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Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz warnt vor Risiken Mastanlage ist unerwünscht

Von Detlef Eicke 15.11.2014, 02:07

In Stemmern soll eine Hähnchenmastanlage für 350000 Tiere entstehen. Gegen die Errichtung der Mega-Anlage durch den holländischen Investor Gerrit Tonkens läuft die aus der Bürgerinitiative "Sauberes Sülzetal" hervorgegangene Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Sturm.

Altenweddingen l Auf einer Informationsveranstaltung in Altenweddingen ist von Referenten aus Forschung und Wissenschaft darauf aufmerksam gemacht worden, auf welche die Gesundheit gefährdenden Risiken sich die Menschen in Stemmern und den Anrainergemeinden einstellen müssten. Gesprächsthema waren "Multiresistente Keime und der Einsatz von Antibiotika bei Tieren in Agrarindustrien".

Viele Einwohner waren der Einladung der Ortsgruppe gefolgt. Was sie von Dr. Matthias Ueltzen (Physiker aus Bahrendorf), Dr. med. Eberhard Puls (Tangermünde) und Dr. Gabriele Siegel (Gründerin der Bürgerinitiative und Leiterin der Ortsgruppe Sülzetal des Bundes) zu hören bekamen, wird nicht dazu beigetragen haben, Bedenken bezüglich zu erwartender Belastung zu zerstreuen. Dr. Siegel sah neben inakzeptablen Haltungsbedingungen für die Tiere während der Mastzeit die Verseuchung der Umwelt mit Ammoniak, MRSA-Keimen und anderen Bakterien und Keimen wie Viren und Pilzen als großes Problem an. "Wir haben aber etwas unternommen und bislang verhindern können, dass die geplante Anlage einfach so durchgewunken wird."

Dr. Ueltzen brachte zum Ausdruck, dass es sich bei Filteruntersuchungen von Masthähnchenbetrieben durch Kotproben erwiesen hat, "dass alle Proben zu 100 Prozent positiv auf multiresistente Keime getestet wurden." Er machte deutlich, dass bisherige Richtlinien für Geflügelhaltung nicht auf die geplante Anlage in Stemmern anzuwenden seien.

Dr. Puls verwies auf hohe Nitratwerte im Wasser aus Proben von Altenweddingen. "Bei 24 Prozent sind die Nitratwerte deutlich um das Fünffache erhöht, zwei Drittel sind sehr bedenklich. Die Gülle mit hochbelastenden Keimen und Antibiotika zerstört wertvollen Bördeacker." Er machte deutlich, dass heute jährlich 1600 Tonnen Antibiotika in der Massentierhaltung Anwendung finden. "Selbst Antibiotikareservemittel werden dort eingesetzt. Es kommt zu Antibiotikaresistenzen, an denen in Deutschland jährlich 30000 Menschen sterben. Wir können nur hoffen, dass die Politik einen Riegel vor den Wahnsinn der industriellen Massentierhaltung schiebt."