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  7. Einblick in die "gute Stube" der Handwerker

Diplomrestaurator stellt Bauforschungsbericht zur Fabianstraße 26 vor Einblick in die "gute Stube" der Handwerker

Von Doreen Schulze 17.04.2014, 03:19

Werben l Die Mitglieder des Arbeitskreises Werbener Altstadt (AWA) haben sich den Erhalt historisch wertvoller Gebäude der Hansestadt auf die Fahnen geschrieben. Besonderes Augenmerk gilt dem Haus Fabianstraße 26, das seit langem leer steht und eines der ältesten Gebäude in Werben ist.

Das historische Handwerkerhaus ist städtisches Eigentum, das im Engagement des AWA restauriert werden soll. Entstehen soll ein schlichtes Fachwerkhaus, das als Museum dient und den Besuchern zeigen soll, wie in früherer Zeit Menschen in Werben gelebt haben.

"Wir werden das Haus ohne Mobiliar lassen. Es soll ein Beispiel dafür sein, wie unsere Vorfahren lebten", berichtet AWA-Vorsitzender Werner Eifrig.

Unterstützung durch Programm zur Städtebausanierung

Nachdem bereits eine Notsicherung erfolgte, soll das Gebäude demnächst saniert werden. Finanzielle Mittel aus dem Städtebausanierungsprogramm in Höhe von 25 000 Euro stehen bereit, um die ausstehenden Arbeiten seitens der Stadt abzuarbeiten, wie Eifrig informiert. Die Eigenmittel für die Förderung in Höhe von 5000 Euro stammen aus der Prämie für den erfolgreichen Wettbewerb integrierte Stadtentwicklung.

Während der Jahreshauptversammlung des Arbeitskreises stellte Dipolmrestaurator Bernd Dombrowski den Bauforschungsbericht vor. So erläuterte er, dass Fabianstraße 26 und 25 als ein zusammenhängendes Doppelhaus mit je einer Feuerstelle errichtet wurde. Das Grundstück lag unmittelbar an der Stadtmauer an. Das aus einem Erdgeschoss, einem Obergeschoss und einem Kehlbalkendach bestehende Haus wurde auf einem Feldsteinfundament in Ständerbauweise errichtet. Das Dach mit einem Sparrengebindeabstand von durchschnittlich zwei Meter war vermutlich mit einer Ziegeldeckung versehen.

Die Haushälfte Fabianstraße 26, mit einer Grundfläche von 6,90 Meter mal 5,96 Meter, wurde auf ihren bauzeitlichen Bestand hin untersucht. Die Bauhölzer des Nordgiebels, des Obergeschosses der Straßenfront, der vier Dachgebinde und die Ständer auf der Hofseite gehören zu einem gemeinsamen bauzeitlichen Abbund. Die dendrochronologischen Untersuchungen an neun Bauhölzern dieser Baugruppen belegen, dass es sich um Kiefern handelt, die im Winter zwischen 1708 und 1711 geschlagen wurden. Damit wäre das Baudatum ab 1711 zu benennen.

Pantoffelmacherfamilie war um 1800 in Fabianstraße zu Hause

"Das Haus ist ein bauliches Zeugnis, dass den Wiederaufbau der Stadt nach dem Dreißigjährigen Krieg am Beginn des 18. Jahrhundert markiert", gibt Dombrowski die Empfehlungen zur denkmalpflegerischen Zielstellung. "Die ablesbaren Veränderungen und Umbauten mit dem Beginn des 19. Jahrhundert zeigen zum einen die Entwicklung zu den Wohnverhältnissen der Handwerkerfamilie Scheidt, die als Pantoffelmacher die Haushälfte ab 1801 bewohnt haben, und zum anderen die Veränderungen der traditionellen Feuerstätten nach den neu entstehenden Brandschutzverordnungen im 19. Jahrhundert auf", heißt es im Bauforschungsbericht.