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Vor 115 Jahren starb Grubenbesitzer Kauzleben / Tragischer Selbstmord Tragischer Tod eines Industriepioniers

Von Reinhard Klar 06.08.2014, 01:15

Hötensleben l Im "Hötensleber Anzeiger" erschien am 11. Februar 1899 die folgende Notiz: "Hötensleben, 9. Februar. Heute Nacht nach 12 Uhr hat sich Herr Grubenbesitzer Kauzleben hier in seiner Behausung durch einen Schuß ins Herz getötet. Es ist anzunehmen, daß der in günstigen pekuniären (wirtschaftlichen) Verhältnissen lebende, kaum 50 Jahre alte, thatkräftige Mann, welcher in Folge seiner liebevollen Fürsorge für seine zahlreichen Arbeiter und seine bei jeder Gelegenheit sich bekundende Herzensgüte in allen Kreisen sich der größten Beliebtheit erfreute, in einem Anfall von Geistesgestörtheit Hand an sich gelegt hat. Fünf unerzogene Kinder beweinen den frühen Tod ihres unglücklichen Vaters und stehen nun verzweifelt da."

Karl Kauzleben hatte am 13. November 1850 in Harbke das Licht der Welt erblickt. Nach dem Abitur studierte er an der Bergakademie Clausthal Bergbauwissenschaften und erwarb den akademischen Grad eines Diplom-Bergingenieurs. 1880 übernahm er, 29-jährig, das Erbe seines Vaters Ehrenfried, das er durch den Kauf der stillgelegten Schächte der Vereinigten Altonaer Kohlezechen bei Warsleben und Ottleben erweiterte, um künftige Konkurrenten auszuschalten.

Karl Kauzleben ließ zum besseren Absatz seiner Produkte auch die Straße von der Siedlung Grube Louise (später Kauzleben) über Neubau bis Wackersleben errichten und beteiligte sich finanziell am Bau der Chaussee von Gunsleben nach Aderstedt. Er gehörte zudem zu den Befürwortern und Gründern der Oschersleben-Schöninger-Eisenbahn (OSE).

Hervorzuheben ist sein starkes soziales Engagement für seine Arbeiter. Ausgeschiedenen Bergleuten zahlte er eine jährliche Rente. Außerdem richtete er 1893 eine Schule ein, für die er Räumlichkeiten und Heizmaterial zur Verfügung stellte.

1898 war Karl Kauzleben maßgebend am Bau und der Einrichtung eines Krankenhauses beteiligt, in dem ein Arzt aus Hötensleben praktizierte.

Die Bezahlung der Krankenschwester ging auf sein Konto. Zeitgenossen sehen im frühen Tod (1897) seiner damals 45 Jahre alten Gattin eine wesentliche Ursache für seinen Freitod.