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Anwohner wundern sich über das Planungsvorhaben für einen weiteren Neubau in Wanzleben Während ein Markt zur Ruine verkommt, wird ein neuer aus dem Boden gestampft

Von Sabrina Trieger 31.07.2012, 05:25

In Wanzleben soll ein neuer Rewe-Markt gebaut werden. Anwohner wundern sich über die fehlende Planung zur Stadtin- frastruktur und vermissen ein ordnendes Eingreifen über den Bebauungsplan. Der war erst kürzlich zugunsten des neuen Bauvorhabens aufgestellt worden.

Wanzleben l Mit dem mehrheitlich Mitte Juli gefassten Aufstellungsbeschluss zum B-Plan hat der Wanzleber Stadtrat ein erstes Willensbekenntnis für den Bau eines neuen "Fachmarktzentrums" für Wanzleben gegeben.

Antragsteller ist ein privater Investor aus Visbek (Niedersachsen). Er plant in der Lindenpromenade einen neuen Rewe-Einkaufsmarkt zu erichten. Die Verkaufsfläche soll 1550 Quadratmeter betragen. Zusätzlich sollen hier auch kleinere Läden wie eine Drogerie, ein Textil- und Schuhgeschäft oder ein Shop für Tierbedarf entstehen.

Für den Bau müssten die Flachbauten auf dem Grundstück abgerissen werden. Und das, obwohl nur ein paar hundert Meter weiter Richtung Gymnasium der ehemalige Rewe-Markt in der Straße Vor dem Hohen Tor zur Ruine verkommt. Auf dem Parkplatz vor dem ehemaligen Markt war von Unbekannten bereits eine kleinere Fläche Pflastersteine herausgerissen worden, um die Fenster und Türen des Objektes einzuwerfen. Die Eigentümer sichert das Gebäude zwar immer wieder mit Holzplatten, doch diese werden immer wieder aufgehebelt und die Fassade mit Graffiti besprüht. Bisher gelang es den Eigentümern nicht, einen Nachmieter für den Markt zu finden.

Auch der Stadt ist der leere Markt wegen seiner "kriminellen Anziehungskraft" ein Dorn in Auge. 2005 war der Einkaufsmarkt geschlossen worden. Bis 2008 gab es hier keine Zerstörungen. Erst ab Mitte 2009 war der leerstehende Markt, der erst Anfang der 90er Jahre gebaut worden war, immer häufiger Angriffsziel von Einbrechern und Randalieren geworden.

Der Eigentümer hatte seit der Schließung versucht, für den Markt ein neues Nutzungskonzept zu finden. Doch dies schlug offenbar fehl. So hatte sich zuletzt vor vier Jahren ein Vertreter des Besitzers bei der Stadt gemeldet und vorgeschlagen, eine Bowlingbahn in den Räumlichkeiten zu errichten. Die Stadt sollte sich an dem Vorhaben auch beteiligen. Der Stadtrat begrüßte damals die Idee, lehnte aber eine Beteiligung mit der Begründung ab, dass dafür keine Steuergelder ausgegeben werden könnten. Seither herrscht Funkstelle.

Mit Bekanntwerden der neuen Baupläne fragen sich immer mehr Anwohner, warum in Wanzleben ein weiterer Einkaufsmarkt gebaut werden solle, wenn doch solch eine Immobilie noch oder bereits vorhanden ist? Andernorts, wie in Hohendodeleben und Groß Rodensleben, würden die Lebensmittelmärkte schließen und in Wanzleben baue man lieber neu, als ein bereits vorhandenes Marktgebäude "aufzumöbeln", um diesem so wieder Leben einzuhauchen, lautet der einheitliche Tenor.

Das gleiche Leerstand-Neubau-Marktphänomen war erst im vergangenen Jahr in Seehausen zu beobachten gewesen. Hier war quasi vis-á-vis zur ebenfalls seit Jahren leergefegten Markthalle am neugebauten Kreisel ein neuer Markt hochgezogen worden.

Das Prinzip greift auch in Wanzleben. Als wesentliches Ziel der Bauleitplanung wird die Verbesserung der Versorgungsstrukturen innerhalb der Einheitsgemeinde angegeben. Darin heißt es: Das Angebot wohnnaher Versorgung und die Sicherung vorhandener Zentrenstrukturen in der Stadt Wanzleben - Börde würden auch in Zukunft von besonderer Bedeutung sein. Die strukturellen Veränderungen im Handel mit dem Trend zu größeren Märkten sowie das veränderte Kundenverhalten hin zum kraftfahrzeugorientieren Einkauf seien die Ursache für diese Situation.

Für die Flächen der ehemaligen Getreidelagerhalle sowie Bürogebäude der Magdeburger Getreide GmbH im Bereich der Lindenpromenade sollen ein Vollversorger (1550 Quadratmeter) sowie Fachmärkte des Nicht-Lebensmittelbereiches mit einer Verkaufsfläche von ebenfalls 1550 Quadratmeter als städtebaulich adäquate Nachnutzung etabliert werden. Dabei soll jeder einzelne Fachmarkt für sich nicht größer als 800 Quadratmeter sein. Zwei Anbindungen sind für die versiegelte Fläche vorgesehen, zum einen über die Lindenpromenade und zum anderen über die L50. Zur Wahrung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse soll ein schalltechnisches Gutachten erstellt werden, um nachzuweisen, dass die Planung unter Einhaltung der immissionsschutzrechtlichen Bestimmungen durchführbar ist, heißt es weiter.

Für jenen Antrag auf ein neues Fachmarktzentrum in Wanzleben müssen aber erst die Träger öffentlicher Belange, wie beispielsweise der Landkreis, befragt werden. Für die erforderlichen Stellungnahmen gilt seit dem jüngsten Stadtratsbeschluss eine Frist von einem Monat, teilte gestern Ines Darius vom Bauamt auf Volksstimme-Nachfrage mit. Ob der neue Markt gebaut wird oder nicht, bleibt mit den Stellungnahmen abzuwarten.

Denn der Entwurf, der sich aus den zum Bauvorhaben abgegebenen Meinungen ergibt, muss erneut dem Stadtrat zum Beschluss vorgelegt werden. Jenes öffentliche Befragungsverfahren würde sich nach einem Beschluss ein weiteres und damit zweites Mal wiederholen. Erst dann könne der Stadtrat einen abschließenden Beschluss dazu fassen. Ausgang ungewiss.

Mit einem endgültigen Beschluss könne so frühestens erst in einem dreiviertel Jahr gerechnet werden, hieß es.