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Waltraud Wust aus Dalldorf sammelt seit mehr als 20 Jahren mit großer Leidenschaft Kindheitstraum Puppenstube erfüllt

Von Yvonne Heyer 08.08.2014, 03:19

Einen besonderen "Schatz" beherbergt die Dalldorferin Waltraud Wust in ihrem Keller. Im Verlauf von mehr als 20 Jahren hat die fast 80-Jährige 38 Puppenstuben gesammelt.

Dalldorf l Die 40 möchte sie in jedem Fall noch vollkriegen, erklärt Waltraud Wust. Dabei schweift ihr Blick über die Puppenstuben in verschiedensten Formen und Größen im Keller des kleinen Einfamilienhauses in Dalldorf. Hinter jeder einzelnen Puppenstube verberge sich eine kleine Geschichte, verrät die einstige Grundschullehrerin. So zeigt sie auf ein besonders großes "Haus". Dieses hat ein Onkel für ihre älteste Tochter gebaut. "Damit haben inzwischen schon viele Kinder gespielt", meint Waltraud Wust.

In jüngster Vergangenheit war sie schon länger nicht unten im Keller, um nach ihren Puppenstuben zu sehen. Die Gesundheit machte ihr einen Strich durch die Rechnung, erst recht, seit sie sich auch noch einen Arm gebrochen hat. Dabei gibt es doch rund um die vielen kleinen Häuschen, immerhin 38 an der Zahl, immer etwas zu kramen, muss Staub gewischt, das eine oder andere Möbelstück repariert oder die Häuser umdekoriert werden. Das macht Waltraud Wust zum Teil alles selbst - tapezieren, Gardinen nähen und dergleichen mehr. Eine gute Bekannte der Dalldorferin strickt und häkelt für die kleinen Puppen - alles in Miniaturausgabe. Im Übrigen gibt es sogar Kataloge, aus denen Möbel für die Puppenstuben bestellt werden können.

"Als mein Mann noch lebte, sind wir viel gereist. Von den Reisen habe ich vieles für die Puppenstuben mitgebracht", erzählt die fast 80-Jährige. Kein Wunder also, dass sich in ihrem Keller auch eine Puppenstube finden lässt, die an das Zuhause einer holländischen Familie erinnert. Viele Puppenstuben stammen von privaten Anbietern, die die Sammelleidenschaft der Dall-dorferin kennen, oder von Flohmärkten. "Aber hier wird das Angebot immer weniger. Einmal hat mir jemand ein Puppenhaus angeboten und wollte 2000 Mark dafür haben. Das habe ich dankend abgelehnt", erzählt Waltraud Wust. Sie hat unter ihren vielen Exemplaren auch einige Lieblingsstücke und bewundert noch heute bei einigen, mit wieviel Liebe zum Detail sie einst gebaut wurden.

"Darin war einst Werkzeug gelagert. Es hat schon einige Mühe gekostet, daraus wieder ein gemütliches Heim für die Puppen zu machen."

So hat eine Puppenstube eine besonders schöne Dachterrasse samt Gartenmöbel und eine ist mit einer Wendeltreppe versehen. Die ältesten Möbel in den kleinen Häusern sind rund 50 Jahre alt. Die Puppenstuben haben ihren Weg aus Gernrode, aus Schönebeck und vielen Orten mehr nach Dalldorfer genommen. Von einer Puppenstube aus Wegeleben berichtet Waltraud Wust: "Darin war einst Werkzeug gelagert. Es hat schon einige Mühe gekostet, daraus wieder ein gemütliches Heim für die Puppen zu machen."

Mit ihrer besonderen Sammelleidenschaft hat sich Waltraud Wust, die 40 Jahre als Lehrerin gearbeitet hat, einen Kindheitstraum erfüllt. Sie hat sich immer ein Puppenhaus gewünscht. Doch als sie Kind war, waren es schwere Zeiten und mehrfach ist die Familie vor dem Krieg erst aus Berlin, dann nach Halberstadt und schließlich nach Thüringen geflohen. Aus ihrer Kinderzeit berichtet Waltraud Wust, dass sie gern mit Puppenstuben gespielt hat. Ihre Schulfreundin allerdings besaß gar ein Puppenhaus - so ein Haus hätte auch sie gern gehabt.

Seit mehr als 20 Jahren sammelt sie Puppenstuben, doch auch alte Puppen und Teddybären machen ihre Sammelleidenschaft komplett. Der älteste Teddy ist 50 Jahre alt.

Schon jetzt freut sich Waltraud Wust auf die Vorweihnachtszeit. Dann holt sie sich eine der Puppenstuben in ihre Küche und spielt damit. Oder es kommen Bekannte und gemeinsam machen sie es sich im Keller inmitten der vielen Puppenstuben, die dann auch beleuchtet sind, gemütlich.

Wenn ihre Hand wieder aus dem Gips befreit ist, wird sie sich wieder mehr ihren Puppenstuben widmen können. Etliches hat sich in einer Reservekiste angesammelt, Möbel sind zu reparieren und brauchen einen neuen Platz. Eigentlich wollte sie zu jedem Puppenhaus dessen Geschichte aufschreiben. Auch das möchte sie noch erledigen.

Einige von Waltraud Wusts Puppenstuben können übrigens im Gröninger Museum besichtigt werden. Einige Leihgaben stellte sie für die Spielzeugausstellung zur Verfügung.