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Landrat überreicht Einbürgerungsurkunden an Zugezogene verschiedener Nationalitäten "Sie sind Teil der Zukunft Deutschlands"

Von Marita Bullmann 06.03.2014, 02:27

Neun Erwachsenen und drei Kindern aus Syrien, Bulgarien, Lettland, Tschetschenien, Vietnam und der Türkei überreichte Landrat Hans Walker gestern ihre Einbürgerungsurkunden.

Haldensleben l Alle strahlen, als sie die Einbürgerungsurkunde in den Händen halten. Denn für sie ist Deutschland damit endgültig zur Heimat geworden. "In Deutschland ist alles schön", sagt Salina Isaeva glücklich. Die 27-Jährige ist mit der ganzen Familie nach Haldensleben ins Landratsamt gekommen. Salina Isaeva, ihre jüngere Schwester Sareta und ihr Bruder Khavazh, die 2003 und 2004 mit der Mutter beziehungsweise mit dem Vater aus Tschetschenien nach Deutschland gekommen sind, haben ihr Ziel erreicht.

Auch die drei Kinder von Salina Isaeva haben jetzt die deutsche Staatsangehörigkeit, sie sind in Deutschland geboren, gehen hier in die Schule oder in den Kindergarten. "Aber wir sprechen mit ihnen deutsch und tschetschenisch, sie wachsen zweisprachig auf", erzählt die junge Mutter und ergänzt: "Sie sprechen perfekt deutsch." Ihre Eltern, so erzählt die Wahl-Oschersleberin, müssen allerdings auf ihren deutschen Pass noch warten. Der Antrag aber läuft und sie sind mit ihren Kindern und Enkeln mitgekommen zur feierlichen Übergabe der Urkunden.

Alle Familienangehörigen sind als Flüchtlinge anerkannt. Sie sehen ihre Zukunft hier in der Börde. Sareta Isaeva absolviert eine Ausbildung an der Berufsfachschule in Oschersleben, ihr Bruder wird als Metallbauer mit der Fachrichtung Konstruktionstechnik ausgebildet. "Es macht mir Spaß", versichert der 23-Jährige. Sorgen um die Zukunft macht er sich nicht. "Ich habe bereits Angebote für eine Arbeit nach der Ausbildung", bekräftigt er.

Auch Bassem Hallak schaut zuversichtlich in die Zukunft. Der Syrer kam 2006 nach Deutschland, um hier zu studieren, ging dann nochmal anderthalb Jahre nach Syrien zurück. Seit 2010 ist der Diplom-Bauingenieur, der gerade seine Doktorarbeit an der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik der Otto-von-Guericke-Universität schreibt, wieder in Deutschland. "Ich habe mich hier immer wohl gefühlt", erzählt der 35-Jährige.

Inzwischen ist er mit einer Barleberin verheiratet und auch Vater. Sein Zuhause sieht er jetzt hier. Kontakt zu Unternehmen bestehe schon, so dass er sicher ist, auch Arbeit zu finden. Bassem Hallak hofft, dass seine Mutter bald zu Besuch kommt. Noch haben seine Eltern die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie in Syrien bleiben können. Sein Vater will sein Haus nicht verlassen.

Ähnlich wie Bassem Hallak ging es auch Konstantina Richter. Die Bulgarin kam vor sieben Jahren nach Deutschland, um hier Informatik zu studieren, sie fand hier Arbeit. Und sie verliebte sich in einen Deutschen und heiratete. Vor kurzem erst ist sie Mutter geworden und rundum glücklich, dass sie nun auch einen deutschen Pass bekommt.

Die 18-jährige Phuong Trinh Nguyen und der 17-jährige Jonny Nguen sind beide in Deutschland geboren und sprechen perfekt deutsch. Ihre Eltern kommen aus Vietnam. Für sie ist Deutschland ihre Heimat, denn eigentlich kennen sie nichts anderes, nur aus den Erzählungen ihrer Eltern. Verwandt sind sie nicht miteinander, wohnen aber beide in Oschersleben.

Phuong Trinh Nguyen studiert in Magdeburg an der Otto-von-Guericke-Universität Psychologie. "Es ist sehr interessant", versichert die 18-Jährige und auch, dass sie sich hier sehr wohl fühlt. Dem stimmt auch ihr Vater zu, der sie zu der Veranstaltung im Landrats- amt in Haldensleben begleitet. Jonny Nguyen besucht das Gymnasium in Oschersleben. Naturwissenschaften möchte er studieren, erzählt der 17-Jährige, der ebenfalls von seinem Vater begleitet wird.

Auch Islim Kortoglu spricht fehler- und akzentfreies Deutsch. Sie ist mit vier Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Vor zwei Jahren zog die junge Frau aus Niedersachsen nach Haldensleben - der Liebe wegen. Ihr Kind besitzt bereits die deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Älteste, die an diesem Tag ihre Einbürgerungsurkunde in Empfang nehmen kann, ist Gita Peitsch. Die Seniorin ist 1999 mit ihrem Ehemann aus Lettland nach Deutschland gekommen. Ihr Mann, der gestern nach Haldensleben mitkam, hat bereits einen deutschen Personalausweis.

"Ich wünsche Ihnen, dass Sie diesen Schritt niemals bereuen", hatte Landrat Hans Walker erklärt, nachdem er allen gratuliert hatte. "Sie sind schon viele Jahre in Deutschland, aber jetzt hier auch richtig zu Hause." Sie hätten als Antragsteller sicher viele Turbulenzen erlebt, meinte Walker. Das deutsche Recht sei nicht das einfachste, aber sie hätten schließlich auch in ihren Heimatländern einiges klären müssen. Herzlich begrüßte er die neuen Mitbürger. "Sie sind Teil der Zukunft Deutschlands", bekräftigte er. "Multikulti miteinander zu leben, das ist unsere Zukunft."

Nachdem sich die Frauen und Männer auch dazu bekannt hatten, das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik zu achten, machte sie Werner Hoffmann, Leiter des Fachdienstes Ordnung und Sicherheit in der Kreisverwaltung, noch auf ein Recht aufmerksam, das sie mit der Einbürgerung auch ausüben können: "Sie dürfen jetzt auch wählen!"

"Und sie können sich auch wählen lassen", ergänzte der Landrat, bis 31. März könnten noch Bewerbungen für die Wahlen zum Kreistag und zu den Räten in den Kommunen abgegeben werden.