in Auftrag gegebenes Geräusch- und Geruchsgutachten festgestellt, bei dem die Geländeoberfläche, die Abstände zur Wohnbebauung, die Hauptwindrichtung und die verschiedenen Gerüche berücksichtigt wurden. Eine Beeinträchtigung werde, wenn überhaupt, nur "im zulässigen Maße erfolgen".

"Grenzwerte werden weit unterschritten"

Da die Biogasanlage unter Luftabschluss arbeitet, könne maximal beim Antransport der Silage eine geringe Geruchsbelästigung durch Sickersäfte entstehen. "Die Grenzwerte werden dabei jedoch weit unterschritten", hieß es. Auch der Tangelner Frank Glaue, der in der Nähe einer großen Biogasanlage wohnt, konnte die Beetzendorfer beruhigen. "Ich habe noch nie eine Belästigung wahrgenommen", erklärte das Ratsmitglied. Und das, obwohl die Tangelner Anlage viel näher an der Wohnbebauung liege als das bei Beetzendorf geplante Projekt. "Und wenn, dann riecht es kurz ein bisschen nach Landwirtschaft, da haben wir früher viel Schlimmeres ertragen müssen, etwa wenn Gülle ausgefahren wurde", erklärte Glaue.

Der vorhabenbezogene Bebauungsplan wird jetzt öffentlich ausgelegt. Zugleich haben die Behörden und Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit, eine Stellungnahme zu dem Projekt abzugeben. Einen entsprechenden Abwägungsbeschluss, ob weitere Hinweise und Wünsche in den Plan eingearbeitet werden, trifft dann der Rat.