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Ortsbürgermeister Christian Becker findet in der Vorbereitung des Festes am kommenden Wochenende interessante Parallelen in der Chronik Remkersleber feiern heute ebenso gern wie vor 100 Jahren

Von Constanze Arendt-Nowak 29.08.2014, 03:13

Remkersleben l Remkerslebens Ortsbürgermeister Christian Becker trägt derzeit einen Stoppelbart. Persönlich hat er sich ein "Rasierverbot" bis Sonntag aufgelegt. "Wenn unser Matjesfest vorbei ist, dann kommt der Bart ab, aber einige von uns wollen, wenn wir als Shantychor auftreten, ein bisschen wie zerzauste Seemänner aussehen", sagt er.

Das Matjesfest begeht der Chor in diesem Jahr zum zweiten Mal. Das Fest der Vereine, das zeitgleich gefeiert wird, hat es, so hat es Christian Becker dokumentiert, 2004 zum ersten Mal gegeben. Die Vereine tun sich seitdem regelmäßig zusammen, um das kulturelle und gemeinsame Leben im Dorf zu erhalten.

Dass das Feiern in Remkersleben schon immer eine Bedeutung hat, steht auch im Band 11 der Remkersleber Ortschronik, die Otto Jacob bis zu seinem Tod im Januar des vergangenen Jahres geführt hat. Dort wird über das sogenannte "Unse Fest" berichtet.

"Zum Gedenken an die entscheidende Schlacht bei Belle Aleance am 20. Juni 1815. Die entscheidende Schlacht wurde nun bei diesem Feste als `Kriegsspiel` nachgestellt, um so die Befreiung in Gedenken zu behalten. Dieses Fest sollte nicht als Rummel verstanden werden, denn es hatte einen tieferen Sinn, den eigentlich nur ein Remkersleber, der tief mit seiner Heimat verwachsen ist, verstehen kann", zitiert Christian Becker Otto Jacobs aufgeschriebene Worte.

Das erste Fest dieser Art fand im Jahr 1830 statt und jährte sich am 14. Juli 1930 zum hundertsten Male. Drei Tage lang wurde damals gefeiert, wobei am letzten Tag die Kinder im Mittelpunkt standen.

Auch vom 100. Fest gibt es einige Aufzeichnungen und ein Gedicht, das ein Schermcker zum "Renkersläsche Fest" geschrieben hat, hat der ehemalige Ortsbürgermeister Peter Predel den Remkerslebern zukommen lassen. In dem 1930 verfassten Gedicht heißt es unter anderem: "Und ich sage euch, es gibt nur ein Remkersleben."

"Ich denke es wäre schön wenn wir in Zukunft unser Fest wieder als `Unse Fest` benennen, natürlich nicht mit `Kriegsspiel` und Kanonendonner, aber auf jeden Fall immer mit etwas Besonderem für unsere Kinder", stellt der Ortsbürgermeister Überlegungen an. Und beim Digitalisieren der Chronik von Otto Jacob stieß er auch noch auf weitere Daten. So wurde zum Gedenken an die Schlacht von 1815 auch die große Eiche auf dem Eichplatz, die sogenannte "Friedenseiche", gepflanzt. Das Pflanzdatum am 20. Juni 1865 jährt sich also im nächsten Jahr zum 150. Mal. Dann, wenn die Ersterwähnung des Ortes 870 Jahre zurückliegt. "Das gibt vielleicht Anlass für 2015 etwas Größeres zu organisieren", so Christian Becker weiter.

Er selbst möchte bis dahin die Digitalisierung der mehrbändigen Ortschronik von Otto Jacob fortsetzen und auch eigene Gedanken zu neueren Ereignissen im Dorfleben zu Papier bringen und so die Chronik weiterführen. "Alle Bände, die ich als Kopien erhalten habe, sind bereits im PC digitalisiert. Einige Bände, die als Leihgabe an das Museum in Ummendorf gangen sind, fehlen noch", fasst Christian Becker zusammen.

Am Wochenende wird er aber auch wieder ein Stück zu seiner "neueren" Chronik hinzufügen und über das Festwochenende berichten. Das Fest beginnt am morgigen Sonnabend um 20 Uhr mit einer Diskonacht, bei der DJ Christian auflegt. Der Eintritt ins Festzelt, das hinter dem Bürgerhaus aufgebaut sein wird, beträgt für den Musikabend drei Euro.

Das Matjesfest richtet der Remkersleber Männergesangsverein am Sonntag ab 14.30 Uhr aus. Eingeladen dazu sind die Frauenchöre aus Eggenstedt und Seehausen sowie aus Meitzendorf. Im musikalischen Reigen werden auch Lieder von der Waterkant nicht fehlen. Zudem soll Interessantes über die Seefahrt und den Matjes vermittelt werden. Matjesbrötchen sorgen anschließend für den Gaumenschmaus. Der Eintritt zum Chorfest ist frei.