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Kanzerlinnenbesuch Merkel und Salzwedel versöhnt

Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte am Montagabend Salzwedel. Sie
hatte etwas gutzumachen, nachdem sie die Stadt 2011 in ein schlechtes
Licht gerückt hatte.

Von Christina Bendigs, Alexander Walter und Fabian Laaß 31.03.2014, 20:31

Salzwedel l "Sollten mir jemals die Worte gefehlt haben, das Richtige über Salzwedel zu sagen, kann ich amtlich mitteilen, dass mir das Herz voll sein wird, wenn ich wieder einmal über Salzwedel spreche", versprach die Kanzlerin den 600 Zuhörern im Kulturhaus der Stadt. Lacher und Applaus hatte sie mit dieser Aussage auf ihrer Seite.

Und wenn ihr irgendwann einmal jemand übel genommen hatte, dass sie Salzwedel als Stadt bezeichnet hatte, die den Anschluss verpasst habe (siehe Infokasten), so war er Montag mit dem sympathischen Auftritt von Angela Merkel sicher versöhnt.

Merkel bedankte sich für Einladung nach Salzwedel

Die Kanzlerin durfte sich gleich nach ihrer Ankunft ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Einen Seitenhieb auf Merkels einstige Wahlkampf-Rede ließ sich Oberbürgermeisterin Sabine Danicke (parteilos) nicht nehmen. "Unverständlich ist, dass wir in punkto Autobahn seit 1990 überregional politisch nur mäßig berücksichtigt wurden. Da hat es schon den Anschein, dass wir den Anschluss verpasst haben." Sie forderte einen schnellen Bau der A 14 von Magdeburg über die Altmark nach Schwerin. Die Region wolle das Alleinstellungsmerkmal "Größter autobahnfreier Raum Deutschlands" nach 25 Jahren deutscher Einheit endlich loswerden.

Merkel teilte diese Einschätzung: "Wo sich andere Städte gegen neue Verkehrswege wehren, ist Salzwedel scharf darauf, welche zu bekommen." Das will sie mit nach Berlin nehmen. Merkel erinnerte daran, dass Salzwedel mit seiner Lage in Grenznähe nicht vom Schicksal begünstigt gewesen sei, aber nach der Wende die Chance zur Veränderung ergriffen habe: "Hier hat man an alte Stärken angeknüpft und neue entdeckt."

Für den mittelständisch geprägten Standort Sachsen-Anhalt sei die Hansestadt ein gutes Beispiel. Gerade für ländliche Regionen sei es wichtig, auf den demografischen Wandel zu reagieren. Merkel erinnerte an ihren Besuch im April 2013. Damals hatte sich die Regierungschefin bei ihrer Demografie-Projekt-Reise über neue Formen der Mobilität bei der Personenverkehrsgesellschaft (PVGS) des Altmarkkreises informiert. Montagabend sagte sie dazu: "Bundesweit können wir zeigen, wie es hier gemacht wird."

Der letzte Neujahrsempfang des Jahres

Danicke hatte die Kanzlerin mehrfach zu Empfängen der Stadt eingeladen. Nach der Zusage für den diesjährigen Neujahrsempfang verschob die Verwaltung die Veranstaltung auf den 31. März - damit war es der letzte Neujahrsempfang, den die Bundeskanzlerin in diesem Jahr besuchte. Merkel hatte vor ihrer Reise in die Altmark bereits ein umfangreiches Programm absolviert. So hatte sie in der Berliner Robert-Jungk-Oberschule für die bevorstehende Europawahl geworben und den Präsidenten der westafrikanischen Republik Senegal empfangen.

Die Kanzlerin versicherte vor ihrer Abreise, "Grüße aus Salzwedel in Berlin zu verstreuen". Dabei denkt sie auch an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die einen Draht in die Region hat. Denn: Helga Weyhe aus Salzwedel, Deutschlands älteste Buchändlerin, ist mit von der Leyhens Schwiegermutter einst in eine Klasse gegangen.