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Kirchengemeinde Klein Wanzleben feiert 60 Jahre Kantorendienst von Traute Dwilies Ohne Blumendraht kein Orgelspiel

Von Sabrina Trieger 21.05.2014, 03:25

Mit einem Festgottesdienst hat die Kirchengemeinde Klein Wanzleben ein Jubiläum gefeiert. Seit 60 Jahren spielt Traute Dwilies hier die Orgel. Einst hatte sie und ihre Familie die Flucht in den Kriegswirren ins Zuckerdorf geführt. Seit ihrer Kantorenprüfung setzt sie sich für den Erhalt der Orgel ein und leitete ein halbes Jahrhundert den Frauenchor.

KleinWanzleben l Mit einem besonderen Gottesdienst wurde in Klein Wanzleben jetzt ein besonderes Jubiläum eingeläutet: Denn die 85-jährige Traute Dwilies blickt auf nunmehr 60Jahre Kantorendienst in der St.-Johannis-Gemeinde zurück. Gefeiert wurde dies im "Zuckerdom" mit zahlreichen Gästen. Zu der Gratulantenschar zählten Pfarrer Matthias Porzelle, Superintendent des Kirchenkreises Egeln, sowie Pfarrer Thomas Seiler, die Mitglieder des Gemeindekirchenrates und des Klein Wanzleber Frauenchores.

Traute Dwilies war 1949 mit ihren Eltern und ihrer Schwester Hildegard nach Klein Wanzleben gekommen. Durch die Folgen des Krieges vertrieben, fanden die Vier im Zuckerdorf eine neue Heimat - und die heute 85-Jährige den Weg zur Orgel.

Die damalige Kantorin, Eva König, wies Traute Dwilies am Instrument in die Kunst des Spielens ein. "Beide verband eine gute Freundschaft", weiß Gemeindekirchenratsmitglied Knut Freese zu berichten. Nach dem Tod ihrer Mentorin absolvierte Traute Dwilies die Kantorenausbildung in Halberstadt. Die Prüfung bestand sie 1954.

Seit dieser Zeit spielt die rüstige Rentnerin nun die Orgel in der St.-Johannes-Kirche. Außerdem übernahm sie die Leitung des Kirchenchores. Fast 50 Jahre lang gab sie den Takt in der Sangesgemeinschaft vor. "Nachdem sie für den Kirchenchor den Taktstock abgab, fanden die Sängerinnen im Klein Wanzleber Frauenchor wieder eine musikalische Heimat", erzählt der Klein Wanzleber.

Traute Dwilies hat sich in all der Zeit sehr für die Kirchengemeinde und für den Erhalt der Orgel engagiert. "So mancher Gottesdienst konnte musikalisch nur begleitet werden, weil sie vorher die Orgel mit Blumendraht und Schnürsenkel gerichtet hatte."

Superintendent Porzelle ging in seiner Predigt auf diesen besonderen Einsatz von Traute Dwilies ein und sprach ihr seinen Dank aus. "Denn 1954 war es absolut nicht selbstverständlich, sich so aktiv für die Kirchenmusik einzusetzen", sagte er.

Der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Knut Freese dankte der Jubilarin für ihr Engagement und überreichte ihr ein speziell für sie angefertigtes Lebenskreuz. Außerdem sang der Frauenchor für ihre langjährige Leiterin. Dirigentin Karin Mußmann und Vorsitzende Ute König dankten ihr von ganzem Herzen - nicht zuletzt für die sehr gute Grundlage, die sie im Kirchenchor für die künftige Arbeit gelegt hatte. Knut Freese: "Wir wünschen unserer lieben Traute Dwilies für die kommenden Jahre, dass an ihrer Orgel künftig keine einzige Taste mehr klemmt."