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Leser-Umfrage der Volksstimme / Teil I: Wohin soll der Schwerlastverkehr umgeleitet werden Lkw ja, aber nicht vor der eigenen Haustür

Von Siegmar Riedel und Markus Schulze 25.05.2012, 03:17

Auch in diesem Jahr startet die Klötzer Volksstimme wieder eine große Leser-Umfrage. Lassen Sie uns wissen, welche Meinung Sie zu bestimmten Themen haben. Heute geht es um die Umleitung des Schwerlastverkehrs infolge der fehlenden Ortsumgehung in Brome.

Klötze l Lothar Jährig und Gisela Theuerkauf können ein Lied davon singen: Seit mehr als 20 Jahren leben sie in Klötze direkt an der Umleitungsstrecke, die den Schwerlastverkehr von und nach Brome aufnimmt. Die Nerven liegen blank, ihre Häuser weisen längst Schäden durch Risse auf. Sie haben deshalb vor einigen Jahren die Bürgerinitiative (BI) "Ortsumgehung Brome" gegründet. Zusammen mit Politikern und Mitstreitern aus Niedersachsen haben sie jetzt einen Teilerfolg erreicht: Zumindest während der Bauphase des zweiten Klötzer Kreisverkehrs wird der Schwerlastverkehr nicht durch Klötze, sondern über Nettgau und Mellin zur B248 geleitet.

"Die neue Umleitung über Mellin und Nettgau ist kürzer und wirtschaftlicher"

Die Anwohner der alten Umleitungsstrecke, von Böckwitz über Jahrstedt, Kunrau, Neuferchau Kusey bis Klötze, können aufatmen. Vorerst. Denn mittelfristig ist mit dem Bau der Ortsumgehung Brome nicht zu rechnen. Und: Noch ist offiziell nicht entschieden, was mit der Umleitung des Schwerlastverkehrs nach dem Abschluss des Kreiselbaus in Klötze geschieht. Wird der Schwerlastverkehr weiterhin über Nettgau und Mellin geführt oder sollen die Lkw dann wieder über Klötze fahren?

Für die Umleitungsstrecke Nettgau/Mellin sprechen mehrere Fakten: Der CDU-Landtagsabgeordnete Uwe Harms legt die Wirtschaftlichkeit in die Waagschale: "Die neue Umleitung ist rund zehn Kilometer kürzer, das entspricht für Lkw einer Fahrzeit von 17 Minuten", rechnet er vor. Diese bessere Verkehrsanbindung sei auch für die wirtschaftliche Entwicklung der Kreisstadt Salzwedel Voraussetzung. Außerdem bleiben die Anwohner der bisherigen Umleitungsstrecke, die Jahrzehnte diese Strapazen durch Lkw erdulden mussten, auch weiterhin entlastet.

Gegen die neue Streckenführung spricht, dass die Nettgauer und Melliner die Fahrzeuge nicht in ihren Orten haben wollen. Sie führen schlechte Straßen und gefährliche Kurven an. Ein schwerer Verkehrsunfall in jüngerer Vergangenheit spricht für sie.

Sehr engagiert für den schnellstmöglichen Bau der Ortsumgehung ist auch der SPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Barth. Seine Meinung zur Umleitung: "Ich bin generell dafür, dass die Umleitung des Verkehrs über Nettgau und Mellin beibehalten wird. Die Belastung der Klötzer und anderer an der alten Umleitungsstrecke über 20 Jahre ist ausreichend." Außerdem sei die neue Strecke kürzer und wirtschaftlicher. Er plädiert aber auch dafür, weiterhin Druck über die Bürgerinitiativen zu machen, um in Brome eventuell die notwendigen Entscheidungen für den Bau der Ortsumgehung zu beschleunigen.

Ähnlich äußert sich Uwe Harms. Für ihn ist klar, dass der Verkehr in Mellin, Ahlum und Nettgau in den nächsten Jahren stetig zunehmen wird. "Spätestens mit der Fertigstellung der Ortsumgehung Brome wird der Bundesstraßen-Verkehr komplett durch Mellin und Ahlum fahren", sagt er im Volksstimme-Gespräch, gibt aber zu bedenken: "Um die Verkehrssicherheit nicht zu gefährden, ist hierbei eine kontinuierliche Begleitung durch Polizei und Straßenbauämter notwendig." Und deutlicher: "Es wird nicht anders kommen, die Umleitung wird auf der neuen Strecke bleiben." Uwe Harms schränkt aber auch ein, dass die Bürger angesichts der Zahl der Unfälle in diesem Bereich ein Recht darauf haben, dass die Straßenverkehrsordnung eingehalten wird. Das müsste durch ständige Kontrollen gewährleistet werden.

Die Volksstimme befragte auch Wilfried Wiebe von der BI "Pro Ortsumgehung Brome". Er meint: "22 Jahre nach der Wiedervereinigung nehmen aufgrund der fehlenden Bromer Ortsumgehung immer noch die Nachbargemeinden in Sachsen-Anhalt den Schwerlastverkehr auf. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob die Umleitungsstrecke über Klötze und Kunrau oder Nettgau und Mellin geführt wird." Denn: "An der Umleitungsstrecke wohnen Menschen, deren Straßen nicht für den Schwerlastverkehr ausgebaut wurden. Leider haben die Anwohner entlang der Umleitungsstrecke in Sachsen-Anhalt keine politischen Fürsprecher, sonst hätte man ihre Fenster mit Schallschutz versehen und würde auch Risse an ihren Häusern unbürokratisch ausbessern." Wilfried Wiebe fügt hinzu, dass auch der Ortskern in Brome nicht Lkw-frei ist. Ganz im Gegenteil: "Trotz eindeutiger Verkehrsführung fahren sich im Ortskern täglich Lkw fest. Um sich aus diesem Dilemma zu befreien, fahren sie in eine Sackgasse in Richtung der Burg und gefährden die historischen Häuser und deren Anwohner." Für Wilfried Wiebe kommt es einem Novum gleich, dass auf einer Bundessstraße, in diesem Fall der B248, der Verkehr derart eingeschränkt wird, dass sie von Lastzügen mit einer Länge über zehn Metern nicht genutzt werden kann. Wilfried Wiebe stellt fest: "Seit 22 Jahren verspricht die Politik den Anwohnern im Ortskern von Brome und den Anwohnern entlang der Umleitungsstrecken in Sachsen-Anhalt den Bau der Ortsumgehung Brome, die sie so dringend benötigen. Die Politiker in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sollten erkennen, dass die Bromer Ortsumgehung zum unvollendeten Projekt Deutsche Einheit zählt. Eine Finanzierung muss daher im Verkehrsprojekt Deutsche Einheit sichergestellt werden."

"Durch die neue Umleitung werden weniger Menschen durch den Lkw-Lärm belastet"

Auch Lothar Jährig und Gisela Theuerkauf würden das gut heißen. Und nicht nur das. Ihre Position zu dem Thema ist eindeutig: "Wir befürworten die Umleitung des Schwerlastverkehrs über Nettgau und Mellin auch über die Fertigstellung des Kreiselbaus in Klötze hinaus." Die Gründe sind für sie "logisch" und der Tatsache geschuldet, dass der Schwerlastverkehr über die alte Umleitung bereits spürbar abgenommen hat. Doch damit nicht genug. Außerdem befinden auch Lothar Jährig und Gisela Theuerkauf die "reguläre Strecke" über Mellin und Nettgau als "wesentlich kürzer", so dass praktisch der schon bestehende Verlauf der B248 besser genutzt werden kann. Ihr Fazit: "Dadurch werden erheblich weniger Menschen durch den Schwerlastverkehr-Lärm belastet, die Umwelt wird mehr geschont, und unsere Landes- und Kreisstraßen, die für den Schwerlastverkehr nicht geeignet sind, werden weniger kaputt gefahren."

Jeder Leser kann sich an der großen Umfrage-Aktion beteiligen. Die Teilnahme-Bedingungen entnehmen Sie bitte dem links platzierten Coupon.