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Munitionsflächen erfordern Einsatz von Spezialtechnik Seehäuser Löschpanzer im Kampf gegen Waldbrände

Von Andreas Puls 27.07.2013, 03:12

Seehausen/Baruth. Seit Jahren hält der Seehäuser Unternehmer Joachim Schulz Feuerlöschpanzer für eventuelle Katastrophenfälle bereit. Jetzt war eines dieser Spezialfahrzeuge erstmals im Ernstfall-Einsatz gefordert - zur Waldbrandbekämpfung auf einem munitionsbelasteten ehemaligen Truppenübungsplatz in Brandenburg.

Die Feuerlöschpanzer der Firma DiBuKa (Dienstleistung im Brand- und Katastrophenfall) von Joachim Schulz sind vielen Leuten, vor allem aus der Region Seehausen, bekannt. Sie wurden in den zurückliegenden Jahren regelmäßig bei den Seehäuser Tatra-Treffen einem großen Publikum vorgeführt. Aber derartige Schauvorführungen waren nie das Hauptanliegen von Schulz. Denn er wusste um die Stärken der Spezialtechnik. Zum Beispiel bei Waldbränden könnten die Panzer eingesetzt werden - nämlich dort, wo eine herkömmliche Brandbekämpfung nicht möglich ist.

Phosphormunition entzündet sich selbst

Jetzt war es erstmals so weit. Eines der Kettenfahrzeuge war über mehrere Tage erfolgreich zur Waldbrandbekämpfung auf einem sehr gefährlichen Terrain im Einsatz. Die Hitze der vergangenen Wochen hatte auf dem früheren Truppenübungsplatz Teupitz/Wünsdorf bei Baruth (Mark Brandenburg) dazu geführt, dass sich dort im Boden befindliche alte Phosphormunition von selbst entzündete und so zu großflächigen Bränden führte. Gefährdete Anwohner aus der Gegend mussten sogar evakuiert werden.

Die Feuerwehren der Region hatten und haben nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, gegen diese Brände vorzugehen. Eine Feuerbekämpfung ist für sie nur von bestimmten Wegen und Schneisen aus möglich, die von der Altmunition beräumt wurden. Ein Vorrücken in den Wald ist für die Kameraden viel zu gefährlich, denn immer wieder droht neue Munition in Brand zu geraten oder sogar zu explodieren.

Auch Hubschrauber waren darum zur Feuerbekämpfung im Einsatz - mit wenig Erfolg. Erst der Löschpanzer von Joachim Schulz und seinem Team konnte viele der Brände schließlich löschen. Alles erfolgte in Absprache mit den zuständigen Einsatzkräften und Förstern. Neben der Brandbekämpfung machte Schulz mit seinem Panzer auch vorhandene Wege und Schneisen so frei, dass sie von Feuerwehrfahrzeugen genutzt werden konnten.

Dieser Feuerlöschaktion in der Mark geht eine längere Vorgeschichte voraus: Der Landkreis Teltow-Fläming, wo sich das besagte Waldgebiet befindet, hat einen Vertrag mit der Firma DiBuKa abgeschlossen. Es gibt ein Pilotprojekt zum gezielten Abbrennen von Heideflächen zur Landschaftspflege - unter anderem auf munitionsbelasteten Arealen. Dieses Projekt wird auch wissenschaftlich begleitet von Prof. Johann-Georg Goldammer (Universität Freiburg). Der weltweit tätige Forscher leitet die Arbeitsgruppe Feuerökologie des Global Fire Monitoring Center (GFMC). Darüber berichtete die Volksstimme bereits im April 2011.

"Am Sonntag wurden wir nun erstmals für den Ernstfall angefordert. Schnellstmöglich brachten wir einen der Löschpanzer zum Einsatzort. Dort waren wir über mehrere Tage gefordert, denn auf einer Gesamtfläche von knapp 20 Hektar flammten immer wieder neue Brände auf", erklärt Schulz, der den Panzer selbst fuhr.

"Vor allem anfangs war es sehr angespannt"
Joachim Schulz

Und er fügt hinzu: "Vor allem am ersten Tag war es für das ganze Team eine sehr angespannte Situation. Denn wir wussten selbst nicht genau, was uns erwartet und wie heikel es wirklich wird. Nicht nur Phosphor-Munition aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sorgte immer wieder für neue Feuer. Wir erlebten auch mehrfach Explosionen anderer Munition in unserer Nähe. Zweifellos ist es gefährlich, aber man ist im Panzer relativ gut geschützt."

Die Bekämpfung der Phosphorfeuer, so der Panzerpilot weiter, sei schwierig gewesen. Letztlich sei es nur mit solchen Spezialpanzern möglich, nahe genug an die Brandherde zu gelangen, um sie gezielt zu löschen.

An der Bekämpfung der Waldbrände wirkten noch viele weitere Einsatzkräfte mit. Nach mehreren Tagen waren alle Feuer gelöscht. Schulz: "Aber bei der derzeitigen Hitze kann es stündlich passieren, dass wir wieder losmüssen. Jederzeit kann sich von neuem etwas entzünden."

Mit Joachim Schulz gemeinsam im Einsatz waren in Brandenburg seine Mitarbeiter Enrico Schmidt (Leiter der Feuerwehr Seehausen), Torsten Döring (Techniker) und Tilo Stein (technischer Einsatzleiter).