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Hamersleber Geflügelzuchtverein blickt auf 90 Jahre Geschichte mit Höhen und Tiefen zurück Die Zucht steht heute im Vordergrund

Von Marlies Müller 04.04.2014, 01:22

Auf eine 90-jährige Vereinsgeschichte können in diesem Jahr die Mitglieder des Geflügelzuchtvereins Hamersleben und Umgebung zurückblicken. Im festlichen Rahmen haben sie die vergangenen Jahre nochmals Revue passieren lassen.

Hamersleben l Die Geflügelzucht spielte in Hamersleben schon immer eine große Rolle. Bereits Anfang der 1920er-Jahre gab es im Ort Geflügelfreunde, die sich in regelmäßigen Abständen besuchten und sich über Groß- und Wassergeflügel sowie Hühner und Tauben austauschten. Im Rahmen dieser Zusammenkünfte reifte die Idee zur Gründung eines eigenen Vereines im Ort.

So fand am 18. April 1924 im Fischerschen Lokal Hamersleben die Gründungsversammlung des Geflügelzüchtervereines Hamersleben und Umgebung statt. Aufzeichnungen von damals beweisen, dass insgesamt elf Geflügelfreunde aus Hamersleben einen Vorstand mit A. Winkelmann als Vorsitzendem sowie G. Winkelmann, K. Fischer, E. Ahrens und G. Monike wählten. Auf einer nächsten Versammlung am 7. September 1924 wurden von den Zuchtfreunden bereits erste mitgebrachte Tiere begutachtet. Bei einer weiteren Zusammenkunft im November 1924 beschlossen die Mitglieder, sich mit 29 Tieren an der Kreisschau in Oschersleben zum Ende des Monats zu beteiligen. Käfige für den Transport waren nicht vorhanden, so schoss Herr Fischer, Inhaber der damaligen Gaststätte und ebenso Vereinsmitglied, das Geld für fehlende Käfige vor.

Im Laufe der Jahre kamen auch Züchter aus Ottleben dazu, so dass die Mitgliederzahl stetig anstieg. Die Geflügelfreunde beschlossen, Postkarten von bekannten Hühner- und Taubenrassen zu bestellen, um Vergleiche mit eigenen Tieren anstellen zu können.

Die erste eigene Geflügelausstellung fand bereits am 23. Januar 1926 im heutigen Saal des Hamersleber Hofes, ehemals Laue, statt. Im Laufe der kommenden Jahre entwickelte sich die Ausstellung zum jährlichen Höhepunkt im Vereinsleben.

Während der Kriegsjahre wurden zwar keine Ausstellungen organisiert, doch der Verein bestand weiterhin. Besonders zu DDR-Zeiten gewann er wieder zunehmend an Attraktivität. Die Mitgliederzahl stieg von Jahr zu Jahr. Zählte der Verein beispielsweise im Jahr 1960 30 Mitglieder, erreichte die Mitgliederzahl fünfzehn Jahre später ihren Höhepunkt mit 66 Rassegeflügelzüchtern. Regelmäßige Tierbesprechungen, Mitgliederversammlungen und Ausstellungen prägten das Vereinsleben. Aber auch Besuche der damaligen Leipziger Schau und der IGA in Erfurt durften nicht im Kalender fehlen. Käfige für den Transport der Tiere und für die eigenen Geflügelschauen wurden zum größten Teil geborgt. Der Verein besaß kaum eigene Mittel, um Ausstellungen finanzieren zu können.

Zu damaligen Zeiten war die Geflügelzucht stark geprägt von der Selbstversorgung der Bevölkerung. Die Produktion von Eiern und Geflügelfleisch stand im Vordergrund, der züchterische Aspekt hatte weniger Bedeutung. Auf Ausstellungen waren nicht nur Tiere, sondern auch Handarbeiten zu sehen. Zumeist bestand der Verein zu aus kompletten Familien und vielen Frauen.

"Die heutigen Preisrichter nannten sich zu DDR-Zeiten Zuchtrichter", erinnerte sich Peter Melichar und verwies in diesem Zusammenhang auf einen großen Vorteil für den Hamersleber Verein. Preis- und Zuchtrichter wie beispielsweise Erich Gens, Rudi Amme, Klaus Küstermann und Peter Melichar kamen aus den eigenen Reihen. Zu einem ganz besonderen Erfolg des Geflügelzuchtvereins zählte, dass der vom Kreisverband für Rassegeflügel gestiftete Wanderpokal ab 1969 für komplette drei Jahre in Hamersleben blieb.

Nach der Wende nahm das Wesen und die Arbeit im Geflügelverein eine völlig neue Richtung - es ging mehr und mehr um den züchterischen Aspekt der Tiere. Die Mitgliederzahlen sanken rapide. Zum jetzigen Zeitpunkt gehören dem Verein nur noch 20 Rassegeflügelfreunde, darunter drei Frauen, mit weitaus weniger Tieren an. Schauen werden mit Gastvereinen organisiert und jährlich in der Hamersleber Mehrzweckhalle durchgeführt. Dennoch stehen die Mitglieder des Vereines mit großem Stolz hinter ihrer Arbeit, den Erfolgen und der stetigen Geselligkeit untereinander.

Das Jubiläumsjahr nutzte der Vereinsvorsitzende Torsten Freitag, um die Leitung an Peter Melichar abzugeben. In der Liste der ehemaligen Vereinsvorsitzenden finden sich beispielsweise auch die Namen von Franz Meier, Klaus Küstermann und Rudi Amme.

Zu den besonders erfolgreichen Zuchtfreunden der heutigen Zeit zählen Klaus Küstermann (Europameister 2012), Frank Peters (Deutscher Meister 2012) sowie Frank Meier (Deutscher Meister 2013). Weiterhin wurden im vergangenen Jahr Gerald Gens und Reinhardt Beck vom Bund deutscher Rassegeflügelzüchter mit der goldenen Bundesnadel ausgezeichnet. Über die silberne Landesnadel vom Landesverband Sachsen-Anhalt freute sich Peter Melichar.

Bereits jetzt planen die Hamersleber Zuchtfreunde ihre nächsten Höhepunkte, denn für die kommenden drei Jahre wird Hamersleben der Austragungsort für die Kreisschau des Bördekreises sein.