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Volksstimme-Forum zur Bürgermeisterwahl am 22. März in Oschersleben sehr gut besucht / Themen rund um die Kommunalpolitik Bürger fragen - vier Kandidaten antworten

Von Sebastian Pötzsch 13.03.2015, 02:17

Mit rund 260 Gästen fanden sehr viele Gäste den Weg zum Volksstimme-Wahlforum am Mittwochabend im Gasthof Schondelmaier in Oschersleben. Hier stellten sich vier von sechs Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 22. März den Fragen der Redakteure und Zuschauer.

Oschersleben l Der parteilose Kandidat Martin Laczkowski hatte auch dieses Mal die Einladung nicht wahrgenommen. Der ebenfalls parteilose Toralf Müller ließ sich von seiner Frau entschuldigen: "Er kommt einfach nicht von seiner Arbeit weg."

Nach der Vorstellung der Kandidaten antwortete Dirk Zitzelsperger als erster auf die Frage, wie sich die Stadt Oschersleben auf den demografischen Wandel einstellen sollte. "Wir müssen versuchen, die Jugend in Oschersleben zu halten", sagte der Oschersleber und schlug vor, die Wirtschaft zu stärken und die Arbeitslosenquote zu senken. "Wir müssen den jungen Familien die Gewissheit geben, dass es heutzutage möglich ist, wieder Kinder zu bekommen, ohne eine berufliche Einschränkung für die Frau hinnehmen zu müssen", antwortete Andreas Kersten.

"Ich denke, es liegt an uns allen, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Wandel gut angehen zu können", antwortete Benjamin Kanngießer. Er habe sich von den Illusionen verabschiedet, große Unternehmen in die Region locken zu können. Lösungen böten vielmehr Betriebserweiterungen, um junge Fachkräfte zu binden.

Für Andrea Hasselmann sollte das Älterwerden der Gesellschaft nicht als Problem verstanden werden, sondern als Chance, von den Erfahrungen älterer Menschen zu profitieren. Im Gegenzug sollten junge Menschen über Arbeitsplätze dazu bewegt werden, hier zu bleiben. Vorhandene regionaltypische Potentiale sollten gebündelt und nach außen getragen werden.

Die erste Frage aus dem Pu- blikum stellte Stadtratsmitglied René Herbert: "Mit welchen konkreten Maßnahmen wollen die Kandidaten die Wirtschaft fördern?" Andreas Kersten nannte den Gewerbesteuerhebesatz von 430 Prozent, der weit über dem Durchschnitt liege. Ein Problem sei zudem das Fehlen des beruflichen Nachwuchses. Auch die Ansiedlungspolitik für Unternehmen sei ausbaufähig.

"Ein Bürgermeister kann keine Arbeitsplätze, aber er kann die Rahmenbedingungen für ein wirtschaftsfreundliches Klima vor Ort schaffen", sagte Benjamin Kanngießer. Dafür sei es notwendig, die Unternehmer nach ihren Ängsten und Nöten zu befragen. Denkbar sei auch eine Netzwerkbildung über ein Leistungsspektrum, um die Vergabe von Aufträgen aus der Verwaltung im Ort zu lassen. Gemeinsam mit dem Stadtrat müsse überlegt werden, ob die abschreckenden Hebesätze beibehalten werden sollen.

Andrea Hasselmann hält es dagegen für unrealistisch, die Hebesätze für die Gewerbesteuer aufgrund der angespannten Haushaltslage herunterzuschrauben. "Wir brauchen trotzdem eine gezielte Wirtschaftsförderung und wir brauchen Leute, die hinausgehen in die Welt, um unsere Stadt nach außen zu präsentieren und Gewerbetreibende in den Ort holen", betonte sie.

Die zweite Frage kam von Ludwig Klamm. Er forderte mehr Perspektiven für junge Leute in der Stadt. Für Andreas Kersten werden entsprechende Angebote von Jugendlichen oft "sehr spärlich angenommen." Er setze sich aber für die Schaffung eines Dialoges ein. Außerdem schlug er die Schaffung entsprechender Angebote im historischen Bahnhof vor. "Ich werde als Bürgermeister Ansprechpartner für sie sein", versprach er.

Andrea Hasselmann bemängelte ebenfalls die niedrige Akzeptanz von diversen Jugendveranstaltungen und brachte ihr Verständnis für die Organisatoren zum Ausdruck, für die es sich wirtschaftlich einfach nicht rechne. Gleichzeitig bot sie Jugendlichen an, mit konkreten Konzepten an sie heranzutreten, um gemeinsam zu überlegen, was umzusetzen ist und was nicht.

Dirk Zitzelsperger forderte mehr Geld für Jugendeinrichtungen oder Bolzplätze und dafür weniger Mittel für die Burg. Auch für Benjamin Kanngießer muss etwas für die Jugendlichen getan werden. "Wir haben hier keine vernünftigen Angebote", betonte er und schloss sich dem Vorschlag Kerstens an, das Potential am historischen Bahnhof zu nutzen.

Auch die Frage nach dem Kombibad kam wieder auf den Tisch. "Ich bin dafür, dass die Bäderlandschaft, wie wir sie haben, erhalten wird", lautete das Statement von Kanngießer. Statt für den Bau eines Kombibades setze er sich für die Sanierung der alten Schwimmhalle ein. Über einer Reduktion der Fläche des Freibades und einer damit verbundenen Personalkostenverringerung sollte allerdings diskutiert werden.

Kersten sieht die Sanierung des Hallenbades kritisch. Hier sollte ein grundlegender Schnitt gemacht und keine Flickschusterei betrieben werden. Er sei für ein Kombibad am Standort in der Breitscheidstraße. Andrea Hasselmann brachte einen örtlichen Pumpenhersteller und weitere regionale Unternehmen ins Spiel, mit denen vielleicht eine preiswerte Sanierung des Freibades möglich wäre. Eine Sanierung der Schwimmhalle lehnte sie ab. Vielmehr sei für ein Kombibad am Bahnhof die Chance verwirkt worden. Dirk Zitzelsperger schloss sich der Meinung Kanngießers an und verwies ebenfalls auf den regionalen Pumpenhersteller. Er betonte, dass bei der Entscheidung zur Bäderlandschaft, wie bei anderen Entscheidungen auch, die Bürger gefragt werden müssten.

Ines Schreinert von der Bürgerinitiative "Rettet das Freibad" stellte die Frage: "Wie wollen sie die gelebte Demokratie in ihre Arbeit einbinden?" Darauf folgte die kurze Antwort von Dirk Zitzelsperger: "Die Bürger entscheiden, Punkt!" Auf die unter anderem von Schreinert initiierte Ideenwerkstatt zum Kombibad angesprochen sagte Kersten: "Ihnen haben bisher die richtigen Partner gefehlt." Auch Kanngießer sicherte Schreinert seine Unterstützung zu. Hasselmann brachte dagegen ihren Unmut zum Ausdruck, mit dem in der Ideenwerkstatt erarbeiteten Arbeitspapier würde ein Projekt vorgegaukelt, das finanziell nicht umsetzbar sei. Bei Bürgerbeteiligungen müssten alle Beteiligten bei der Realität bleiben. Dem widersprach Kanngießer. Das Geld wäre vorhanden, wenn es nicht in die Burg für ein fragwürdiges Archiv-Projekt fließen würde.

Etwa zwei Stunden antworten die Kandidaten auf die zahlreichen Fragen der Gäste. Eines hatten sie gemeinsam: Die Freude über die hohe Zuschauerzahl.

Mehr zu den politischen Zielen der Kandidaten erfahren Sie am Dienstag, 17. März, an dieser Stelle.