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Wittenberger Brückenvereinbarung Alle schlucken Kröten im Dienste der Radtouristen

"Was lange währt, wird gut". Der Spruch ist zwar abgedroschen, trifft
auf die touristische Nutzung der Bahnbrücke über die Elbe bei
Wittenberge aber bestens zu und wurde deshalb gestern mehr als einmal im
kleinen Sitzungssaal des Wittenberger Rathauses strapaziert.

Von Ralf Franke 18.06.2014, 03:23

Wittenberge l Dort galt es am Vormittag die Zukunft der Flussquerung, die seinerzeit vorrangig für den Bahnverkehr errichtet wurde, in ihrer Funktion für Fußgänger und Radfahrer gemeinde-, kreis- und länderübergreifend zu besiegeln. Womit ein siebenjähriger Verhandlungsmarathon zwischen der Bahn AG auf der einen und der Stadt Wittenberge sowie der Verbandsgemeinde Seehausen auf der anderen Seite ein Ende findet. Als Streit ohne ein erlösendes Einlenken ausgefochten, hätte das Verfahren wohl irgendwann die Gerichte beschäftigt und sich noch länger hingezogen - wohl gemerkt mit ungewissem Ausgang und mit einer zumindest zwischenzeitlichen Sperrung der Brücke für Ausflügler.

Oliver Hermann betont den klassischen Kompromiss

Die unterschiedlichen Positionen sind schnell erklärt. Der gewinnorientierte Bahnkonzern sah und sieht sich nicht in der Pflicht, die Kosten und das Sicherheitsrisiko für die Passanten zu tragen, die den kleinen Steg an der Eisenbahnbrücke nutzen, um schnell über den Strom zu kommen - zumal die Brücke ausgeschilderter Teil des Elbradweges ist, der seit acht Jahren von seinen Nutzern immer wieder zur beliebtesten Trasse Deutschlands gewählt wurde.

Der kleinste gemeinsame Nenner sieht so aus, dass sich die Bahn weiter in der Pflicht sieht, was die statische Kontrolle und Instandhaltung der eigentlichen Brückenkonstruktion betrifft, ist aber sowohl die Sicherheitsverantwortung als auch die Unterhaltskosten für den Holzbohlenbelag los. Bei dem werden in Zukunft Wittenberge und Seehausen sowie die beiden Landkreise Flagge zeigen müssen.

Robert Reck zeigt sich gestern auch erleichtert

"Ein klassischer Kompromiss", kommentierte Wittenberges Bürgermeister Oliver Hermann die Zuarbeit der Juristen. Soll heißen: Niemand war am Ende gänzlich zufrieden. Alle Seiten mussten sprichwörtliche Kröten schlucken. Für die Kommunen und die Landkreise heißt das unter anderem, dass sie sich jährlich rund 8000 Euro Unterhaltungskosten (Erfahrungswert der vergangenen Jahre) teilen. Eine komplette Bohlenerneuerung würde um die 250000 Euro kosten. Aber so weit ist es noch nicht. Außerdem hätte die Investition gute Aussichten auf eine Bezuschussung.

Robert Reck zeigte sich gestern auch erleichtert. Denn die Elbquerung werde nicht nur von Touristen, sondern auch von Berufspendlern, Schülern und Einkäufern genutzt.