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Opferberatung wieder in festen Händen Christel Stoldt ist das neue Gesicht des Weißen Rings in Stendal

Von Reinhard Opitz 20.01.2011, 04:24

Der Weiße Ring ist wieder da. In dieser Woche eröffnete Polizeipräsident a. D. Johann Lottmann bei einem Festakt im Stendaler Rathaus die wiederbelebte Außenstelle der Opferberatung. Die fünf ehrenamtlichen Mitarbeiter mit Außenstellenleiterin Christel Stoldt haben kein Büro, sind aber unter Telefon (01 51) 55 16 46 50 erreichbar.

Stendal. Die alte Dame wurde von einem maskierten Mann überfallen. Er entriss ihr die Handtasche, dabei fiel sie zu Boden und renkte sich beide Schultergelenke aus. Das war einer der ersten von bisher zehn Fällen, mit denen die kleine Gruppe von Weißer-Ring-Mitarbeitern um Christel Stoldt bisher zu tun hatte, seitdem sie sich im März vergangenen Jahres zusammengefunden hatten. Die Ehrenamtlichen halfen dem Verbrechensopfer, den Schock über den brutalen Überfall zu überwinden und finanzielle Engpässe zu überbrücken. Denn die alte Dame musste sich in Kurzzeitpflege begeben und eine Kur antreten, wofür sie jeweils einen Eigenanteil zu zahlen hatte.

"Jeder dieser zehn Fälle ist einer zuviel", sagt Christel Stoldt. Aber sie ist zusammen mit Willy Pohlan, Claus Weps, Nikolaus Hopf und Michaela Methner angetreten, um sich gerade um solche Menschen zu kümmern: Opfer von Straftaten, die meist viel weniger im Licht der Öffentlichkeit stehen als die Täter, aber häufig genug Hilfe brauchen.

"Opfer von Straftaten brauchen Unterstützung, um die seelischen, körperlichen und manchmal auch wirtschaftlichen Folgen überwinden zu können", umriss Johann Lottmann im Stendaler Rathaus das Aufgabenfeld des Weißen Rings. Der ehemalige Polizeipräsident engagiert sich seit Jahren in der Opferberatung, für die bundesweit etwa 3000, in Sachsen-Anhalt 146 Menschen ehrenamtlich tätig sind.

1976 gegründet, existiert die Außenstelle Stendal des Weißen Rings seit 1991. Nachdem Christel Stoldts Vorgängerin Renate Prorep die Leitung nach zwölf Jahren engagierter Arbeit im vergangenen Jahr aus Altersgründen abgab, musste die hiesige Gruppe neu organisiert werden. Mit öffentlicher medialer Unterstützung und Aufrufen wurden Mitstreiter gesucht – und gefunden. "Ich bin durch die Volksstimme auf den Weißen Ring aufmerksam geworden", berichtete Christel Stoldt im Stendaler Rathaus. Dort beglückwünschten sie neben dem Hausherrn OB Klaus Schmotz die Behördenleiter von Land- und Amtsgericht sowie Polizeirevier, Vertreter von Staatsanwaltschaft und Anwaltschaft, von sozial aktiven Vereinen wie "Mißmut" und Frauenhaus zur Wiederbelebung der Opferhilfe in Stendal.

Christel Stoldt, nach 40 Jahren als Lehrerin nun im Ruhestand, bringe ein großes Maß an sozialer Kompetenz und Erfahrungen in sozialen Diensten mit in diese Tätigkeit, erklärte Johann Lottmann. Zu den Aufgaben von Weißer-Ring-Mitarbeitern, die eine entsprechende Ausbildung absolvieren, gehören das geduldige Zuhören, der persönliche Beistand, Besuche zu Hause oder im Krankenhaus, das Vermitteln von Unterstützung, die Begleitung zu den Stellen, bei denen man Hilfe bekommen kann, oder auch zu den Gerichtsverhandlungen.

Das Stendaler Winckelmann-Gymnasium, in dem Christel Stoldt zuletzt tätig war, stellt dem Weißen Ring, der kein eigenes Büro unterhält, einen Raum für Beratungen zur Verfügung. Die Telefonnummer der Opferhilfe wird in jeder Ausgabe der Volksstimme im Serviceteil veröffentlicht.