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Befürworter und Gegner des Landschaftsschutzgebietes "Altmärkische Wische" demonstrierten vor dem Stendaler Landratsamt Warnung vor Folgen zunehmender Massentierhaltung

21.02.2015, 01:20

Werben/Stendal (apu) l Gleich drei Demonstrationen fanden am Donnerstag vor dem Stendaler Landratsamt statt. Anlässlich der dortigen Kreistagssitzung machten Befürworter sowie Gegner des Landschaftsschutzgebietes Altmärkische Wische auf sich aufmerksam. Außerdem wurde für die Umwandlung der Sekundarschule Osterburg in eine Gemeinschaftsschule demonstriert.

Die mit Abstand größte Gruppe bildeten die Mitglieder der Bürgerinitiative für das Landschaftsschutzgebiet (LSG) Altmärkische Wische und ihre Unterstützer. Gut 50 Personen nahmen an der Kundgebung teil. Auf Tafeln, Transparenten und Spruchbändern war unter anderem zu lesen: "LSG Altmärkische Wische - jetzt!", "Landschaftsschutz in der Wische - gegen Windparks und Massentierhaltung" oder "Das LSG Altmärkische Wische nicht aussitzen, sondern durchziehen!".

Auf der Seite der LSG-Gegner demonstrierten rund 15 Personen - vor allem Landwirte aus dem nördlichen Landkreis Stendal, Mitglieder des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt. Auf ihren Plakaten war beispielsweise zu lesen: "Nein zum LSG Altmärkische Wische", "Kleine Windparks statt Atomkraftwerke" und "Lachende Kinder statt strahlende Kinder".

Menschen lebten seit 2009 gut mit dem Wische-LSG

Die BI pro Wische-LSG machte auch akustisch auf sich aufmerksam. Werner Jose aus Werben spielte Melodien auf dem Akkordeon. Aber auch politische Forderungen wurden laut. So ergriff die Werbenerin Elisabeth Gellerich per Flüstertüte das Wort und erläuterte, dass viele Einwohner der Wische bereits seit 2009 in einem LSG wohnen, ohne dadurch irgendwelche Einschränkungen erfahren zu haben. Sie forderte die schnellstmögliche Neuausweisung des Schutzgebietes, um drohenden, unwiderbringliche Landschaftsveränderungen wie etwa durch großflächige Windparks, einen Riegel vorzuschieben. Auch in der unmittelbaren Region gebe es bereits genügend abschreckende Beispiele für landschaftsverschandelnde Windparks.

Eberhard Puls, Arzt aus Tangermünde, widmete sich dem Thema Massentierhaltung. Auch diese gelte es in weiten Teilen der Wische durch die Ausweisung des LSG zu verhindern. "Wollen wir das weitere Voranschreiten von Antibiotika-Resistenzen zulassen? Wollen wir uns der steigenden Gefahr, dass immer mehr hochresistente Keime auf dem Luftweg von Megaställen aus verbreitet werden, aussetzen? Wollen wir, dass unsere Gewässer durch Nitrate und andere Schadstoffe weiter vergiftet werden?" Puls nannte Beispiele für bereits geplante Massentierhaltungsanlagen in der Wische wie die Straathof-Schweineanlage in Wasmerslage, die erheblich erweitert werden soll, und die Hähnchenmastanlage Schwarzholz. Die Ausweisung des LSG sei ein Weg, derartige Massentierhaltungsanlagen zumindest in den Grenzen des auszuweisenden Schutzgebietes künftig zu verhindern.

Windkraft bedrohe touristische Perspektiven

Der Wendemarker Bernd Dombrowski, der in Werben das Kommandeurshaus ausbaut, erinnerte an die bereits erfolgten und noch geplanten Investitionen in touristische Projekte sowie Maßnahmen zur Verschönerung der Städte und Dörfer. All diese kleinen Maßnahmen seien Investitionen in die Zukunft, damit die Wische an Attraktivität gewinne. Sollte es nicht zur LSG-Ausweisung kommen oder nur ein "fauler Kompromiss" umgesetzt werden, dann stünden die Tore für die Windkraftkonzerne offen. Das wäre ein schlimmer Rückschlag für alle Initiativen, die mit dem sanften Tourismus im Zusammenhang stünden.

Die Gegner der LSG-Ausweisung beschränkten sich auf ihre optische Präsenz. Beide Gruppen nahmen jedoch mit Bedauern zur Kenntnis, dass nur wenige Kreispolitiker auf ihrem Weg zur Sitzung Notiz von ihnen nahmen, geschweige denn das Gespräch mit ihnen suchten.