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Wasserwehrleiter Horst Sandmann und Seehäuser Bürgermeister Detlef Neumann loben freiwillige Helfer Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser

Von Astrid Mathis 17.06.2013, 03:29

Seehausen/Werder/Bömenzien l In Gummistiefeln trafen am Freitag Seehausens Bürgermeister Detlef Neumann und der Leiter der Wasserwehr, Horst Sandmann, in Werder/Beuster aufeinander.

Renate und Paul Klewitz haben seit 1986 ein Wochenendhäuschen in Werder. 2002 blieb es vom Hochwasser verschont. "Jetzt müssen wir erst mal sehen, wie groß der Schaden ist", sagte die Rentnerin am Freitag und wartete mit ihrem Mann auf Lars Geiersbach, der sie mit dem Boot holen wollte.

Martin Rieger legte ein paar Meter weiter an. Drei Boote hat seine Familie, seit einer Woche sind sie das Fortbewegungsmittel Nummer Eins. Die Autos sind auf der Beusteraner Seite gesichert. Dort stehen auch die Briefkästen der Werderaner dicht an dicht. Pakete nimmt netterweise der Reiterhof Schuster an.

"Wir haben den 24-Stunden-Dienst am Donnerstag eingestellt und bewachen jetzt von 7 bis 19 Uhr", erklärte der Einsatzleiter der Feuerwehr Seehausen, Ralf Näbsch. Um die 40 Kameraden waren täglich im Einsatz. Werder hat längst eine eigene Ortslöschgruppe, um sich im Notfall zu helfen. "Die Bürger der Verbandsgemeinde haben ein großes Lob verdient, uns mit Essen und Trinken versorgt", so Näbsch. Und blickt auch nach Bömenzien. Der dort entstandene neue Deich sei stabil. "Die Bundeswehr hat angefangen, die Sandsäcke zurückzubauen und von uns Paletten geholt", berichtete Näbsch weiter. "Außerdem wurden die ungebrauchten Speisen nach Havelberg zum Sportforum gebracht."

Als Detlef Neumann mit Horst Sandmann am Freitagmittag nach Werder fuhr, hatte er Stadtarbeiter Manfred Grabow an seiner Seite, der sich um Straßenabsperrungen gekümmert und wie viele andere Sandsäcke verbaut hatte. "Ich hatte ständig telefonischen Kontakt zu den Bürgern durch den Krisenstab im Rathaus", bemerkte Neumann, "die Leute können damit umgehen." Das bestätigte seine Bootstour am Freitag.

Auch Sabine Reimann kann das. Seit ihrer Geburt (1965), wohnt sie "An der Elbe 19". Das Wasser stieg diesmal bis zur zweiten Treppenstufe im Haus - trotz angenagelter Plane und Sandsäcke. Hühner und Hund wurden auf den Hänger vom Traktor verfrachtet. Frank Raguse brachte Dienstag vor einer Woche Kies, später Kartoffelsalat mit Schnitzel per Boot, Martina Schulz backte Kuchen für sie.

Der Höchststand von 7,85 Meter ist nicht mehr, das Wasser ist auf 7,13 Meter gesunken, stellte Horst Sandmann am Freitag erfreut fest. "Alle Beteiligten müssen aber weiterhin wachsam sein, das Wasser fällt langsam, immer mehr Quellwasser tritt aus."

Nichtsdestotrotz seien die vier Kilometer Deich in Bömenzien eine Spitzenleistung, wie auch jeder helfende Bürger Sandmanns herzlichen Dank verdient hat. "Ich wünsche mir, dass wir weiter so eng zueinander stehen, denn nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser. Es kommt noch sehr viel auf uns zu."