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Vokal-Septett erfreute die Besucher in Osterburg, Königsmark und Werben Wandelkonzert mit Renaissance-Musik

Von Frank Schmarsow 29.10.2014, 01:17

Osterburg l "Cantiones sacrae" - "Geistliche Gesänge" erklangen am Sonntag in der evangelischen Kirche "St. Nicolai" in Osterburg. Es war der dritte Teil einer Komplettaufführung von 23 Motetten. Die ersten beiden Teile hatte das Vokal-Septett, geleitet und begeitet von René Michael Röder auf der Orgel, am Freitag und Sonnabend in den Kirchen von Königsmark beziehungsweise St. Johannis in Werben zu Gehör gebracht. Gesungen wurde in lateinischer Sprache; die Zuhörer hatten in ihrem Programmheft die deutsche Übersetzung vorliegen. Es handelte sich um ein so genanntes Wandelkonzert, da das Ensemble mit je einem Programmteil von einer Kirche zur anderen gewandelt war, und interessierte Zuhörer die Möglichkeit hatten, sich ihnen anzuschließen, wenn sie alle drei Teile akustisch in sich aufnehmen wollten.

Bei den 23 Gesängen, die in einer Auflage von zwölf Exemplaren gedruckt und gebunden vorliegen, handelte es sich um Geschichten der Evangelisten und Psalmen aus dem neuen Testament. Der Waldheimer Kantor Röder beschäftigt sich mit kirchenmusikalischen "Ausgrabungen" in der Alten Waldheimer Kantoreibibliothek und hatte sich in seinem jüngsten Projekt den Stimmbüchern der "Cantiones sacrae" des thüringischen Komponisten Melchior Vulpius (geboren um 1570 in Wasungen, gestorben am 7. August 1615 in Weimar) aus dem Jahr 1602 gewidmet, die er in der Bibliothek entdeckt und in die heute gebräuchliche Notenschrift übertragen hatte.

Der Waldheimer Kantor, der diese Arbeiten in nächster Zeit bevorzugt fortführen will - es sind insgesamt 106 Motetten bekannt -, legt nach Abschluss der etwa vier weitere Jahre in Anspruch nehmenden Arbeit die weltweit erste umfangreichere Neuveröffentlichung des Liedschöpfers Vulpius vor, der in der Spät-Renaissance anzusiedeln ist und dem man in seiner kompositorischen Arbeit eine große Produktivität nachsagt. So wie dessen berühmter venezianischer Zeitgenosse Gabrieli erweise sich Vulpius mit seinen Kompositionen als geschickter Jongleur mit der venezianischen Mehrchörigkeit, sagte Röder, und weiter: "Vulpius, das ist ausgefeilte sehr geniale und mit sechs bis 13 Stimmen groß besetzte Renaissance-Musik."

Vulpius wirkte von 1596 bis zu seinem Tode als Stadtkantor in Weimar.