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  7. Diskussion um Stadtplanung hält an - Ideen im Kampf gegen Leerstand gefragt

Leser fordern Märkte-Konzept - Verein nutzt Geschäftsfläche als "Schaufenster" für geplantes Event Diskussion um Stadtplanung hält an - Ideen im Kampf gegen Leerstand gefragt

Von Sabrina Trieger 01.08.2012, 05:22

Die Diskussion um den geplanten Neubau eines Fachmarktzentrums in Wanzleben hält an. Leser fordern unter anderem von der Stadt ein Märkte-Konzept. Indes nutzt der Verein "Cooltour" die Auslage eines in der Innenstadt leerstehenden Geschäftes als "Schaufenster" für die nächste geplante Vereinsaktivität - dem "1. Wanzleber Lichterkistenrennen".

Wanzleben l Im Kampf gegen die Folgen des Leerstands von Geschäften und Märkten sind Ideen gefragt. Eine hat der Wanzleber Verein "Cooltour" erst am vergangenen Wochenende in die Tat umgesetzt. Das Schaufenster des ehemaligen Sonnenstudios am Marktplatz fristete bis dahin ein eher trostloses Dasein. Das kahle Fenster wurde nun von den Vereinsmitgliedern mit Werbung für das am 6. Oktober geplante Lichterkistenrennen wiederbelebt. So sieht der Marktplatz zumindest an dieser Stelle etwas belebter aus, und der Verein kann für seine nächste Veranstaltung die Werbetrommel rühren.

"Diese Form der Gestaltungsmöglichkeit finden wir sehr gut", sagt Mirko Sens, Mitglied im Verein "Cooltour". Das Schaufenster hatte die Wobau den Wanzleber Kulturakteuren kostenfrei zur Verfügung gestellt. Zumindest so lange, wie sich kein Nachmieter für das Ladengeschäft gefunden hat, wirbt nun die selbstgebaute Seifenkiste "Der rote Baron" von Rennpilot Till Marschewski für das im Oktober auf der Bahnhofspromenade geplante Event.

Aber nicht nur Ideen, sondern auch eine ordnende Hand ist bei der Ansiedlung von Märkten in der Stadt Wanzleben - Börde gefragt, um Leerstand zu vermeiden. So kritisierten Leser die Pläne für den Neubau des Fachmarktzentrums an der Ecke B246a/L50, während nur wenige hundert Meter weiter ein ehemalige Einkaufsmarkt samt Parkplatz Vor dem Hohen Tor zur Ruine verkommt.

So meint zum Beispiel Willi Kemmer, Metallbauer, dass sich ein Planer mit der Infrastruktur des Ortes sowie der umliegenden Gemeinden befassen müsse und für die Stadt ein Märkte-Konzept erstellen sollte. In Wanzleben hätten in den vergangenen Jahren bereits drei große Lebensmitteldiscounter dicht gemacht, für die immer wieder irgendwann ein Neubau entstand. "Wird hier ein neues Fachmarktzentrum gebaut, kann man darauf warten, bis wieder ein Markt schließen muss. Diesem Teufelskreis muss Einhalt geboten werden", sagt er. Der Wanzleber selbst hat auf dem Gelände, auf dem der Neubau des Einkaufszentrums entstehen soll, eine Halle für sein Unternehmen gemietet. Geht es nach den zurzeit ausgelegten Plänen, müsste er sich schon nach einer neuen Bleibe umsehen. "Bei den Bauplänen für ein neues Einkaufszentrum geht es doch nicht um die Versorgung der Bürger, sondern nur ums Geld machen", meint er. "Die umliegenden Gemeinden, wie Groß Rodensleben oder Hohendodeleben, haben keinen einzigen Markt mehr und in Wanzleben schießen sie wie Pilze aus dem Boden, um nur ein paar Jahre später wieder dicht zu machen. Die leerstehenden Hallen verschandeln dann das Ortsbild."

Auch Monika Hentschel (55) aus Seehausen würde sich im Kampf gegen den Leerstand eine ordnende Hand wünschen. Sie selbst sei froh darüber, dass es in Seehausen mittlerweile einen zweiten Markt gibt. Im Gegensatz zu Wanzleben sei die Ausgangslage, weshalb ein neuer Markt vis-á-vis zu einem bereits vorhandenen gebaut worden war, aber ein anderer gewesen, sagt sie.

Nach ihrer Kenntnis hatte der Eigentümer des noch immer leerstehenden Marktes in der Dreilebener Straße in Seehausen für seine Immobilie eine "horrende Verkaufssumme" verlangt, so dass dem Investor der Neubau am Ende günstiger kam. "Unser Ortsbürgermeister hatte sich damals sehr um eine Vermittlung in dieser Angelegenheit bemüht, aber es führte da kein Weg rein", erklärt die Leserin. Sie ist der Meinung, dass hier kein dritter Markt mehr einziehen wird. "Das würde sich, denke ich, nicht rentieren. Die leere Halle, die jetzt noch gut in Schuss ist, wird so im Laufe der Jahre auch bloß verfallen. Schade drum. Es wäre deshalb schön gewesen, wenn diesem Objekt wieder Leben hätte eingehaucht werden können. In Wanzleben sollte man deshalb Grenzen ziehen, damit nicht noch mehr Einkaufsmärkte neu hochgezogen werden."

In Magdeburg gibt es ein Märkte-Konzept. Unter anderem, um bereits bestehende Verkaufsflächen nicht dem Verfall Preis zu geben, während an anderer Stelle in Schnellbauweise neue Märkte aus dem Boden gestampft werden.