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Nach Fällungen hat die Stadtverwaltung 97 Ersatzpflanzungen vorgenommen 41 Bäume mussten 2014 weichen

Von Sebastian Pötzsch 07.03.2015, 02:24

41 Bäume sind im vergangenen Jahr in Oschersleben und seinen Ortsteilen gefällt worden. "Das sind weniger als noch ein Jahr zuvor", sagte die bei der Stadtverwaltung für Grünanlagen verantwortliche Mitarbeiterin, Astrid Ertmer. Dafür seien 2014 insgesamt 97 neue Bäume angepflanzt worden.

Oschersleben l In der Volksstimme-Radaktion haben sich in jüngster Vergangenheit mehrere Leser gemeldet, die sich Sorgen um den Baumbestand in Oschersleben machen. So kritisiert beispielsweise Hans Schmidt (Name von der Redaktion geändert), dass am Durchgang von der Windthorststraße zum Friedhof Hölzer dem Erboden gleichgemacht worden, ohne Ersatzpflanzungen vorzunehmen. Auch für Manfred Jähn (Name ebenfalls gändert) sind die Fällungen, die in den vergangenen Jahren zugenommen haben sollen, nicht nachvollziehbar.

Doch Oscherslebens Baubetriebsamtsleiter Steffen Czerwienski sieht das völlig anders. "Werden große Bäume erst einmal gefällt, ist das stärker im Bewusstsein der Bürger, als das Neuanpflanzen von kleinen Jungbäumen", meint der Amtsleiter. Denn Oschersleben hat, wie andere Städte auch, eine sogenannte Baumschutzsatzung, die dem Schutz des kommunalen Bestandes dient. "Und an die halten wir uns sehr streng", fügt die Verantwortliche für Friedhöfe und Grünanlagen in der Stadtverwaltung, Astrid Ertmer, hinzu.

Ihren Worten zufolge sind im vergangenen Jahr 41 Bäume gefällt worden. "Das sind weniger als im Jahr zuvor", betont Ertmer. So mussten beispielsweise in der Friedensstraße, in der Luisenstraße, im Lindenweg in Groß Gemersleben oder an der Gabelung der Hauptstraße in Klein Oschersleben Hölzer weichen. "Wir fällen jedoch nur, wenn die Standsicherheit gefährdet ist", betont Amtsleiter Czerwienski. Dies sei der Fall, wenn der betroffene Baum etwa an einem Pilzbefall leide oder ein zu hohes Alter aufweise. Das sei deshalb so notwendig, weil die Stadt eine Verkehrssicherungspflicht gegenüber seinen Bürgern habe. Und die müssten etwa gegen umfallende Bäume oder gegen abgebrochene Äste geschützt werden.

"Deshalb werden die Hölzer in regelmäßigen Abständen von einem unserer Mitarbeiter auf Schäden untersucht, die von Laien oft nicht erkennbar sind", erklärt Ertmer weiter dazu. Hierfür stehe dem Amt ein Kataster zur Verfügung, in dem jeder Baum, der der Stadt gehört, eingetragen sei. Das seien immerhin insgesamt 14000. "Was viele Bürger nämlich nicht wissen: Jeder Baum gehört zu dem Grundstück, auf dem er steht. Wächst er an einer Landes- oder Bundesstraße, ist das Land für ihn verantwortlich. Wächst er an einer Kreisstraße, muss sich der Landkreis um ihn kümmern. An einer Straße die zu Oschersleben gehört, sind wir in der Pflicht", sagt Czerwienski. Die Stadt trage also nicht für alle durchgeführten Fällungen im Bereich der Kernstadt sowie den Ortsteilen die Verantwortung.

Demgegenüber seien 2014 aber auch insgesamt 97 neue Hölzer im Rahmen von Ersatzpflanzungen in den Boden gebracht worden. Als Beispiele nennen die beiden städtischen Mitarbeiter den Wiesenpark oder Sportplätze in Schermcke und Hornhausen. "An Kita `Am Großen Bruch` in der Hornhäuser Straße wurden Platanen gepflanzt. Doch leider ist es nicht immer möglich, dass wir dort, wo gefällt worden ist, wieder anpflanzen können", verdeutlicht Ertmer und macht dafür einen teilweisen Platzmangel verantwortlich. Auch in der Breitscheidstraße könnten zumindest aktuell keine Jungbäume in den Boden gebracht werden. Hier müssten Straße und Fußweg zuerst umgestaltet werden. "Doch wenn es soweit ist, werden hier auch wieder Bäume stehen", betont der Amtsleiter.

60000 Euro kosteten Fällungen und Pflanzungen

Auch in der Luisenstraße ganz in der Nähe hätten kranke Bäume weggenommen werden müssen. Heute zeugen nur noch die Stümpfe von der einst grünen Pracht. "Diese werden demnächst weggefräst. Noch in diesem Jahr wollen wir hier neue Bäume als Ersatz anpflanzen", verspricht Astrid Ertmer.

Zu den Fällungen am Durchgang von der Windthorststraße zum Friedhof erklären beide Amtsmitarbeiter, dass das Grünzeug weggenommen werden musste, um eine Durchfahrt zum alten Gleisbett zu gewährleisten. "Die stillgelegte Fläche wurde ja von der Stadt gekauft und im vergangenen Jahr von Gleisschotter befreit. Nun müssen hier regelmäßig Rasen gemäht und weitere Arbeiten durch den Bauhof mit teils großen Maschinen erfolgen. Dafür benötigen wir die Zufahrt", erklärt Steffen Czerwienski. Die östliche Zufahrt von der Lindenstraße aus sei zwar auch möglich, doch nur bis zur einem aufgeschütteten Wall, der in Höhe Clara-Zetkin- beziehnungsweise Jahnstraße die Überquerung des alten Gleisbettes zu Fuß oder mit dem Fahrrad ermöglicht. Beide betonen zudem, dass es sich bei den gefällten Hölzern weniger um Bäume, sondern vielmehr um nicht schützenswerte Sträucher gehandelt habe.

"Für all diese Fällarbeiten und Ersatzpflanzungen haben wir im vergangenen Jahr rund 60000 Euro ausgegeben. Im Haushalt für dieses Jahr sind bisher mit 55000 Euro also 5000 Euro weniger eingeplant", rechnet die Amtsmitarbeiterin vor. "Mit den eingeplanten Mitteln kommen wir an unsere Grenze an", ergänzt Amtsleiter Czerwienski.

Seine Kollegin Astrid Ertmer appelliert auch an die privaten Grundstückseigentümer, eigenverantwortlich für einen gesunden Baumbestand zu sorgen. Sie erinnert daran, dass die Satzung zum Schutz des kommunalen Baumbestandes im Jahr 2007 geändert worden ist. "Bis dahin konnte von Amtswegen auch in die Privatgrundstücke eingegriffen werden", erklärt Ertmer. Doch sei der Verwaltungsaufwand bis dahin zu groß gewesen. Wer auch nur einen Baum in seinem Garten am Haus fällen wollte, musste dies zuvor beantragen. Dieser Antrag sei allerdings nicht nur von der Stadtverwaltung bearbeitet worden. Ein Ja war auch vom jeweiligen Ortschaftsrat notwendig. Mit einem positiven Bescheid musste sich der Bürger zudem zu Ersatzpflanzungen verpflichten. Zu guter Letzt sei zwei Jahre später diese Ersatzpflanzung vom Amt kon-trolliert worden.

"Heute kann im Prinzip jeder Grundstücksbesitzer machen, was er will", bemängelt Amtsleiter Steffen Czerwienski. Deshalb werde aktuell wieder eine Satzungsänderung diskutiert. "Allerdings müssen wir uns auch Gedanken darüber machen, wie wir den Aufwand auf ein erträgliches Maß reduzieren können", fügt der Amtsleiter hinzu.