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Auto- und Fahrradkorso durch Werben für den Erhalt der Grundschule / Friedrich Schorlemmer mit dabei "Mit der Bildung ist es wie mit der Medizin"

Von Andreas Puls 02.06.2014, 03:39

Mit einem Auto- und Fahrradkorso ging am Freitag die nunmehr 7. Demonstration für den Erhalt der Grundschule Werben über die Bühne. Ein ansehnlicher Tross bewegte sich lautstark durch die Innenstadt zum Schwimmbad.

Werben l Treffpunkt für die Demonstranten war diesmal der Schützenplatz am Werbener Stadtrand. Gegen 17 Uhr formierten sich die Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen zu einem Korso. Ines Bergmann, Vorsitzende des Vereins "Werben für Kinder" gab den Erwachsenen und Kindern mit auf den Weg: "Hupen und Klingeln an Fahrzeugen sind dazu da, andere auf eine Gefahr aufmerksam zu machen. Unsere Schule und viele weitere Schulen im Land sind in Gefahr. Also macht beim Korso ordentlich Gebrauch von Klingeln und Hupen."

Das taten die Teilnehmer dann auch. Vorweg fuhren langsam die Pkw und Transporter, dahinter die Fahrräder. Viele waren mit bunten Bändern geschmückt. Klingelnd und hupend ging es so durch die Stadt, über den Marktplatz und schließlich in die Seehäuser Straße und zum Schwimmbad. Als Kundgebungsgelände wurde eine Wiese neben dem Bad genutzt.

Unternehmerverband gegen Schulschließungen

Ines Bergmann machte in ihrer Ansprache wieder auf aus ihrer Sicht wichtige Ereignisse der zurückliegenden Wochen aufmerksam.

Endlich hätten sich nun auch die Unternehmer aus Sachsen-Anhalt zu Wort gemeldet. So habe Klemens Gutmann, Präsident der Arbeitgeber- und Wirtschatfsverbände (AWSA) gegen die rigorosen Schulschließungen Position bezogen. Die Fixierung auf Mindestschülerzahlen sei ein Fehler, sagte Gutmann im Volksstimme-Gespräch. Notwendig sei mehr Flexibilität, um auch Schulen mit 30 oder 40 Schülern erhalten zu können, wenn die Kommunen das wünschen. Das sei auch für die Unternehmen von großer Bedeutung. Der AWSA-Präsident, so Bergmann, habe Vorschläge gemacht, wie man mehr Schulen erhalten könne und dabei zum Teil die Argumente des Aktionsbündnisses "Schulen vor Ort" übernommen. Bergmann: "Die Erkenntnis setzt sich immer weiter durch, was passiert, wenn überall die Schulen schließen."

Ein zweites Ereignis sei die Entscheidung des Verbandsgemeinderates Arneburg-Goldbeck gewesen, in Werben den Hort zu erhalten - wenn auch zunächst nur für ein Jahr. "Das bedeutet unter anderem, dass die Kinder nach Schulschluss hier ihren Freizeitaktivitäten nachgehen können." Die Anwesenden quittierten das mit kräftigem Beifall. Mit Buh-Rufen reagierten sie dagegen auf die Information, dass die Eltern, die eine Beschulung in Seehausen für ihre Kinder beantragt haben, eine Ablehnung vom Schulverwaltungsamt erhalten haben. Dies sei eine Entmündigung, gegen die sich die Betroffenen noch zur Wehr setzten.

Auch auf die Kommunalwahl ging die Rednerin ein. Sie verwies auf die hohe Wahlbeteiligung von 57 Prozent in Werben und zeigte sich auch mit dem Ergebnis zufrieden. Alle bisherigen Stadträte, die wieder kandidiert haben, hätten das Vertrauen der Wähler erhalten. Ebenso aber auch viele der neuen Kandidaten. Zudem sei der gestiegene Frauenanteil erfreulich, so Bergmann. Allen scheidenden Stadträten gelte ein Dank für ihre geleistete Arbeit.

An der Demo nahm auch der aus Werben stammende Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer teil. Es sei eine Freude, zu sehen, mit welchem Nachdruck die Werbener für ihre Schule kämpften. "Hier kommt friedlicher und entschiedener Bürgerwille zum Ausdruck."

Ministerpräsident besucht im Juli die Stadt Werben

Der Redner machte Mut, in diesem Engagement nicht nachzulassen. Es gehe um die Stadt und ihr Überleben. Eine Stadt wie Werben brauche eine Schule. Zu den Vorgaben des Landes bezüglich der Mindestschülerzahlen sagte Schorlemmer: "Mit der Bildung ist es wie mit der Medizin. Es dürfen nicht allein die Kostengesichtspunkte entscheiden."

Der ehemalige Pfarrer machte außerdem auf den geplanten Besuch des Ministerpäsidenten von Sachsen-Anhalt aufmerksam. Reiner Haseloff wird laut Schorlemmer am 28. Juli nach Werben kommen. Er kündigte an, dass es auch zu einem Gespräch mit Bürgern kommen soll, die sich friedlich für den Erhalt der Grundschule einsetzen.