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Namensgeber war eng mit der Bildung im Dorf verbunden - Bewegender Moment für die Familie Domersleber Grundschule trägt den Namen des Börde-Schriftstellers Martin Selber

Von Constanze Arendt-Nowak 29.04.2013, 03:21

Die Domersleber Grundschule hat jetzt einen Namen. Namensgeber ist der langjährige Domersleber Ortschronist und Schriftsteller Martin Selber, der 2006 verstorben ist. Besonders für dessen Familie war die Feierstunde ein bewegender Augenblick.

Domersleben l "Einen anderen Namen hätte es für unsere Schule nicht geben können", hatte die Leiterin der Domersleber Grundschule, Karin Nielebock, schon im Vorfeld des großen Ereignisses am Sonnabend gesagt. Einen der Hintergründe beschrieb sie dann, als der Schriftzug "Martin Selber" am Giebel der Schule enthüllt wurde: "Wenn Familie Merbt aus dem Fenster sieht, kann sie den Schriftzug ¿Martin Selber\' sehen." Hinter dem Pseudonym Martin Selber verbirgt sich der Schriftsteller Martin Merbt (1924 - 2006), der eng mit der Domersleber Ortsgeschichte verbunden ist.

So war das Fest zur Namensgebung der Schule - die offizielle Feierstunde fand im "Schafstall" statt - für Martin Selbers Witwe Waltraud Merbt sowie ihre Söhne ein bewegender Augenblick. Die Mädchen und Jungen der ersten bis vierten Klasse hatten ein Programm einstudiert, in dem sie an einige Höhepunkte aus Martin Selbers Leben erinnerten. So wie die Schüler heute hatte auch Martin Selber viele Talente und war eng mit der Domersleber Schule verbunden. Er initiierte beispielsweise eine Akkordeon-Arbeitsgemeinschaft, brachte den Schulkarneval voran und brachte den Kinder einst die Grundlagen des Funkens bei und führte sie in der Arbeitsgemeinschaft Junge Historiker an die Geschichte heran. Unvergessen sind seine Texte, wie die Kinder auf der Bühne demonstrierten. Mal ein Gedicht, mal ein Theaterstück oder ein Lied. In der Rolle einer Zeitzeugin berichtete Jule Walther in Plattdeutsch über die bewegten Zeiten an der Domersleber Schule.

Klaus-Peter Merbt, einer der Söhne, erinnerte daran, wie sein Vater Martin Selber zu seinen Texten gekommen war. In seinen Büchern sei erkennbar, so Klaus-Peter Merbt, dass er Wissen vermitteln wollte über die Poesie hinaus. So habe er recherchiert und Geschichte lebendig gemacht. "Wer Geschichte nicht nur als nackte Zahl sieht, sondern als lebendige Wirklichkeit, kann sie besser verstehen", erklärte der Sohn des Autors das Anliegen.

"Die Schule hat viel von dem bewahrt, was Martin Selber einmal initiiert hat", erklärte Ortsbürgermeister Bernd Meyer in seinem Grußwort. Neben seinen Büchern, die verlegt wurden, sei allen immer mit ihm im Gedächtnis: Das Börde-Ensemble, die jungen Historiker, die jungen Funker und der Domersleber Carnevals Club und seine Arbeit als Ortschronist. Der Ortsbürgermeister sah aber auch in dem neuen Namen der Schule eine Verpflichtung, die Traditionen künftig weiterzuführen.

Ein erstes gutes Beispiel hatte die Schule dafür gleich vorzuweisen. Das Datum für die Namensgebung und die Festwoche war speziell ausgewählt worden. "Am 28. April 1563 wurde die Schule in Domersleben erstmals urkundlich erwähnt. Das war also vor genau 450 Jahren in der ¿General-Kirchenvinitation\'", erklärte Schulleiterin Karin Nielebock. Die Woche war mit zahlreichen Höhepunkten gespickt und die Kinder haben viel über das Lernen früher erfahren.

Vor dem Hintergrund der Diskussion um mögliche Schulschließungen in der Einheitsgemeinde unterstrich der Ortsbürgermeister nochmals die Vorteile der Domersleber Grundschule: Die positive Ausstrahlung, das Engagement der Lehrer und Erzieher, die Selbstverständlichkeit der Unterstützung des Kulturlebens, der familiäre Charakter sowie die Leistungsfähigkeit. "Das schätzen wir und darum werden wir weiter kämpfen", sagte er und erinnerte die Stadträte an ihr Versprechen, alle fünf Grundschulen der Einheits- gemeinde erhalten zu wollen.

Die Chorkinder erinnerten daran, weswegen das riesige Publikum gekommen war. "Heute feiern wir ein Fest, das ihr nie vergesst", sangen sie. Und als die Religionslehrerin Angelika Hahn unter dem frisch enthüllten Namenszug am Schulgiebel ihren Segen gesprochen hatte, konnte es losgehen.

Während sich die Kinder auf dem Schulhof zu flotten Rhythmen bewegten, nutzten vor allem die Generationen, deren Schulzeit schon eine Weile zurückliegt, die Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen. Eine umfangreiche Ausstellung mit Bildern und Texten erlaubte einen Ausflug in die Geschichte der Schule und von Martin Selber.